Das Prinzip Terz
entwanden ihm Kuvert und CD s.
Biel stammelte wutentbrannt Unverständliches und versuchte seine Schätze zurückzubekommen. Terz stieß ihn weg und öffnete das Kuvert. Unter Dutzenden Aufnahmen erkannte er jene, die Biel ihm in den Briefkasten gesteckt hatte.
Der Briefumschlag war eine Fundgrube. Biel hatte darin offensichtlich alle Bilder zu dem Fall aufbewahrt: Sandels Besuch, den Unfall, die Bildfälschungen. Aber auch, wie Terz Sandel im Fass versteckte und dieses wieder aufstellte. Ebenso, wie er dieses von der Terrasse wegbrachte. Auch das Einladen ins Auto war dokumentiert. Terz hatte ihn damals nicht bemerkt. Sogar während der Verfolgung hatte Biel noch fotografiert. Bis Terz ihn abgehängt hatte. Den Abschluss bildeten Aufnahmen, wie Terz das leere Fass wieder auf der Terrasse aufstellte.
»Wo sind die Negative?«
»Welche …?«, setzte Biel an, unterbrach sich und begann hämisch zu grinsen. »Das wüsstest du wohl gern.«
Terz untersuchte die Bilder noch einmal genauer. Vereinzelt meinte er fein gepixelte Kanten zu sehen.
»Digitalbilder«, stellte er dann fest. »Es gibt gar keine Negative.«
»Das wünschst du dir!«, rief Biel, doch an seiner Miene erkannte Terz, dass seine Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
Er schob die Bilder in das Kuvert zurück.
In Biels Augen standen Tränen der Fassungslosigkeit und Wut.
Mit dem Kuvert und den CD s verließ Terz den Schlafraum. Biel folgte ihm wie ein Hund, aber vor der Tür zum Arbeitszimmer blockierte er den Weg.
Terz schob ihn zur Seite.
»Sie … verdammter …«, zischte Biel, wagte aber nichts zu tun.
Auf den Discs fand Terz neben den Originalbildern auch die Fälschungen. Er hatte Bilder und Kopien auf CD -Rom. Die Daten auf der Festplatte würde er noch löschen. Konnte Biel noch woanders Kopien aufbewahrt haben? Irgendwo in seinem gigantischen Archiv versteckt? Etwas in Terz sagte, dass die versteckten Exemplare und Daten die einzigen waren. Biel war der Typ dafür. Und Terz hatte gelernt, auf seinen Bauch zu hören. Außerdem hatte er keine Wahl. Er konnte Biels Archiv nicht komplett zerstören.
Außer, er zündete es an. Aber damit würde er die Bewohner des Hauses und der Nachbarhäuser in Gefahr bringen. Keine Option.
Es gab sicher keine Beweise mehr. Nur in Biels Kopf. Für einen Sekundenbruchteil weckte die traurige Gestalt in Terz Mitleid. Und Zweifel. Er war weit genug gegangen. Noch konnte die Geschichte hier enden.
»Bastard!«, keuchte Biel hasserfüllt und wich ins Wohnzimmer zurück. Biels naiver Zorn schürte Terz’ Ärger wieder. Vielleicht gab der Ton in seiner Stimme den Ausschlag: Biel schien nur jetzt gerade der Schwächere. Vor Erpressern hat man nie Ruhe. Biel würde keinen Frieden geben – und sei es nur, um sich zu rächen. Terz folgte ihm. Er hatte sich die Stelle an Sorius’ Hals genau angesehen.
Mit aller Kraft schlug er zu.
»Auaa!« Biel gurgelte, die Wucht des Schlages ließ ihn taumeln, seine Hand fuhr an die schmerzende Stelle. »Sind Sie verrückt geworden?!«
Verflixt. Doch nicht so einfach.
Terz riss Biel die schützende Hand vom Hals und schlug ein zweites Mal zu.
»Aaah! Jetzt reicht es aber!« Sein Gegner versuchte Terz zwischen die Beine zu treten. Der Hieb ging ins Leere, der Schwung ließ ihn stolpern. Plötzlich schien sein Körper knochenlos. Polternd schlug er auf den Boden und blieb reglos liegen.
Terz’ Finger suchten den Puls. Sie spürten nichts. Er verharrte neben dem reglosen Körper. Biel sah aus, als schlafe er. Terz stand auf, wandte den Blick ab und eilte zu Biels Telefon.
Bei Kantaus meldete sich wie üblich das Dienstmädchen. Terz ahmte Biels heiser-devoten Ton nach:
»Ich muss Frau Kantau sprechen.«
»Wer sind Sie?«
»Es geht um ihren Mann.«
Das Mädchen schien nicht beeindruckt. »Ist ihm etwas zugestoßen?«
»Das kann ich nur Frau Kantau persönlich sagen.«
»Sie hat Besuch.«
»Der wird warten müssen.«
»Wen darf ich anmelden?«
»Mein Name ist unwichtig.«
»Aber –«
»Machen Sie schon!«
Eine Minute später meldete sich Frau Kantau: »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Wenn Ihr Mann nichts von Ihrer Affäre mit Winfried Sorius erfahren soll, tun Sie jetzt genau, was ich sage.«
»Was – wovon sprechen Sie, wer –«
»Versuchen Sie es gar nicht. Ich habe Beweise. Sie nehmen allen Schmuck, den Sie gerade zu Hause haben, und fahren damit zum Eppendorfer Baum.«
»Aber ich habe hier Termine.«
»Die können warten. Sonst haben
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