Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
besaß. Das war in der Tat etwas dürftig, aber besser als nichts. Watson befahl, die Waffen im Office abzuliefern.
„Wie wäre es, wenn wir schnell einen Wassergraben um die Stadt legten? Wenn wir alle zufassen, mit Frauen und Kindern natürlich, kann uns doch eigentlich nichts mehr passieren!" Mr. Stanley blickte nach diesem Vorschlag beifallgebietend um sich.
„Vielleicht noch 'n Zugbrücke wie in alten Kinderbüchern? Nee, Männeken, wir leben doch nicht im Märchenland, sind 'ne moderne Stadt. Kann doch keiner mehr rein und raus, wenn es ringsum plätschert. Außerdem müßte
der Graben schon sehr breit sein, sonst ist er witzlos. Dazu braucht man Wochen!" kam es aus dem Hintergrund.
„Und woher das viele Wasser nehmen?" fragte ein anderer.
„Aus dem Red River herüber leiten", lautete die Antwort.
„So ein Käse!"
„Keine Ahnung von Kanalbau!" „Unmöglich!"
Wieder donnerte Watson mit dem Schießeisen gegen den Tisch. „Wir stimmen ab: Wer ist für den Graben?" Etwa zehn Arme fuhren hoch. „Wer ist dagegen?"
„Sieben, zehn, zwölf . . ." zählte Onkel John. „Vorschlag mit Stimmenmehrheit abgelehnt".
„Wie wäre es denn mit einem elektrischen Zaun?" Dieser Vorschlag kam von einem Elektriker. „Kann ganz unauffällig gemacht werden. Nähern sich unerwünschte Besucher, dann bekommen sie einen Schlag, fallen um und wir können sie kassieren."
„Wenn aber ein armes Kaninchen oder ein Hund dagegen rennt? Eh? Dann sind wir Tag und Nacht am Aufpassen, was? Also, ich finde das sehr unpraktisch", kritisierte Mr. Gray.
„Ja, Tierquälerei!" warf jemand ein.
„Schön, also dann auch keinen elektrischen Zaun", verkündete Watson. „Aber irgend etwas müssen wir doch unternehmen, für alle Fälle".
„Ich habe eine andere Idee". Die Stimme, die das sagte, gehörte dem Schuhmacher Cobber. „Wir nebeln Somerset einfach ein. Den nötigen Nebel lassen wir uns in der nächsten chemischen Fabrik nach Maß anfertigen. Ich halte das für die beste Tarnung, na?" Begeisterte Zurufe.
„Es kann ja auch noch jeder sein Haus extra einnebeln, um ganz sicher zu gehen. Das gibt dann ein schönes Herumtappen ... ich sehe die Brüder schon hilflos umherwanken und vergeblich nach Skalpe ausspähen", ergänzte der Schuster seine Idee.
„Mann, Sie haben das einzig Richtige getroffen. Somerset kann stolz auf Sie sein. Woher haben Sie nur diesen Einfall?" wollte Watson wissen. In Wirklichkeit ärgerte er sich doch ein bißchen darüber, daß er nicht selbst auf diesen Gedanken gekommen war.
„Wer stimmt für Einnebeln — vorausgesetzt natürlich, daß wir das Zeug auch bezahlen können. Bitte, Hand heben!"
Viele Arme flogen in die Höhe.
„Die Mehrzahl", entschied Watson und winkte ab.
Auf diesen glorreichen Vorschlag hin wurde erst einmal Bier verlangt. Die Stimmung stieg weiter, und der Wirt hatte alle Hände voll zu tun. Unermüdlich versorgte er die tapferen Somerseter und ihren tatkräftigen Hilfssheriff.
Als dieser gerade auf nähere Einzelheiten des Nebelprojekts eingehen wollte, tippte ihn Mr. Turner zart auf die Schulter.
„Was gibt's denn, Keeper? Ist etwa der Stoff ausgegangen?"
„Noch nicht, Mr. Watson. Aber wenn Sie bitte ans Telefon kommen wollen, da rechts!"
Unwillig folgte Watson dem Wirt an eine Schmalseite des Büffets, an der ein altertümlicher Fernsprecher angebracht war.
„Hier spricht das Gesetz ...ah... Watson", knurrte er ungnädig in die Sprechmuschel hinein. Der Wirt machte sich inzwischen diskret an den Gläsern zu schaffen, allerdings so leise, daß er das Telefongespräch auch noch möglichst vollständig mitbekam.
Aus dem Apparat kam ein aufgeregtes Quaken, dann rief Watson beschwörend „Nein" und „Aber". — „Grauenhaft!" kam es dann nur noch gehaucht von seinen Lippen, während er mit zittrigen Fingern den Hörer einhängte. Bleich wie ein Handtuch wankte er an seinen Platz zurück.
Im Wohnzimmer der Familie Dunn war der Abendbrottisch gedeckt, seit Stunden schon. Mrs. Dunn saß mit einem Berg Stopfzeug am Fenster. Aber sie arbeitete nicht, sondern starrte nur nach draußen. Wo bloß ihr Mann blieb? Er war am Nachmittag zum Richtfest eines Bekannten gegangen, der sich ein kleines Häuschen zusammen gespart hatte.
„Es dauert höchstens zwei Stündchen", waren seine letzten Worte gewesen, als er fortging.
Wenn nur nichts passiert war! Von Unruhe erfüllt stand Mrs. Dunn auf und lief im Zimmer hin und her. Mit halbfertigen Häusern war das so eine Sache.
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