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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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gegenüber den – abgesehen von der kurzen (Verschuldungs-)Hochphase der Dortmunder – meist chancenlosen Bundesligisten.
    Schon zu einer Zeit, als die Bayern noch gravierende finanzielle Probleme hatten, trat Hoeneß auf dem deutschen Transfermarkt ohne Skrupel mit dem Selbstverständnis des Branchenführers auf. Mit enormer Umtriebigkeit machte er sich geradezu vorsätzlich allseits unbeliebt und erntete eine bemerkenswerte Reihe von nicht eben freundlichen Titeln. Als »Pferdehändler«, »Raubritter«, »Wilderer«, »Jugendverderber«, »Geier«, »Blutsauger« und »Menschenhändler« beschimpften ihn die Vertreter anderer Vereine. Jeden einigermaßen hochklassigen Spieler, der damals in der Bundesliga seine Fußballschuhe schnürte, umwarb Uli Hoeneß mit ungenierter Heftigkeit. Für besondere Aufregung sorgte bereits 1979 der Transfer seines Bruders Dieter, im Jahr darauf geisterte unter anderem der Fall von Bernd Schuster, mit dem er angeblich im Trainingslager der Nationalmannschaft Verhandlungen geführt hatte, durch die Medien. Die allesamt missglückten Abwerbungsversuche kommentierte Bayern-Präsident Hoffmann nonchalant mit den Worten: »Er horcht halt ein bisschen rum, welcher in Frage kommt.« Und Hoeneß zeigte sich trotzig: »Ich habe nur ein Problem: Ich heiße Uli Hoeneß und bin bekannt.« Er weigerte sich, die Angriffe zu kommentieren, nahm dann aber doch im »Kicker« ausführlich Stellung und wies jeden Verdacht, er habe die Spieler in moralisch nicht ganz einwandfreier Weise zu den Bayern locken wollen, mit Unschuldmiene zurück.
    Hoeneß hatte es im Eiltempo geschafft, sich zum Bösewicht der Bundesliga zu machen. Und so hatte der umtriebige Einkäufer seitdem immer wieder allen Grund zu jammern, dass er »mit niemandem mehr ein Wort wechseln« dürfe – denn sobald er mit einem Spieler rede, heiße es immer gleich, dass er ihn kaufen möchte. »Ich mag schon bald nicht mehr«, stöhnte er.
    »Er gehört zu den meistgehassten Männern der Branche«, urteilte der »Kicker« im Januar 1983 in einer Hoeneß-Story, denn allenthalben werde ihm vorgeworfen, er »mache die Preise kaputt«. Alles, was er tue, beschwerte sich der Angegriffene, werde »besonders kritisch« betrachtet, obwohl er doch auf dem Transfermarkt stets absolut korrekt gehandelt habe. Dieses Selbstbild verteidigte er fortan vehement. Als einmal der »Stern« eine Geschichte über den »Menschenhändler« Hoeneß machen wollte, hätten die Reporter keinen einzigen Spieler aufgetrieben, der über ihn oder seine Methoden Nachteiliges gesagt hätte. Doch so sehr der Jungmanager sich zu rechtfertigen suchte – wundern musste er sich über die Anwürfe gewiss nicht. Denn mit kessen Sprüchen sorgte er immer wieder geradezu zielstrebig dafür, sich unbeliebt zu machen. Die kleinen Vereine, die bei den rasch ansteigenden Preisen nicht mehr mithalten konnten, bedachte er mit dem Satz: »Die kleineren Klubs müssen halt andere Perspektiven und eine ihren Verhältnissen angepasste neue Marktlücke finden. Die Firma Porsche hat auch ein anderes Konzept als Volkswagen.« Und ein anderes Mal provozierte er den Vorwurf, ein Scheckheft-Täter zu sein, mit der so selbstbewussten wie aggressiven Aussage: »Wenn ich einen Spieler haben will, zahle ich halt 50.000 Mark mehr als die Konkurrenz.«
    Die Ironie an der Geschichte war, dass Hoeneß in seinen ersten Managerjahren ja gar nicht der starke Mann war, den er markierte. Das Geld hatten die anderen. Der erste Millioneneinkauf der Bundesliga, der Transfer des Belgiers Roger van Gool im Jahr 1976, ging nicht auf das Konto des FC Bayern, sondern auf das des 1. FC Köln. 1977 war es der HSV, der mit Kevin Keegan (2 Mio. DM) einen neuen Rekord aufstellte. 1984, als sie soeben durch den Verkauf Rummenigges nach Mailand reich geworden waren, tätigten die Bayern mit der Ablöse von 2,27 Mio. DM für Lothar Matthäus zwar tatsächlich den bis dahin teuersten Transfer der Bundesligageschichte, doch auch dieser Rekord wurde schon bald von der Frankfurter Eintracht übertroffen, die sich den Ungarn Lajos Détari im Sommer 1987 mehr als 3 Mio. DM kosten ließ. Auch in der neueren Zeit gingen die teuersten Transfers keineswegs immer auf das Konto der Bayern: 1999 war Schalke 04 mit Emile Mpenza ganz vorn (17 Mio. DM), 2000 Bayer Leverkusen mit Emerson (40 Mio. DM), 2001 Borussia Dortmund mit Amoroso (50 Mio. DM). Die Bayern stellten erst wieder 2009 mit dem Transfer von Mario Gomez, für den sie

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