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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Mittwochabend nach Hause gekommen ist. Spät, sagt Jonah, weiß aber nicht, mit wem. Er habe nur gehört, wie ein Auto weggefahren sei. Jonah gefällt mir nicht so recht. Ich kann nicht sagen, weshalb. Jetzt ist indes nicht die Zeit für Gefühlsanalysen. Fest steht, dass ich nichts weiter erfahren werde. Ich bedanke mich bei Madame Emma und Jonah und breche auf.
    Kylian Fabre ist in seinem Zimmer, von der wohlbekannten Atmosphäre des Berichtschreibens umhüllt. Auf Schreibtisch und Bett liegen Papierbogen herum, manche vollgeschrieben, andere durchgestrichen. „Ja, so ist das!“, sagt er und lacht hinter seiner Brille. „Ein bisschen Sauerteig aus alten Berichten kommt immer zupasse! Gehen wir?“
    Wenig später fährt der Jeep auf die Allee. Die Autos sind fort, die Pension hat sich geleert. Die Fenster sind geschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Nur vom Frühstücksraum her ist Geschirrklappern zu hören. Der Tag hat für alle begonnen.
    Jetzt sehe ich, dass die blasslila Büsche an der Allee nicht lila sind, sondern voll grell weißer Blüten in riesigen Trauben hängen. Und obwohl es noch früh am Tag ist, strömen sie einen starken, erregenden Duft aus.
    „Bougainvilleas“, sagt Fabre, der meinen Blick gefolgt ist.
    „Sie sind einfach fantastisch und wurden nach einem Landsmann von Ihnen benannt, Louis Antoine de Bougainville . Manche aber mögen sie nicht. Sie sagen, dass sie Schlangen anlocken.“
    „Im Ernst?“
    „Unsinn! Die Schlangen fürchten sich vor den Menschen mehr als wir vor ihnen. Nehmen Sie übrigens diesen Hut.
    Die Sonne ist gefährlich.“
    Er reicht mir einen schon etwas abgetragenen Hut mit Schirm und Nackenschutz.
    „Geben Sie nichts darauf, dass er nicht der Neueste ist. Dann hält man Sie nicht für einen Touristen und haut Sie auf dem Markt nicht so sehr übers Ohr.“
    Ich setze mich in den Wagen, und wir fahren los. Ich hatte angenommen, es würde nach unten gehen, doch wir biegen nach der anderen Seite ab, hügelaufwärts, um von der anderen Seite hinzukommen, wie er mir erklärt. Von den Villen gebe es einen direkten Weg nach unten, aber der sei zu steil und nicht für Autos geeignet.
    Die Villen werden immer prächtiger, Gebäude im mauretanischen Stil reihen sich aneinander, mit Bögen und Säulen, von den zähen Ästen des Oleanders umrankt. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele verschiedene Grüntöne gibt: mächtige samtgrüne Farne, grell grüne Orangenhaine, die voller Früchte hängen, silbrig grüne Palmen und Oliven. Über die grünen Hügel schießen Lerchen hin, und zum ersten Mal sehe ich orangefarbene und blaue Lerchen. Die Straße macht eine Biegung und gelangt ins Freie. Fabre, der nicht viel redet, sieht mich an.
    „Die Altstadt!“, sagt er.
    Unter uns liegt eine Legende in Weiß und Rosa ausgebreitet, und ich vergesse einen Augenblick lang, weshalb ich hier bin. Als Kind habe ich die Märchen von Tausendundeine Nacht und von verzauberten Städten gelesen und danach solch farbige Träume geträumt.
    Über die Hänge ziehen sich schneeweiße Häuser mit flachen Dächern abwärts, darüber wachen die rosa Kuppeln von Moscheen mit dünnen Minaretten, die von hier wie Spielzeug aussehen. Der Hügel an der Bucht wird von einer alten Festung gekrönt, ihre verfallenen Schießscharten gehen aufs Meer hinaus - den glasblauen Ozean.
    Doch im nächsten Augenblick verschwindet das Traumbild schon, der Weg führt jetzt abwärts. Breite Straßen mit modernen Gebäuden tauchen auf, Autos kommen uns entgegen, die Stadt lebt auf mit dem Getön der Hupen und dem Lärm an den Kreuzungen.
    Der neue Teil der Stadt ist ein seltsames Gemisch. Die Gebäude sind neu, kurz vor oder nach dem Krieg errichtet, aber die alte Südstadt, die zum Hafen hin liegt, ist auch hier eingedrungen, hat sich der Details bemächtigt. Zwischen den europäisch gekleideten Männern, die vor den roten Augen der Verkehrsampeln warten, stehen gelassen alte Männer mit Turbanen und weiten weißen Gewändern. Auf dem modernen Parkplatz empfängt uns ein uniformierter Wächter. Ein Häuschen hat er nicht – seitwärts, neben Autos aller Marken, ist ein bunter Schirm aufgespannt. Der Parkplatz befindet sich genau hinter der Kommandatur. Wir verabreden, dass ich Fabre wieder hier treffen werde.
    Der Polizist am Eingang studiert lange und konzentriert meine Papiere, dann übergibt er mich einem anderen, der mich ins Büro des stellvertretenden Kommissars bringt.
    Ich trete ein, hinter dem

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