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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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FBI-Agenten sind in der Regel sehr höflich, und dieser Typ und ich sahen uns nicht zum ersten Mal. Es war Special Agent Richard Beasley, ein Agent, der an meinem DEC-Fall beteiligt gewesen war. Mit freundlichem Tonfall und leichtem texanischen Akzent fuhr er fort: »Kevin, das ist Ihr zweites Mal. In diesem Moment wird die Wohnung von De Payne durchsucht. Er kooperiert mit uns. Wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten, werden Sie auf einem der hinteren Plätze im Bus Platz nehmen.«
    Ich hatte diesen Ausdruck noch nie gehört, aber die Bedeutung war klar: Wer als Erster über den anderen auspackt, bekommt einen sehr viel besseren Deal. Lewis und ich hatten das schon oft besprochen. »Was würdest du tun, wenn die Polizei dich verhört?«, fragte einer den anderen.
    Die Antwort war jedes Mal: »Ihnen sagen, dass sie mit meinem Anwalt reden sollen.«
    Ich würde ihn nicht verpfeifen, und ich wusste, dass er auch mir gegenüber nicht einknicken würde.
    Beasley zog eine Tonbandkassette heraus. Er fragte mich: »Haben Sie einen Kassettenrekorder?«
    »Nein!«
    Ich begriff es nicht. Das FBI hält sich für die beste Strafverfolgungsbehörde in den USA, wenn nicht sogar der Welt, und die Agenten kommen hier mit einer Kassette an, die sie mir vorspielen wollen, denken aber nicht daran, ein Abspielgerät mitzubringen?
    Ein Agent entdeckte schließlich meinen Ghettoblaster und brachte ihn her. Beasley legte die Kassette ein und drückte auf Play.
    Ich hörte, wie eine Nummer gewählt wurde und Mark Kasden im Hintergrund sprach. Dann meine Stimme. Es klang, als wären Mark und ich im selben Raum gewesen. Ich hörte, wie es nach Ende des Wahlvorgangs klingelte.
    Die nächste Stimme, die aus dem Ghettoblaster drang, sagte etwa: »Willkommen bei der Pacific Bell Voicemail. Bitte geben Sie Ihre Mailboxnummer ein.«
    Weitere Wählgeräusche.
    »Bitte geben Sie Ihr Passwort ein.«
    »Sie haben drei neue Nachrichten.«
    Und dann: »Hi, Darrell, hier ist David Simon. Bitte rufen Sie mich zurück unter 818 783-42XX.«
    Dann ein weiterer Anruf. Wieder meine Stimme, die sagte: »Hey, Detective Simon hat gerade Santos angrufen.«
    Beasley schaltete den Kassettenrekorder ab.
    »Was haben Sie dazu zu sagen?«, forderte er mich heraus.
    Ich muss zugeben, dass ich ihn spöttisch angrinste. »Erstaunlich, was das FBI mithilfe der Technik zustande bringt.«
    Ich sagte das in einem arroganten Tonfall und sah ihm dabei direkt in die Augen.
    Ein anderer Agent, der die ganze Zeit neben uns gestanden hatte, griff nach dem Ghettoblaster und riss einfach das Kassettenfach ab. Wie ein Vierjähriger bei einem Wutanfall.
    Die Agenten verteilten sich für die Durchsuchung über die ganze Wohnung. Ich saß am Tisch und sah ihnen zu.
    Ein weiterer Agent kam herein. Er gab mir seine Karte, auf der stand: »Supervisory Special Agent«. Er öffnete ein großes Ringbuch, das er mitgebracht hatte, und begann, sich Notizen zu machen. Wenige Augenblicke später sah er auf und fragte: »Wo ist sein Computer?«
    »Wir haben keinen gefunden«, bekam er zur Antwort.
    Das schien ihn zu ärgern.
    Sie suchten weiter.
    Schließlich fragte ich den leitenden Agenten: »Bin ich verhaftet?«
    »Nein«, sagte er.
    Waaas?!?!? Nicht verhaftet?! Ich konnte es nicht glauben. Das ergab keinen Sinn. Aber er hatte nicht gescherzt. Kein anderer Agent hatte auch nur gezuckt. Es musste wahr sein. Dann wollte ich ihn mal auf die Probe stellen: »Wenn ich nicht verhaftet bin, dann gehe ich jetzt«, sagte ich.
    »Wohin?«, fragte der Supervisory Agent.
    »Zu meinem Dad. Ich will ihn fragen, ob ich mit Ihnen kooperieren soll.« Ich und kooperieren – ja, klar. Aber wenn ich hier rauskam, indem ich das sagte, und irgendwohin gehen konnte, wo ich mich wohler fühlte, dann sagte ich es eben.
    Der Agent dachte kurz darüber nach. Wenn ich nicht verhaftet war, warum sollte ich dann hierbleiben und ihnen zusehen, wie sie meine Wohnung auf den Kopf stellten?
    »Okay«, sagte er.
    Er filzte mich, fand meine Brieftasche und durchsuchte sie. Sie fanden auch darin nichts Interessantes. Und sie ließen mich gehen.
    Drei Agenten folgten mir zu meinem Auto. Ich schloss auf, und sie durchsuchten es. Scheiße! Im Handschuhfach fanden sie eine Schachtel mit Disketten, die ich übersehen hatte. Ich war erschrocken und beunruhigt. Sie waren hocherfreut.
    Sie beendeten die Durchsuchung meines Autos, öffneten die Türen und stiegen ein. Sie saßen da, als wären wir gute Freunde, die gleich gemeinsam

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