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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Vergleich zu Deisler deutlich geringere) Summe überreicht hatte, um ihm einen Wechsel nach München schmackhaft zu machen. Kehl hatte das Geld wieder zurückgeschickt, weil er lieber bei den Dortmundern unterschreiben wollte, und Hoeneß tobte über die Unzuverlässigkeit des Spielers. »Wenn es in diesem Geschäft nicht mehr möglich ist, dass wir sagen: Wir machen das so und so, und man vielleicht sogar gewisse Dinge entgegennimmt als Zeichen des Einverständnisses, die man dann zwar irgendwann wieder zurückgibt, dann verliere ich vielleicht mal wieder den Glauben an die Menschheit.« Einen Anlass für Bedauern sah er am Ende freilich nicht. Einen, der für ein paar Mark mehr die Chance nicht ergriff, ein Bayern-Spieler zu werden, konnte man nicht brauchen.
    Ein gewisses Mitleid hatte Uli Hoeneß dagegen mit seinem Bruder Dieter, dem Hertha-Manager, mit dem er sich einige Zeit später um die Gunst des in Bielefeld kickenden Verteidigers Arne Friedrich stritt. Uli zog zurück, um die Beziehung zu Dieter, dem er ja eben erst Sebastian Deisler weggenommen hatte, nicht zu stark zu belasten. Leichtgefallen war ihm das nicht. »So, wenn das jetzt nicht dein Bruder wäre«, gab er einen Einblick in seine Gedankenwelt, »würdest du mit dem Scheck und dem Vertrag in der Nacht da hinfliegen und unterschreiben lassen.«
    Topspieler von der Konkurrenz
    Nach der Verpflichtung des italienischen Weltmeisters Luca Toni, der damals beim AC Florenz unter Vertrag war, gab Uli Hoeneß einem Journalisten einen kleinen Einblick in die Abläufe beim Transfergeschäft. Er grinste dabei zufrieden und wirkte wie ein kleiner Junge, dem eben ein toller Streich gelungen war, denn schließlich hatte er endlich einen Transfer jener Güte hinbekommen, wie sie einem Großen in diesem Geschäft zukommt. Hoeneß war da schon fast 30 Jahre Manager des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins, und man möchte meinen, dass dieser Hintergrund einen Auftritt von ganz anderer Souveränität und Selbstverständlichkeit hätte bewirken müssen. Aber durch sein Gehabe schimmerte irgendwie immer noch der Metzgersohn aus der schwäbischen Provinz hindurch, beinahe wirkte es so, als sei ihm eben erst der Eintritt in die Glitzer-Wunderwelt der Fußballmillionäre erlaubt worden. »Die da draußen haben ja gar keine Ahnung, wie man so ein Gespräch führen muss, um Luca Toni oder Franck Ribéry zu treffen«, klärte er den Frager auf. »Erst beim vierten oder fünften Gespräch triffst du den Spieler selbst. Da gibt es Gespräche mit den Beratern und den Beratern. Und dann sind wir mal zu dritt – mit Karl-Heinz Rummenigge, den Franz haben wir in Salzburg noch abgeholt – nach Bologna geflogen und haben den Manager des Spielers zu Hause in Brescia zu einem Mittagessen getroffen. Ich kann mich noch entsinnen, es gab wunderbares Risotto, einen Rotwein … Karl-Heinz hat viel gesprochen, weil er Italienisch kann, der Spieler konnte kein Deutsch, der Manager wenig Englisch. Und Franz und ich, wir haben schön da gesessen, haben gegessen, haben viel getrunken, haben zwischendurch ein paar nette Sprüche gemacht und haben uns der gegenseitigen Hochachtung versichert und sind wieder heimgeflogen.«
    So also werden italienische Weltmeister gekauft, wenn man das Geld und den Mut dazu hat. Alle seien beim Rückflug »leicht benebelt« gewesen, aber glücklich. Und dann schlug der mit einer Ablöse von 11 Mio. Euro ziemlich günstige Toni auch noch gleich in seiner ersten Saison ein wie eine Rakete, wurde Torschützenkönig mit 24 Treffern. Toni – und mit ihm Ribéry – waren von den Namen her die wohl spektakulärsten Transfers des Bayern-Managers, und sie waren erfolgreich. Die beiden sind aber relativ untypische Beispiele in der langen Liste gelungener Transfers, die Uli Hoeneß in seiner 30 Jahre währenden Managerkarriere tätigte. Denn die meisten der anderen Spieler, die im Trikot des FC Bayern überzeugten, hatten zuvor auf internationaler Ebene noch nicht einen derart großen Namen. Doch gleich, ob unscheinbares Schnäppchen oder teurer Star, und gleich, ob es sich um Stürmer oder Torhüter, Mittelfeld- oder Abwehrspieler handelte – die Erfolge, die Uli Hoeneß auf dem Transfermarkt erzielte, können sich sehen lassen.
    Am besten lässt sich ein Transfererfolg bei den Stürmern messen, denn hier gibt es in der Torgefährlichkeit einen unbestechlichen Maßstab. In der Bundesliga setzte Gerd Müller die bis heute unerreichte Wahnsinns-Bestmarke mit

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