Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
Vom Netzwerk:
abgeschlossen. Schwester Amina holt ein Schlüsselbund aus der Tasche und öffnet.
    „Bitte!“ das Zimmer liegt am Ende des Ganges.“
    Sie hat eine tiefe, sehr ausdrucksvolle Altstimme, die für ihr Äußeres recht überraschend ist.
    „Das übrige Personal?“, frage ich leise.
    Sie nickt.
    Im Korridor ist kein Laut zu hören – alles liegt hinter den dick gepolsterten Zimmertüren verborgen. Nur links, über einer großen Doppeltür, leuchtet ein dunkelrotes Auge. Dort ist der Operationssaal. Eigentlich ist das die Station für die schweren Fälle, in dem die Patienten auf die Operation vorbereitet werden und nicht lange bleiben.
    Dem Operationssaal genau gegenüber sind zwei Arbeitsräume – der für den Arzt und der für die diensthabende Schwester. Im Übrigen hat die Station nicht viele Zimmer, fünf oder sechs. Schwester Amina führt mich den Korridor entlang, macht die Tür zum Schwesternzimmer auf und spricht von der Tür aus mit jemandem. Ich höre eine Männerstimme. Es geht darum, dass von der Antischockstation ein Schwerverletzter hierher verlegt werden soll.
    Alles ist ganz natürlich, jetzt käme auch der Klügste nicht mehr dahinter, wann O’Sullivan eingeliefert worden ist.
    Das für uns vorbereitete Zimmer ist das letzte in der Reihe. Ein winziger Raum, bewundernswert sauber – und der Platz rationell genutzt: Bett, Nachtschränkchen, Lampe, Kleiderschrank und ein abgetrennter Raum fürs Bad. Es sähe wie ein winziges Hotelzimmer aus, wenn der Tropf für die Bluttransfusion nicht dastünde und das Tischchen auf Rädern zum Füttern der Schwerkranken.
    Hier wird also O’Sullivan untergebracht. Wir werden den Tropf anschließen, ein paar Kleinigkeiten auf das Nachtschränkchen legen, einen Teil seines persönlichen Besitzes. Unter dem Bett wird, gut versteckt, ein Abspielgerät angebracht mit der Aufzeichnung von verschiedenen Geräuschen und dem leisen Stöhnen eines Menschen, der im Fieber fantasiert. Eine Zeitschaltuhr wird es in unterschiedlichen Abständen einschalten. Darum wird sich Samat kümmern, ich muss die Dokumente vorbereiten. Und ich muss mir unbedingt die benachbarten Zimmer, den Korridor und die Aufzüge ansehen. Unter anderem muss alles so vorbereitet werden, dass für die Kranken in den benachbarten Zimmern keinerlei Gefahr entstehen kann.
    Die Verzagtheit, die mich draußen vor dem Krankenhaus befallen hatte, schwindet allmählich. Es ist, als finge ich an, mich von der Seite zu betrachten. Was könnte Argwohn erregen? Ich glaube nicht, dass unter diesen Leuten ein Arzt ist, aber von Medikamenten verstehen sie bestimmt etwas. Also müssen wir mit den Medikamenten besonders aufpassen.
    „Die Unterlagen“, sage ich. Bringen Sie alles, was Sie finden. Und die Aufstellung der Medikamente, bitte.“
    Wir schließen uns ein, und in der Zeit, die bis zum vereinbarten Treffen bleibt, befassen wir uns mit den Patientenakten, Anforderungen von Blutkonserven, Untersuchungen, Röntgenaufnahmen und der Aufnahme in die Verpflegungsliste. Schwester Amina kennt, wie jede Schwester, die schwachen Punkte der Station. Sie hat sich mit ausreichend unterschriebenen Blankoformularen eingedeckt. Wie überall, achten die Ärzte auch hier nicht sonderlich auf das, was sie unterschreiben.
    Die Medikamentenversorgung und die Analysen der Untersuchungsergebnisse kriegen wir gut hin. Und als wir am Ende den Toten noch auf die Verpflegungsliste gesetzt haben, bin ich meiner Sache sicher. Zu dieser Sicherheit gesellt sich auch ein Gefühl, Hasard zu spielen – ich setze hoch, aber wie ein Spieler, der die Karten danach hat. Wir überprüfen noch einmal unsere literarischen Ergüsse und gehen hinaus, um uns die benachbarten Zimmer anzusehen. Das dunkelrote Auge über dem Operationssaal leuchtet noch immer warnend.
    Jetzt steht uns noch ein heikler Schachzug bevor – der diensthabende Krankenpfleger muss entfernt werden, damit O’Sullivan unbemerkt hereingeschafft werden kann. Und der Nachtkrankenpfleger, der seinen Dienst in einer Stunde antritt, weiß dann bereits, dass im letzten Zimmer ein Schwerverletzter liegt, der von der Polizei bewacht wird.
    Schwester Amina macht das großartig. Der Krankenpfleger, ein kleiner, ruhiger Mann, wird mit einem eiligen Auftrag zu Doktor Dawuds Fachabteilung geschickt. Er brauche sich keine Sorgen zu machen – sie sei ja hier.
    Jetzt kann ich mir das Arztzimmer und die übrigen Zimmer ansehen. Nichts Besonderes. Im Arztzimmer wird Samat wahrscheinlich die Wache

Weitere Kostenlose Bücher