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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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attraktiv zu sein. Als der FC Bayern zwei Jahre später mit Mehmet Scholl sein zweites Teenie-Idol aus Karlsruhe verpflichtete, lästerte KSC-Trainer Winfried Schäfer bereits, dass er dem FC Bayern künftig Schaufensterpuppen verkaufe. Der neunzehnjährige Modellathlet Alexander »The Body« Zickler, der 1993 von Dynamo Dresden geholt wurde, konnte ebenfalls als ein Frauentyp gelten, hatte darüber hinaus aber noch die zusätzliche Marketingfunktion, dem FC Bayern in den neuen Bundesländern eine größere Zugkraft zu verschaffen. Weitere Spieler, die als »Frauen-Lockvögel« wirken sollten, waren der Schweizer Schönling Alain Sutter, der schwäbische Sonnyboy Jürgen Klinsmann sowie der Frauenschwarm Lothar Matthäus. »Immer mehr Frauen finden die Bayern-Stars sexy«, zeigte sich Hoeneß erfreut über den einsetzenden Erfolg seines Kampfes um die Gunst der Weiblichkeit. Umfragen bestätigten, dass die Bayern nicht nur die besten Spieler, sondern auch die »flottesten Typen« stellten. So kamen etwa bei einer Leserwahl der Zeitschrift »Gala« im Jahr 1994 die »schönsten Spieler« allesamt vom FC Bayern: Alain Sutter landete vor Lothar Matthäus und Mehmet Scholl. »Über 40 Prozent unserer Fans sind bereits weiblich«, behauptete Hoeneß zwei Jahre später und reagierte auf den Trend unter anderem damit, dass er Damenunterwäsche ins Sortiment des Bayern-Shops aufnahm.
    »Fußballspieler werden wie Heroen und Popstars aufgebaut, werden dadurch interessant für junge Mädchen«, kommentierte er seine erfolgreiche Marketingstrategie. Besonders ausgeprägt fiel der Kult um Mehmet Scholl aus, dessen Transfer sich allein schon durch den außergewöhnlichen Absatz des Scholl-Trikots rentiert hatte. Wenn nach dem Training an der Säbener Straße Dutzende von Mädchen vor Entzücken »Schol-li« kreischten, pflegte Uli Hoeneß belustigt-zufrieden zu schmunzeln: »Wie bei Take That.« Aber manchmal war ihm der Trubel um den Coverboy von »Bravo-Sport« fast schon zu viel. »Mehmet Scholl gab neulich eine Autogrammstunde«, berichtete er einmal, »als er zurückkam, war das gesamte Auto mit Lippenstift vollgemalt, von Hunderten von Mädchen: I love you, Mehmet! Kürzlich in Köln habe ich es miterlebt, da schmissen sich 20 Mädchen auf den Boden: Mehmet, Mehmet! Ich dachte, ich muss den Notarzt holen.«
    Als »Scholli« reifer geworden war, sollten andere die Rolle des Teenie-Idols bedienen – etwa Roque Santa Cruz (1999) und Lukas Podolski (2006) –, aber keiner konnte jemals die Popularität des Fußball-Popstars Scholli erreichen. Der Spitzenreiter bei den Frauen blieb der FC Bayern freilich weiterhin, laut einer Umfrage der Illustrierten »Bunte« aus dem Jahr 2001 mit deutlichem Vorsprung vor Schalke 04 und Borussia Dortmund. Was den Trikotverkauf angeht – hier wählten weibliche Fans nun besonders gerne das von Roque Santa Cruz – war man natürlich ebenso vorn. Auch wenn der eine oder andere Versuch einer Attraktivitätsaufbesserung der Mannschaft missglückte – so scheiterte etwa die Verpflichtung des tschechischen Mädchenschwarms Tomas Rosicky –, kamen immer genügend gutaussehende junge Männer wie etwa Giovane Elber, Claudio Pizarro, Michael Ballack oder Owen Hargreaves nach München, um sich im Bayern-Trikot zu präsentieren. Manchmal legten sie es auch ab: Der Brasilianer Giovane Elber zeigte sich in »Bravo-Sport« so, wie Gott ihn geschaffen hat, und dem Jungstar Bastian Schweinsteiger gelang bei dem in derselben Zeitschrift durchgeführten Wettbewerb »Oberkörper des Jahres« ein fulminanter Außenseitersieg über den wohlgeformten Portugiesen Cristiano Ronaldo. Manager Hoeneß war zwar von solchen Geschichten nicht sehr begeistert, zeigte sich aber natürlich erfreut über die Vielzahl der attraktiven Bayern-Spieler: »Wir haben leichtes Spiel bei den Frauen.«
    Vorläufig letzter Höhepunkt, Frauen als Kunden zu gewinnen und zu binden, war die Verpflichtung des Italo-Schönlings Luca Toni im Jahr 2007. »Eine wandelnde Zahnreihe von einem Mann«, beschrieb ihn der »Spiegel«, »mit einem Lächeln, in das ein Schokoriegel quer passen dürfte, und Augen der Sorte ›Ciao Bella‹.« Frauenschwarm Toni, der bald die Titelseite des Männermagazins »GQ« zierte, erhielt das Trikot mit der Rückennummer 9, das seit dem Weggang des beliebten brasilianischen Torjägers Giovane Elber nicht mehr vergeben worden war. Erwartungsgemäß wurde es bei den Fans sogleich das meistgefragte

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