Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
Vom Netzwerk:
der typische Hoeneß getroffen war, mag man anzweifeln. Dem echten Hoeneß näher kommt die Werbekampagne des Nürnberger Discountbrokers Consors, die den Bayern-Manager zeigt, wie er als Börsenfreak von einem Golf-Caddy aus seine Wertpapiere über das Internet verwaltet. Hier stimmen Rahmen und Inhalt – bis auf die Tatsache, dass er nie als Nutzer der neuen Medien aufgefallen ist. Wollte man in einem Werbespot einen möglichst typischen Hoeneß haben, müsste er als dauertelefonierender Hektiker dargestellt werden, der an allen Ecken und Enden persönlich eingreift. Als »Mister Bayern« kümmerte er sich oft um kleinste Kleinigkeiten selbst, sogar das Design des Bayern-Trikots erklärte er zur Chefsache. So verteilte er etwa vor der Saison 1995/96 das neue Outfit an die Jugendteams, um von deren Spielen ähnliche Actionbilder schießen zu lassen wie im Bundesliga-Alltag. Erst als er sich sicher war, dass das Logo des Sponsors, das Vereinsemblem und der Spielername auch auf den Pressefotos zu erkennen sein würden, gab er die Trikots frei.
    Über der Wahrung der Sponsoreninteressen durfte aber natürlich der Schutz des Identifikationswertes der Marke FC Bayern nie vergessen werden. Als nach dem Telekom-Deal Entwürfe mit Magenta-Trikots auf seinem Tisch landeten, intervenierte Hoeneß. »Das geht nicht!«, polterte er: »Das Rote wird nie Magenta sein. Nie!« In langen Gesprächen einigten sich beide Parteien dann auf ein weißes Trikot. Und so waren die Bayern auf diese Weise mehr oder weniger zufällig zu den weißen Trikots gekommen, die sie für einige Zeit wenigstens vom Outfit her dem großen Vorbild Real Madrid ähnlich werden ließen.
    Opel und die Amerikaner
    Eine besonders interessante Hintergrundgeschichte hatte der Vertrag mit Opel. Eigentlich hätte in München ja BMW nahegelegen. Mit Vertretern der Nobelmarke hat Hoeneß im März 1989 auch verhandelt, allerdings ohne zu einem Abschluss zu kommen. Das Fußballpublikum sei keine Kundschaft für Premium-Autos, meinten die Unterhändler des Konzerns, und als sie dann doch einen Vertrag haben wollten, ging es ihnen nur darum, die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen. »Wir hätten nicht einmal den Namen BMW auf unseren Trikots tragen dürfen«, beschwerte sich Hoeneß über die seltsam verdrehten Vertragsbedingungen. Schließlich entschied er, dass man mit Leuten, »die den Hund zum Jagen tragen müssen«, unmöglich zusammenarbeiten könne, und machte sich erneut auf die Suche nach einem Sponsor, der vor allem zwei Kriterien erfüllen sollte: Erstens sollte es, entsprechend den Ansprüchen der Bayern auf Internationalität, ein weltweit operierender Großkonzern sein, und zweitens sollte er als ein wirklicher Partner taugen, der sich mit dem FC Bayern identifiziert. Während er mit über einem Dutzend Firmen Verhandlungen führte und schließlich zu dem Ergebnis kam, dass das Angebot von Opel das beste sei, hatte Schatzmeister Hegerich parallel mit der Münchner Brauerei Paulaner gesprochen. Die Standpunkte der beiden waren unversöhnlich. Während Hegerich den Autohersteller ablehnte, weil der eigentlich ein amerikanischer war, so hielt Hoeneß genau ebendies für ein positives Kriterium. Mit Paulaner, meinte er, bewerbe man dagegen nicht nur ein für das Hauptsponsoring untaugliches Alkoholprodukt, sondern es würde damit auch der Regionalismus viel zu sehr betont. »Wenn der FC Bayern ein Provinzklub werden soll, ist das nicht mein Ding. Wir müssen uns für die ganze Welt öffnen.«
    Über die Hintergründe des Streits, aus dem der Manager nach einer Kündigungsdrohung als Sieger hervorging, wurde viel spekuliert. »Hoeneß möchte mit Allmacht den neuen Sponsor Opel durchboxen«, mutmaßte etwa die »Abendzeitung«, »weil er mit zehn Prozent (also 400.000 Mark) Provision beteiligt ist.« Der Kritisierte bestritt freilich jede Beteiligung an dem Deal und rechtfertigte sich, dass die Partnerschaft mit Opel nach Überprüfung aller anderen Angebote die beste Lösung darstelle. Statt provinziellem »Weiterwurschteln« gab es nun also eine vielversprechende Connection zur amerikanischen Opel-Mutter General Motors. »Wir richten an den US-Konzern bestimmte Erwartungen«, posaunte ein gut gelaunter Bayern-Manager süßeste Zukunftsvisionen in die Presselandschaft hinaus. »Wenn die Zusammenarbeit mit Opel und dem FC Bayern gut funktioniert, wird möglicherweise auch GM auf uns aufmerksam. Gut möglich, dass das Unternehmen im Hinblick auf die

Weitere Kostenlose Bücher