Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
Vom Netzwerk:
ein Münztelefon, über das ich mein Handy anrief, das noch immer in Grams Auto lag. Ich rief immer wieder an. Niemand nahm ab.
    Und noch einmal. Wieder meldete sich keiner. Mist! Warum nahm sie nicht ab? Ich befürchtete schon, sie wäre in den Copyshop gegangen, um mich zu suchen, oder hätte gar die Angestellten oder andere Kunden nach mir gefragt. Verdammt! Ich musste sie unbedingt erreichen.
    Also Plan B. Ich rief im Supermarkt an und sagte der Person, die sich dort meldete, meine Großmutter würde auf dem Behindertenparkplatz gleich vor der Tür parken. »Ich wollte sie dort treffen«, erklärte ich, »aber ich stecke im Stau. Könnte sie vielleicht jemand hereinholen, damit ich sie kurz sprechen kann? Ich mache mir Sorgen wegen ihrer Gesundheit.«
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen und wartete und wartete. Endlich kam der Mann zurück an den Apparat und berichtete, er habe sie nicht gefunden. Nicht doch! War sie also wirklich in den Copyshop gelaufen? Mir wurde ganz anders, als ich mir ausmalte, was passiert sein konnte.
    Schließlich erreichte ich meine Cousine Trudy und erzählte ihr, was passiert war. Erst schrie sie mich an, dann fuhr sie zu dem Parkplatz und ging die Reihen durch, bis sie Grams Auto fand. Es stand nicht mehr vor dem Supermarkt, sondern vor dem Copyshop. Meine 66-jährige Großmutter saß immer noch hinterm Steuer und wartete auf mich.
    Die beiden trafen mich in einem Dupar‘s Restaurant in der Nähe, zu dem ich zu Fuß gelaufen war. Den ganzen Weg über war mir ganz elend zumute, weil meine Großmutter bestimmt drei Stunden in ihrem Auto gesessen hatte. Als ich dann das Restaurant betrat und sie sah, war ich erleichtert, dass es ihr offensichtlich gut ging.
    »Ich habe immer wieder angerufen – warum bist du nicht rangegangen?«, fragte ich.
    »Ich habe es klingeln hören, aber ich weiß nicht, wie man so ein Handy benutzt«, antwortete sie.
    Unglaublich! Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass ein Mobiltelefon ihr ein Rätsel sein könnte.
    Nachdem sie eine Stunde gewartet hatte, berichtete sie, war sie in den Kopierladen gegangen. Man hätte sofort gemerkt, dass da etwas los war, irgendetwas mit der Polizei, hatte sie sich gedacht. Eine Frau hätte eine Plastiktüte mit einer Videokassette in der Hand gehalten. Als ich sie fragte, wie diese Frau aussah, beschrieb meine Großmutter mir die DMV-Frau, die mir hinterhergejagt war.
    Bei all meinen Hacking-Aktionen hatte ich nie ein schlechtes Gewissen, obwohl ich mir Informationen verschaffte, die nicht für mich gedacht waren, oder Angestellte austrickste und dazu brachte, mir hochsensible firmeneigene Daten zu überlassen. Wenn ich mir aber meine Großmutter vorstellte, die so viel für mich getan und sich mein ganzes Leben um mich gekümmert hatte, wie sie so lange voller Sorge im Auto auf mich gewartet hatte, überkam mich ein tiefes Schuldgefühl.
    Und das Videoband, das sie erwähnt hatte? Man merkt es oft nicht, aber in jedem Kinko‘s-Copyshop laufen rund um die Uhr Überwachungskameras, die alles auf einem Endlosband speichern, das in etwa die Daten der vergangenen vierundzwanzig Stunden aufnehmen kann. Auf diesem Band war ich sicherlich mehrmals eindeutig zu erkennen.
    Die Aufnahmen allein sollten dem DMV nicht helfen, der gesuchten Person einen Namen zu geben, aber sie hatten noch etwas entdeckt: Die Faxe, die ich hochgeworfen hatte, wurden in ein kriminaltechnisches Labor gebracht und die Fingerabdrücke darauf gesichert. Schon bald hatten sie einen Namen: Kevin Mitnick.
    Mitarbeiter des FBI stellten ein »Sixpack« zusammen – sechs Fotos, eins von mir und fünf von beliebigen anderen Personen –, und meine Verfolgerin, DMV-Inspector Shirley Lessiak, hatte keine Mühe, mich als den Gesuchten zu erkennen.
    Ich war Lessiak und ihren Kollegen entkommen, aber ich musste trotzdem weiter weglaufen. Ab jetzt war ich auf der Flucht.

Auf der Flucht
Fünfundzwanzig
Harry Houdini
    Cngz zuct ngy znk grsg sgzkx lux znk xkgr Kxoi Ckoyy?
    J etzt war ich also auf der Flucht. Nach dem, was Deputy Marshal Salt zu meiner Mutter gesagt hatte – dass er einen Haftbefehl gegen mich hätte –, schien das die einzige Möglichkeit, die mir blieb.
    Doch der stellvertretende Staatsanwalt David Schindler, der meinem Fall zugeordnet war, sagte mir Jahre später, er habe sich gewundert, dass ich abgetaucht sei. Was dachte er sich wohl? Eric hatte dem FBI gesagt, dass ich mit Lewis zu tun und damit die Bewährungsauflagen verletzt

Weitere Kostenlose Bücher