Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
allerlei gefaßt machen!
Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. Wie hatte sie das nur vergessen können! Da war doch vorhin der Schneider Plumrose bei ihr gewesen und wollte ihren Mann zur Bürgerversammlung in den Silberdollar abholen. Sie hatte versprochen, ihm die Wichtigkeit dieses Meetings ganz besonders ans Herz zu legen.
„Höre mal, wenn du unbedingt noch ausgehen willst", sagte sie zu dem Wüterich, „im Silberdollar findet eine wichtige Sitzung statt; man erwartet dich dort. Plumrose ist vorhin extra vorbeigekommen, um dir das zu sagen. Muß etwas ganz Besonderes sein und hat mit den hier eingerissenen Zuständen zu tun!"
„Das interessiert mich nicht, überhaupt nicht. Muß erst mal in meinen eigenen vier Wänden für Ordnung sorgen. Zunächst kommt mir der Bengel ins Haus, tot oder lebendig!"
„Ja doch, Mann, aber vergiß bitte nicht den Silberdollar. Geh wenigstens mal vorbei."
Sobald ich unseren Sohn abgeliefert habe, meinetwegen. Wo ist der Whisky?"
„In der Hundehütte, wie immer!"
„Okay, na dann bis später!"
Mrs. Dunn hörte, wie der Hund draußen auf jaulte, und sank erschöpft in einen Sessel. Gott sei Dank, Beruhigungspillen hatte sie sich neulich aus der Apotheke mitgebracht.
Als Whisky merkte, daß sein Herr ihn von der unwürdigen Kette befreite, sprang er vor Freude hoch, leckte ihm die Hand und wedelte mit dem krummen Stummelschwänzchen. Seine klugen dunklen Augen zeigten einen ergebenen und gutmütigen Ausdruck und das beinahe menschlich klingende Jaulen stimmte Mr. Dunn sogar etwas versöhnlicher.
„Schon gut, Whisky", brummte der und fuhr begütigend über das struppige Fell seines Wachhundes. „Auf dich ist wenigstens noch Verlaß!"
Whisky hatte begriffen. Schließlich hatte er den Verstand von seinem Vater, einem klugen Spitz, geerbt. Was machte es da aus, wenn sein Äußeres ein wenig verrutscht und gelinde gesagt eigenwillig war? Tuffy — und nicht nur Tuffy — behauptete allerdings immer, er sähe von vorn aus wie ein zu klein geratener Schäferhund, von der Seite wie ein magerer Mops und von achtern wie ein entarteter Dackel. Schmeichelhaft war das bestimmt nicht. Aber Whisky nahm ihm das nicht weiter übel. Eitelkeiten hatte er sich abgewöhnt, seitdem ihm eine freche Ratte im erbitterten Kampf das eine Ohr zerbissen hatte und sein einst so herrlicher Schwanz vor längerer Zeit an der Kellertür eingeklemmt worden war. Wie gesagt, über derlei Äußerlichkeiten war Whisky erhaben und sein Herr auch. Der wußte genau, welch treues und tapferes Herz unter seiner rauhen Schale schlug — und das war die Hauptsache!
„Such Tuffy!" flüsterte Mr. Dunn und schritt kräftig aus. Er wollte nun systematisch jede Straße in Somerset abklappern, denn er war sicher, daß in einem dieser Häuser sein Sohn steckte. Bestimmt war er wieder mit diesen Lauskerls, diesen kessen Früchtchen zusammen, die sich die „Gerechten" nannten. Wer weiß, was da wieder ausgeheckt wurde; hatten schon allerhand Dummheiten angestellt, diese Boys.
Mr. Dunn näherte sich dem Zentrum von Somerset. Hier und da blieb Whisky stehen, schnupperte an Häusern, Treppen und Zäunen, um dann sogleich wieder brav an der Seite seines Herrn zu trotten. Mr. Dunn bog jetzt in die erste Nebenstraße ein, die von ein paar Laternen notdürftig erhellt wurde. Whisky blieb an jeder Laterne stehen. Sein Herrchen hatte heute merkwürdigerweise die herrlichsten Einfälle. Wie kam er nur dazu, ihn noch so spät ausgerechnet an seinen Lieblingslaternen vorbeizuführen?
Diese Menschen besitzen bisweilen einen ausgesprochen Tierverstand, dachte Whisky anerkennend..
„Wir sind aber nicht zu unserem Vergnügen hier", unterbrach Mr. Dunn die Gewohnheiten seines Hundes und schwang den Knüppel. „Wir müssen Tuffy finden, und zwar schnell!"
Er hat doch wenig Tierverstand, korrigierte Whisky seine Meinung und trottete in die nächste Seitenstraße. Hier roch es nach feuchten Kellern, aufgestapeltem Holz, Mauerwerk und fremden Menschen. Gar kein bißchen nach Tuffy, nicht einmal nach Tuffys Freunden, die er alle dem Geruch nach kannte. Nachdem er die Straße im Laufschritt abgeschnüffelt hatte, sah er seinen Herrn groß an. „Wau, wau — brrr — wau, wau!" Das hieß etwa: „Hier ist nun wirklich nichts mehr los, nutzlose Zeitverschwendung!"
Mr. Dunn schlug eine andere Richtung ein, und Whisky folgte brav, freudig mit dem Stummelschwänzchen wedelnd. Und das bedeutete in seiner Sprache: „Schon besser, Freund,
Weitere Kostenlose Bücher