Das Peter-Prinzip
kümmerte sich so gut wie überhaupt nicht um die
ihm unterstellten Verkäufer. Durch absichtliche, unsaubere
Manipulationen senkte er die Einsatzbereitschaft seiner Leute auf einen Tiefstand.
C. Breeze brachte ebenfalls die gesamte Verwaltung durch‐
einander. Größe und Bedeutung der einzelnen Verkaufsgebiete
standen in keiner Beziehung zu den Transportmöglichkeiten,
dem Geschäftsumfang oder der Erfahrung und den Fähigkeiten
der Vertreter. Seine Aktennotizen und Berichte spotteten jeder 99
Beschreibung, und sein Schreibtisch erinnerte an einen Abfalleimer.
Wie es das Peter‐Prinzip vorhersagt, führte ihn seine Karriere
von der Kompetenz zur Inkompetenz.
Bewertung des Eignungstests
Der Hauptunterschied zwischen getesteten und ungetesteten
Angestellten liegt darin, dass die getesteten ihre Stufe der Un-fähigkeit auf kürzeren Umwegen und in kürzerer Zeit errei‐
chen.
Rationalisierungsgutachten
Wir haben festgestellt, dass bei der ersten Einstellung eine Beratung von außen das Erreichen der Unfähigkeitsstufe nicht verhindern kann, sondern sogar noch beschleunigt. Ich möchte
nun das Vorgehen von Rationalisierungsexperten beleuchten.
Es ist kaum verwunderlich, dass sie meist zu einem verhältnis‐
mäßig späten Zeitpunkt auf der Bildfläche erscheinen, nämlich
erst dann, wenn eine Hierarchie bereits einen hohen Reifequotienten erreicht hat (der RQ ist in Kapitel 7 definiert).
Zunächst müssen wir uns natürlich darüber klar sein, dass
auch Betriebsberater dem Peter‐Prinzip unterworfen sind. Sie verdanken ihre Position dem gleichen Beförderungsprozess,
der die Organisation, die sie durchleuchten sollen, gelähmt hat.
Viele der Experten werden sich schon auf ihrer Stufe der Un-fähigkeit befinden. Selbst wenn sie Mängel entdecken, werden sie unfähig sein, sie zu korrigieren.
Akte Rationalisierungsgutachten, Fall Nr. 8 Die Bulkeley-Kühltransporte AG beauftragte die Betriebsberaterfirma Speed‐
well und Trimmer, ihre Organisation unter die Lupe zu
nehmen. Speedwell und Trimmer stellten fest, dass Bulkeley
nicht schlechter arbeitete als die meisten anderen Firmen in der
Branche. Durch diskrete Nachfragen entdeckten sie den wahren
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Grund für ihren Auftrag: Einige Direktoren waren der Mei‐
nung, dass sie nicht genügend Einfluss auf die Geschäftspolitik
ihrer Firma hatten.
Was sollten Speedwell und Trimmer tun? Sollten sie etwa
sagen: «Meine Herren, bei ihnen ist so weit alles in Ordnung.
Ihr Unternehmen ist ebenso leistungsfähig wie Ihre Konkur‐
renz.»?
Speedwell und Trimmer hatten wahrscheinlich guten Grund
zu der Annahme, in diesem Fall werde man auf ihre weitere Mitarbeit verzichten. Sie mussten fürchten, dass sie in den Ruf
kämen, unfähige Management‐Berater zu sein. Sie mussten
damit rechnen, dass Bulkeley sich von einer Konkurrenzfirma beraten ließ.
Angesichts dieses moralischen Drucks fühlten sie sich ge‐
zwungen zu erklären: «Meine Herren, Sie verfügen über zu
wenig Personal, und Ihre Mitarbeiter sind überdies falsch eingesetzt. Wir schlagen vor, einige neue Aufgabenbereiche zu
schaffen und einige Ihrer Angestellten zu befördern.»
Nachdem dann erst einmal genügend Bewegung in die Orga‐
nisation gekommen war, konnten die opponierenden Direk‐
toren ganz nach Wunsch Günstlinge befördern oder mit den
neuen Aufgaben betrauen und dabei gleichzeitig ihren Einfluss
auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Abteilungen
der Hierarchie stärken. Der Vorstand war zufrieden, und
Speedwell und Trimmer erhielten ihr Honorar.
Bewertung der Management-Gutachten
1.
Ein Rationalisierungsgutachten schadet zeitweise dem
Dienstalterprinzip in einer Hierarchie oder hebt es
sogar auf. Das beschleunigt automatisch den Aufstieg
oder erleichtert den Eintritt von Beschäftigten, die
Protektion genießen (Günstlinge).
2.
Eine beliebte Empfehlung von Betriebsberatern ist die
Ernennung eines Koordinators zwischen zwei unfähigen
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Stelleninhabern oder zwei unproduktiven Abteilungen. ∗ Ein unter diesen Experten und Klienten weit verbreiteter
Irrtum ist nämlich, dass «koordinierte Unfähigkeit
gleich Fähigkeit» ist.
3.
Die einzige Empfehlung, die tatsächlich zu einer Leis‐
tungssteigerung führt, ist die, mehr Leute einzustellen.
In einigen Fällen erledigen sie die neuen Aufgaben, die
von den alten Mitarbeitern, die ihre letzte Stufe er‐
reicht haben, nicht mehr erfüllt werden.
Der gute
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