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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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sonst auszeichnet.
    In den meisten Fällen habe ich kaum Anzeichen für eine
    echte Selbsterkenntnis gefunden. Immerhin befanden sich ei‐
    nige Fälle, die ich untersucht habe, in der Analyse, und ich konnte die psychiatrischen Berichte einsehen. Sie zeigten, dass die Patienten die Dinge vereinfachten und andere für ihre
    Schwierigkeiten verantwortlich machten.
    Wo eine Tiefenanalyse möglich war, wurde mehr Selbst‐
    erkenntnis festgestellt. Doch in keinem einzigen Fall beobachtete ich auch nur das geringste Verständnis für das hierarchische System. Niemand erkannte die Beförderung als Ursache für das berufliche Versagen.

    Akte Psychiatrie, Fall Nr. 12 S. N. Stickle war ein fähiger Lagerhausangestellter bei der Gebrüder Bathos‐Blei AG. Der
    eifrige Besuch von Abendschulen brachte Stickle Diplome in
    den Fächern Lagerhaus‐Management und elementarer Nichtei‐
    sen‐Metallurgie ein. Er wurde zum stellvertretenden Lager‐
    hausverwalter ernannt.
    Nachdem er sechs Jahre am gleichen Platz gesessen hatte, bat
    Stickle erneut um eine Beförderung. Man teilte ihm mit, dass es
    ihm an Führungsqualität ermangele. Da er die Lagerarbeiter
    nicht dazu bringen konnte, seine Anweisungen zu befolgen,
    war er für eine Ernennung zum Abteilungsleiter ungeeignet.
    Stickle konnte jedoch die Wahrheit über seine eigene Un‐
    fähigkeit als Vorgesetzter nicht ertragen. Er sagte sich einfach, dass die großen, bulligen Arbeiter ihn verachteten, weil er nur
    1,67 Meter groß war.
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    Er kaufte sich Schuhe mit dicken Sohlen und gewöhnte sich an, im Lagerhaus einen Hut zu tragen; dadurch wirkte er
    größer. Er besuchte ein Bodybuilding‐Studio, nahm an Gewicht
    zu und entwickelte schwellende Muskeln. Doch die Lager‐
    arbeiter gehorchten ihm immer noch nicht.
    Stickle brütete weiter über seinen körperlichen Mängeln, ent‐
    wickelte einen ernsten Komplex und suchte schließlich den Rat
    eines Psychiaters.
    Während der therapeutischen Sitzungen versuchte Dr. Harty
    Stickle zu helfen, indem er ihm von kleinen Leuten erzählte, die
    berühmt und reich geworden waren. Das führte zu neuen
    Depressionen: Nun hielt sich Stickle nicht nur für besonders klein, sondern für einen besonders großen Versager. Sein
    Selbstvertrauen bröckelte immer weiter ab, und er wurde noch
    unfähiger als Aufseher.

    Wie in der Liebe - Psychiatrie allein reicht nicht
    Der Fall Stickle zeigt, dass die Psychiatrie es ohne Verständ‐
    nis des Peter‐Prinzips sehr schwer hat, die Nöte zu lindern, die
    beruflicher Unfähigkeit entspringen.
    Dr. Harty wurde von einer Nebensächlichkeit, nämlich
    Stickles Statur, abgelenkt. Doch das Problem Stickles bestand lediglich darin, dass er innerhalb der Hierarchie von Gebrüder
    Bathos seine Stufe der Unfähigkeit erreicht hatte. Keine
    psychiatrische Behandlung konnte diese Tatsache ändern.
    Vielleicht hätte man Stickle trösten können, wenn man ihm
    klar gemacht hätte, dass der Endpunkt, den er als Vertreter des
    Lagerhausverwalters erreicht hatte, kein Versagen, sondern die Krönung seiner Laufbahn war.
    Er wäre höchstwahrscheinlich glücklicher gewesen, wenn er
    begriffen hätte, dass er kein einmaliger Unglücksrabe war,
    sondern wie jeder andere auch im hierarchischen System unter
    dem Einfluss des Peter‐Prinzips stand.
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    Ich bin davon überzeugt, dass die Kenntnis des Prinzips eine
    Hilfe bei der Analyse aller Fälle von Minderwertigkeitskom‐
    plexen wäre.

Einsicht ist dennoch nicht genug
    Es kommt vor, dass das Management nach einer Beförderung
    einsieht, dass der Beförderte seine neuen Aufgaben nicht befriedigend erfüllen kann.
    «Grindley macht sich als Vorarbeiter nicht besonders gut.»
    «Good hatte doch nicht ganz das Format, um in Betters Fuß‐
    stapfen zu treten.»
    «Miss Cardington entwickelt sich als Leiterin der Aktenab‐
    lage nicht besonders.»
    Gelegentlich kommt auch dem Beschäftigten selber diese
    Einsicht, und er gibt seine Unfähigkeit auf dem höheren Posten
    zu. Doch auch hier löst die Einsicht zwar so manchen trüben Gedanken aus, aber wenige oder gar keine Taten.

    Akte Einsicht, Fall Nr. 2 F. Overreach, ein fähiger Konrektor an einer Schule in Excelsior, wurde zum Rektor befördert. Noch
    vor Ablauf des Schuljahres erkannte er, dass er für diese Aufga‐
    be ungeeignet war.
    Er beantragte seine Rückstufung. Sein Gesuch wurde abgelehnt!
    Unglücklich und widerwillig muss er auf seiner Stufe der
    Unfähigkeit verharren.

    Prüfung durch

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