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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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sofort erkennen. Sobald sie den Duschvorhang aufzog, würde er die Tüten fallen lassen und sie niederschlagen müssen.
    Kantau hatte genug gesehen, ließ die Tür offen und ging zurück ins Wohnzimmer.
    Kantau war jetzt bei den Kameras, Aufnahmegeräten und Computern. Klappern und Kramen, das Terz lebenslang schien, verriet, dass sie nach den Unterlagen suchte, die Biel angeblich über sie besaß.
    So viel Kaltblütigkeit rang Terz Respekt ab. Gleichzeitig musste er sich auf das Schlimmste gefasst machen. So langsam und leise wie möglich hängte er eine Tüte an die Duscharmaturen, damit er wenigstens eine Hand frei hatte. Sie zitterte, wenn auch mehr wegen der Konzentration als aus Angst. Nun konnte er sich sofort wehren, sollte Kantau doch noch hinter den Vorhang schauen. Andererseits, wer versteckt Erpressungsunterlagen im Bad, geschweige denn in der Dusche?
    Ein paar Minuten später näherten sich Kantaus Schritte wieder, verschwanden im Schlafzimmer. Nachdem sie dort fertig war, setzte sie ihre Suche im Wohnzimmer und der Küche fort.
    Terz achtete nicht auf die Zeit, lauschte nur jedem Geräusch, das die Frau irgendwo in der Wohnung machte. Das war besser als alles, was er sich ausgemalt hatte. Sie hinterließ ihre Spuren in jedem Winkel. Fingerabdrücke, vielleicht Haare, Hautschuppen, Schweißtropfen, Gewebefasern. Sie hatte Biel sogar geohrfeigt!
    Dann herrschte Stille.
    Terz versuchte durch den Spalt etwas zu sehen. Kantau stand vor dem toten Biel, die Arme in ihre Hüften gestemmt.
    »Wo hast du das Zeug? Oder hat es nie welches gegeben?«
    Sie sah um sich und dann genau auf Terz, doch ihr suchender Blick schweifte schon weiter.
    In einer wütenden Geste warf sie die Arme über den Kopf und ließ sie fallen.
    Ohne Vorwarnung kam sie mit entschiedenen Schritten ins Bad. Ihre Stöckel hämmerten auf den Holzboden, auf die Fliesen. Terz konnte ihr Parfum riechen, ein leichter Sommerduft, vielleicht Aqua di Gió, darunter drängte etwas Animalisches an die Oberfläche. Der Geruch der Angst.
    Kantau riss die Schubladen des Waschkästchens auf, durchwühlte das Regal, schnaufte zornig, fluchte leise. Entdeckte nichts.
    Stille.
    Als Terz das Klappern ihrer Absätze auf den Fliesen näher kommen hörte, ballte er die Faust. Nein, in einer Dusche versteckt niemand etwas Wichtiges. Es könnte nass werden.
    Amelie Kantaus Schritte stöckelten aus dem Badezimmer, durch den Wohnraum in den Flur. Dann fiel die Tür ins Schloss.
    Terz sah sich noch einmal um, vergewisserte sich, dass er CD s, Festplatte, Fotos, Kanister und seine Schuhe dabeihatte, und verließ die Wohnung. Die Tür lehnte er nur an. Nachdem er den Overall abgestreift hatte, fühlte er sich, als wäre er aus einem Bad mit kaltem Schweiß gestiegen.
    Im Treppenhaus hörte er Stimmen. Er wartete, bis sie hinter einer Tür verschwanden. So schnell und leise wie möglich lief er hinab, die Ohren auf das kleinste Geräusch gerichtet.
    Bevor er das Haus verließ, suchte er die Straße nach Amelie Kantau ab, die Schatten der Bäume, die geparkten Autos, jeden Hauseingang in seinem Blickfeld. Weder sie noch ihr Wagen waren irgendwo zu sehen.
    Biels Alfa musste er fünf Minuten suchen. Im Kofferraum deponierte er den Kanister.
    Ohne Hast ging Terz zu seinem Auto. Er fuhr über Klosterstern und St.   Benedictstraße nach Winterhude.
    Es war nicht ausgeschlossen, dass Amelie Kantau tatsächlich Tönnesen und Sorius auf dem Gewissen hatte. Terz’ Inszenierung wäre natürlich noch besser gewesen, wenn er den wahren Täter bereits mit Sicherheit gekannt hätte. Oder die Täterin. Aber wer wusste, wann er oder sie gefunden wurde? Es konnte Wochen, Monate dauern, womöglich brachten sie ihn nie zur Strecke. So lange hatte er nicht warten können.
    Wenn Kantau die Täterin war, machte ein Mord mehr oder weniger, den man ihr zur Last legte, nichts aus. Hörte Terz in sein Innerstes, glaubte er allerdings nicht an ihre Schuld.
    Durch seine Inszenierung geriet sie auf jeden Fall in große Schwierigkeiten.
    Besser sie als er.
    An der Ecke Maria-Louisen-Straße/Dorotheenstraße versenkte er seine Schuhe in einer zum Ausleeren bereitgestellten Mülltonne, am Hofweg entsorgte er die Tüte mit Biels Kleidung in einer weiteren Tonne, deren Inhalt bereits auf den Müllwagen wartete, und in der Petkumstraße wurde er schließlich den Staubsaugerbeutel los.
    Er musste nach Hause, sich umziehen. Juliette war mit den Kindern schwimmen.
    Terz nahm eine lange Dusche und wählte

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