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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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zu Ende war, musste ich ja nicht mehr in der Wohnung rumhängen.
    Menschen mit Dienstmarke benehmen sich manchmal sehr seltsam. Frühmorgens am 10. Dezember, drei Tage nach Ablauf meiner Bewährungsfrist, waren meine Mutter und Steve in meiner Wohnung, packten die letzten Sachen zusammen und trafen Vorbereitungen für den Transport der Möbel. Da klopfte es an der Tür. Die Strafverfolgungslakaien tauchten doch noch auf, dieses Mal als Trio: U.S. Marshal Brian Salt, ein FBI-Agent, dessen Namen meine Mutter nicht verstand, und mein Erzfeind Agent Ken McGuire, den ich bis dahin immer noch nicht persönlich getroffen hatte. Meine Mutter erzählte den Männern dreist, wir hätten uns vor ein paar Tagen gestritten und ich sei abgehauen. Sie hätte seitdem nichts von mir gehört und wisse nicht, wo ich sei. Außerdem stellte sie fest: »Kevins Bewährung ist abgelaufen.«
    Als Salt sagte, er habe einen Haftbefehl gegen mich und bereits vor mehreren Tagen eine Benachrichtigung an meiner Tür hinterlassen, dass ich mich bei ihm melden sollte, sagte sie ihm die Wahrheit: »Er hat keine Notiz gesehen. Das hätte er mir erzählt.«
    Anschließend hatte sie noch eine lautstarke Auseinandersetzung mit den Gesetzeshütern, in der es darum ging, ob meine Bewährung nun abgelaufen war oder nicht.
    Später erzählte sie mir, sie habe sich von den Männern nicht im Geringsten einschüchtern lassen. Ihrer Ansicht nach benahmen sie sich wie Idioten – besonders der, der in den Kühlschrank schaute, als könnte ich mich darin versteckt haben. Sie hatte den Mann nur angeschaut und ausgelacht. (Es kann natürlich sein, dass er nachsehen wollte, ob ich wieder Donuts dagelassen hätte.)
    Irgendwann gingen sie dann, mit leeren Händen, ohne einen Hinweis.
    Ich jedenfalls betrachtete mich als freien Mann – dem es freistand, Los Angeles zu verlassen, bevor neue Anklagepunkte gegen mich erhoben würden.
    Mir war aber klar, dass ich nicht mit meiner Mutter zurück nach Las Vegas fahren konnte, denn wahrscheinlich wurde sie überwacht. Gram bot an, mich zurückzufahren. Vorher wollte ich aber noch einige Erledigungen in L.A. machen.
    Eine unfertige Angelegenheit verfolgte mich besonders: Ich hatte die Zulassungsstelle (DMV) dazu gebracht, mir eine Kopie von Eric Heinz‘ Führerschein zu schicken, hatte das Fax aber zur Sicherheit von einem Copyshop in den anderen faxen lassen, falls die Bullen mir auf die Schliche kämen und schon in dem Laden auf mich warteten. Durch das mehrmalige Faxen war das Bild so körnig geworden, dass es mir nicht groß weiterhalf. Ich wollte an die Führerscheinfotos von Wernle, Ways und Heinz kommen, um zu sehen, ob es sich dabei um dieselbe Person handelte.
    An Heiligabend, kurz bevor ich mein Zeug in Grams Auto laden wollte, rief ich als Larry Currie beim DMV an und verwendete damit den Namen eines Ermittlers, der tatsächlich beim Los Angeles County Welfare Fraud Unit gegen Sozialbetrug vorging. Ich gab den Abfrage-Code, Curries PIN, Geburtsdatum und Führerscheinnummer an und verlangte Soundexes von Eric Heinz, Joseph Wernle und Joseph Ways.
    Die Sachbearbeiterin, die meine Anfrage entgegennahm, war gewarnt worden. Sie informierte Senior Special Investigator Ed Loveless, der nach kurzer Recherche herausfand, dass die von mir angegebene Faxnummer zu einem Kinko‘s-Copyshop in Studio City gehörte.
    Loveless wies die Mitarbeiterin an, ein Soundex zu fälschen, und sie setzte ein Bild von »Annie Driver« ein, einer fiktiven Figur, die das DMV für Lehrveranstaltungen nutzte. Anschließend kontaktierte Loveless eine Ermittlerin vom DMV-Büro in Van Nuys. Sie sollte den Copyshop überwachen und die Person identifizieren und festnehmen, die das Fax dort abholen würde. Die Ermittlerin ließ sich von zwei Kollegen begleiten, außerdem wurde das FBI informiert, das zusätzlich einen Agenten schickte. All das lief ab, während doch alle nur noch nach Hause und das Weihnachtsfest vorbereiten wollten.
    Ein paar Stunden nachdem ich die Soundexes beim DMV angefragt hatte, waren meine Sachen in Grams Auto verstaut, und wir aßen mit Trudy zu Mittag. Ich verabschiedete mich und betonte, wie sehr ich mich gefreut hätte, bei ihr wohnen zu können. Wir beide hatten in keinem engen Kontakt gestanden, umso mehr schätzte ich, dass sie mir diesen Gefallen getan hatte.
    Gram und ich fuhren dann los, aber ich meinte, ich hätte noch etwas zu erledigen. Es würde nur eine Minute dauern. Wir fuhren zu dem Copyshop.
    Die

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