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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hochkletterte, erwischte Paul ihn am Hosenbein: »Nicht so flink, Kollege! Du könntest dir sonst etwas brechen.«
    Hans drehte sich um und sah Paul angriffslustig an: »Lass los oder ich verpasse dir eine! Meine Schuhe haben Stahlkappen.«
    »Warum denn so feindselig?« Paul ließ von dem Beleuchter ab, blieb aber auf der Hut, um ihn sich wieder schnappen zu können, falls er entwischen wollte.
    »Da fragst du noch?« Hans klang bitter enttäuscht. »Hätte ich gewusst, dass du ein Bulle bist, hätte ich dir nie im Leben so viel von mir und den anderen erzählt.«
    »Ich, ein Bulle?« Paul lachte auf. »Woher hast du denn diesen Unsinn?«
    »Von dir selbst!«, fuhr Hans ihn an. »Ich konnte sehen, wie du mit dieser Frau von der Staatsanwaltschaft geredet hast. Und du hast ihr alles haarklein gepetzt, was ich dir verraten habe, stimmt’s nicht?«
    Paul kniff die Augen zusammen: »Du hast uns heimlich beobachtet?« Er deutete nach oben. »Von dort, aus deinem Adlerhorst? Oder war es auf der Probebühne?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich kenne überall im Haus Wege, die niemand anders geht. Vor mir kannst du nichts verbergen.«
    »Offenbar doch.« Paul klopfte Hans auf den Schenkel und gab ihm damit zu verstehen, er möge endlich von der Leiter steigen. »Zufällig ist diese Staatsanwältin, mit der du mich gesehen hast, meine Verlobte. Natürlich habe ich ihr das eine oder andere gesagt. Alles, was vielleicht wichtig für die Aufklärung der Verbrechen ist. Deshalb bin ich noch lange kein Bulle. Ich bin ein ganz normaler Fotograf – und halte meine Augen ebenso offen wie du!«
    Das schien Hans zu besänftigten. Er löste seine Hände von den Leitersprossen und wandte sich Paul zu. »Dann bist du gar kein Kripomann, der eingeschleust wurde, um uns zu bespitzeln?«
    »So was gibt’s doch bloß im Fernsehen«, wehrte Paul den Verdacht ab. »Ein für allemal: Ich habe mit der Polizei nichts am Hut. Das heißt aber nicht, dass mich die Morde kalt lassen.«
    Hans knirschte mit den Zähnen. »Mich auch nicht. Und ich finde es so hundsgemein, dass es alle nur auf Irena abgesehen haben und ihr den ganzen Mist in die Schuhe schieben wollen. Als ob dieses zarte Persönchen in der Lage wäre, zwei gestandene Mannsbilder um die Ecke zu bringen.«
    »Nun ja, mit purer Muskelkraft wurden die Morde nicht begangen«, gab Paul zu bedenken. »Zumindest der erste nicht.«
    »Trotzdem! Die Polizei liegt völlig falsch!« Hans hieb mit der Faust gegen die Leiter. »Die wahre Mörderin lacht sich ins Fäustchen!«
    Paul machte große Augen. »Was sagst du da? Wahre Mörderin? Von wem sprichst du?«
    Hans, erschrocken über die eigenen unbedachten Worte, hielt sich die Hand vor den Mund. »Von niemandem, nichts …«, stotterte er.
    »Sag schon!« Paul sah ihn eindringlich an. »Wenn du explizit von einer Mörderin sprichst, musst du jemanden Bestimmtes im Auge haben.«
    Hans wich Pauls Blick aus, als er zögernd hervorbrachte: »Ich war im Kulissenlager, als sie Klinger entdeckten. Ich habe dir über die Schulter gesehen, als du deine Fotos geschossen hast, noch vor Eintreffen der Polizei.«
    »Was?« Paul war überrumpelt. »Ich habe dich nicht gesehen. Wo hast du gesteckt?«
    »Auf dem schwenkbaren Arm des Lastenkrans. Er steht gleich neben dem Bühnenbild. Ich war die ganze Zeit dabei.«
    Paul gefror das Blut in den Adern. »Dann …« Er schluckte. »… dann konntest du den Mord beobachten? Du hast gesehen, wer es getan hat?«
    Hans blinzelte und rieb sich die Augen. »Nein. Ich kam ungefähr zur selben Zeit dazu, als du und die anderen aufkreuzten.«
    »Ja, aber wenn das so ist …« Pauls bange Erwartung verpuffte.
    Doch dann offenbarte Hans seinen Wissensvorsprung: »Ich war nicht früher dort als ihr, aber ich bin länger geblieben.«
    »Ach … – du meinst, dass die Mörderin noch einmal zurückgekommen ist? Und bei dieser Gelegenheit hast du sie erkannt?«
    Hans nickte mit bedeutungsschwerem Ausdruck. »Ja. Sie ist zurückgekommen. Als die Polizei eintraf und die Menge um den Toten auseinander trieb, nutzte sie den allgemeinen Trubel aus.«
    »Um was zu tun?« Paul wartete auf die entscheidende Enthüllung.
    »Um die Spur zu verwischen, die sie hinterlassen hatte«, sagte Hans, als wäre Paul schwer von Begriff. »Sie hatte während der Tat etwas verloren und musste es sich zurückholen.«
    »Was denn?« Paul hielt den Atem an.
    »Ihr Halstuch«, ließ Hans die Bombe platzen. »Paula hatte dabei ihr Halstuch verloren.«
    Paul

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