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Das Phantom von Manhattan - Roman

Titel: Das Phantom von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth Wulf Bergner
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Aussehen. Was soll das heißen, daß ich auf jüdische Art ganz passabel aussehe? Ich bin unwiderstehlich. Jedenfalls ist sie eine sehr schöne Lady, die meinen Blick mit schwachem Lächeln erwidert, und ich weiß, daß Hammerstein im Hintergrund knurrt. Aber dann flüstert sie: »Heute abend um sieben Uhr in meiner Suite«, und das Fenster geht hoch. Das war’s dann,
und ich hab’ das erste New Yorker Exklusivinterview mit ihr vereinbart.
    Bin ich hingegangen? Natürlich bin ich hingegangen. Aber wartet, das ist noch nicht alles. Der Oberbürgermeister fordert mich auf, die Reinigung des Capes bei der chemischen Reinigung, die für seinen Amtssitz Mayoral Mansion arbeitet, auf seine Rechnung setzen zu lassen, und ich gehe recht zufrieden zum American zurück. Dort treffe ich Bernie Smith, unseren Hafenmann, und ratet mal, was er mir erzählt? Während die französische Lady sich bei McClellan für den Empfang bedankt hat, hat Bernie zufällig zu den gegenüberliegenden Lagerhäusern geschaut - und was hat er dort gesehen? Einen Mann, der wie ein Racheengel allein am Dachrand gestanden und die Szene beobachtet hat. Bevor er weiterreden kann, sage ich zu Bernie: »Halt, kein Wort mehr! Er hat einen bis oben hin geschlossenen dunklen Umhang, einen breitkrempigen Hut und vor dem größten Teil seines Gesichts eine Art Maske getragen?«
    Daraufhin fällt Bernie das Kinn herunter, und er fragt: »Woher zum Teufel weißt du das?« Nun, eins weiß ich sicher, daß ich im E. M. Tower keine Halluzinationen gehabt habe. In dieser Stadt gibt es tatsächlich ein Phantom, das niemals sein Gesicht sehen läßt. Mich interessiert, wer dieser Kerl ist, was er tut und warum er sich so für eine französische Opernsängerin interessiert. Hinter diese Story komme ich irgendwann noch. Oh, danke, Harry, sehr nett von dir, Prosit! Wo war ich gleich wieder? Ah, richtig, bei meinem Interview mit der Pariser Diva.

    Zehn vor sieben betrete ich also in meinem besten Anzug das Waldorf-Astoria, als gehöre der Laden mir. Mein Weg dorthin führt die Peacock Alley entlang, auf der die Damen der New Yorker Gesellschaft flanieren, um zu sehen und gesehen zu werden. Wirklich großartig. An der Rezeption mustert der Chefportier mich von oben bis unten, als hätte ich mich hinten am Lieferanteneingang melden sollen.
    »Ja?« sagt er. »Die Suite der Vicomtesse de Chagny, wenn Sie so freundlich sein wollen«, sage ich. »Ihre Ladyschaft empfängt nicht«, sagt der Livrierte. »Sagen Sie ihr, daß Mr. Charles Bloom in einem anderen Cape da ist«, sage ich. Zehn Sekunden am Telefon, dann verbeugt er sich, macht Kratzfüße und besteht darauf, mich persönlich hinaufzubegleiten. Zufällig begegnen wir in der Hotelhalle einem Pagen, der ein großes, als Geschenk verpacktes Paket in die Suite der Diva bringen soll. Also fahren wir gemeinsam in den neunten Stock hinauf.
    Schon mal im Waldorf-Astoria gewesen, Jungs? Nun, imposant ist das richtige Wort dafür. Die Tür öffnet eine weitere Französin, die Kammerzofe der Lady: nett, hübsch, mit einem steifen Bein. Sie läßt mich eintreten, nimmt dem Pagen das Paket ab und führt mich in den Salon. Darin könnte man Baseball spielen, sage ich euch. Riesig. Gold, Plüsch, Wandteppiche, Vorhänge, alles wie in einem Palast. Die Kammerzofe sagt: »Madame zieht sich gerade zum Dinner um. Sie steht Ihnen gleich zur Verfügung. Bitte warten Sie hier.« Und ich setze mich auf einen Stuhl an der Wand.

    In dem Raum ist außer mir nur ein Junge, der mir zunickt und lächelnd »Bonsoir« sagt, also lächle ich ebenfalls und sage »Hi!« Er vertieft sich wieder in ein Buch, während die Kammerzofe, die Meg zu heißen scheint, die an dem Geschenkpaket hängende Karte liest. Dann sagt sie: »Oh, das ist für dich, Pierre«, und nun erkenne ich den Jungen wieder. Er ist Madames Sohn, den ich vormittags in Begleitung eines Geistlichen auf der Pier gesehen habe. Er nimmt das Geschenk in Empfang und fängt an, es auszupacken, und Meg verschwindet durch die offene Schlafzimmertür. Ich höre die beiden dort drinnen kichern und lachen, aber sie reden natürlich französisch, deshalb sehe ich mich einstweilen im Salon um.
    Überall stehen Blumen: Sträuße vom Oberbürgermeister, von Hammerstein, vom Verwaltungsrat der Oper, von zahllosen Verehrern. Der Junge reißt das Geschenkpapier auf, unter dem ein Karton zum Vorschein kommt. Den öffnet er nun und zieht ein Spielzeug heraus. Da ich nichts anderes zu tun habe, sehe ich ihm

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