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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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verwundert ansahen. Einen Moment lang dachte er verrückt zu werden, er, der kühl kombinierende Kommissar, bis er wieder ruhiger wurde und in seinem Verstand alles geordnet hatte.
    Er war Kommissar und wusste, was er zu tun hatte.
    Von einer Telefonsäule wählte er Amelie Kantaus Nummer. Das Dienstmädchen meldete sich. Terz verlangte Frau Kantau. Nach kurzem Warten kam sie ans Telefon.
    Terz hielt sich nicht mit Freundlichkeiten auf. Er grüßte kurz und fragte: »Wo waren Sie Donnerstag vergangener Woche? Am Nachmittag.«
    »Was soll das jetzt? Woher soll ich das wissen?«
    »Wer sollte es wissen, wenn nicht Sie? Denken Sie nach.«
    Am anderen Ende war es still. Endlich sagte Kantau:
    »Zu Hause.«
    »Kann das wer bezeugen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Terz wiederholte seine Frage.
    »Das Mädchen«, antwortete Kantau widerwillig.
    »Sonst niemand?«
    Als Tönnesen ermordet wurde, saß Frau Kantau zu Hause in der Sonne. Und nur das Hausmädchen konnte es bezeugen. Wenn überhaupt. Die Aussagen einer finanziell Abhängigen konnten schnell in Zweifel gezogen werden.
    »Ich habe da noch ein paar Fragen«, erklärte Terz. »Haben Sie heute irgendwann für mich Zeit?«
    »Was wollen Sie denn noch?« Sie klang trotzig. So schnell hatte sie ihre jämmerliche Vorstellung von vorgestern vergessen.
    Terz wurde streng. »Wann können Sie?«
    »Ich bin zum Mittagessen verabredet. Entweder Sie kommen jetzt gleich oder danach.«
    »Bis gleich.«
    Auf dem Weg zum Wagen lief ihm Bernd Söberg über den Weg.
    »Konrad! Ich wollte dich schon anrufen. Hast du über unser Angebot nachgedacht?«
    »Ich bin zugeschüttet mit Arbeit und noch nicht zum Überlegen gekommen.«
    »Jaja, der Fall Sorius, nicht? Und jetzt noch dieser zweite, Finnen hat mich informiert, was ist denn das für eine Geschichte?« Söbergs Stirn warf sich in besorgte Falten.
    »Wenn wir das wüssten, könntest du wahrscheinlich auch ruhiger schlafen.«
    »Finnen sagt, ihr habt es womöglich mit einem Sexkiller zu tun.«
    »Wir verfolgen alle Möglichkeiten.«
    »Welche gibt es denn noch?«
    »Alles, worüber Finnen dich informiert hat.«
    Söberg merkte, dass er zu aufdringlich geworden war, und schüttelte Terz die Hand.
    »Deine Frau arbeitet jetzt bei Lukas, habe ich gehört? Grüß sie von mir. Und sag Bescheid, wenn du bei uns einsteigen willst.«
    Wie beim letzten Mal öffnete das Dienstmädchen und brachte ihn in den Salon. In der Jackentasche tastete Terz nach der kleinen Plastiktüte für Beweisstücke.
    Nachdem das Mädchen den Raum verlassen hatte, schaute er sich kurz um und zog schnell die Tüte hervor. Mit der Kante ihrer Öffnung schabte er über den Bezug eines Stuhls und fing ein paar Fasern ein. Rasch wiederholte er die Prozedur an einem zweiten Stuhl und dem Sofa. Kaum hatte er das Tütchen verschlossen und eingesteckt, betrat Amelie Kantau den Salon.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    »Kennen Sie einen Fredo Tönnesen?«
    Kantau starrte nachdenklich ins Leere.
    »Nein«, sagte sie dann. Es klang ehrlich. »Was ist mit dem Mann?«
    »Er ist tot.«
    »Und das hat mit Winfrieds Tod zu tun, sonst kämen Sie wohl nicht zu mir.«
    »Es sieht so aus.«
    Terz beobachtete sie genau. Sie schien in keiner Weise überrascht oder beunruhigt über die Nachricht.
    »Und an besagtem Tag letzte Woche, nach dem sie mich schon am Telefon fragten, wurde er wahrscheinlich ermordet. Ich erklärte ja schon, dass ich hier zu Hause war.«
    »Kann das außer dem Dienstmädchen noch jemand bestätigen?«
    Sie sah ihm fest in die Augen. »Nein.«
    »Kannten Sie andere Männerbekanntschaften von Herrn Sorius?«
    Sie musterte ihn eindringlich. »Wovon sprechen Sie eigentlich?«
    Vielleicht wusste sie es ja wirklich nicht. Umso mehr Spaß bereitete es, sie aufzuklären: »Herr Sorius hatte nicht nur mit Frauen Affären.«
    Die offensichtliche Neuigkeit machte sie sprachlos. Dann spuckte sie die Worte förmlich aus: »Sie und Ihre Phantasie. Verschonen Sie mich! Ich sagte das schon beim letzten Mal!«
    »Gut. Ich überlasse Sie jetzt wieder Ihren eigenen Phantasien. Im Moment habe ich keine Fragen mehr.«
    »Ich werde mich über Sie beschweren.« Sie erhob sich und signalisierte damit das Ende des Gesprächs. Terz folgte ihr an die Tür. Bevor sie sich umdrehte, um ihm die Hand zu geben, konnte er mit zwei Fingerspitzen unbemerkt ein Haar von ihrer Schulter zupfen. Während er es in seiner Linken verschwinden ließ, reichte er ihr die

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