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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Bayern-Utensil. Was die Verantwortlichen aber ganz besonders erfreute: Toni war nicht nur einer, der als Fantasiebild in den Schlafräumen von kleinen und großen Damen für schnellen Atem sorgte, sondern auch einer, der gleich in seiner ersten Saison in den Strafräumen der Gegner Schrecken verbreitete.
    Die Schönheit der Spieler mag für schwärmerische Pubertistinnen der einzige Grund sein, zum Fußball zu gehen. Reifere Frauen jedoch wollen auch an einem tollen Event teilhaben und daher genauso wie die Männer vor allem ein attraktives Spiel sehen. Und in diesem Sinne gab es bei den Bayern kaum je einen so attraktiven Spieler wie den für Schönheitswettbewerbe eher ungeeigneten Franck Ribéry. Als lustiger und lockerer Typ konnte er beim Publikum große Sympathiewerte erringen, helle Begeisterung löste er bei seinen furiosen und unwiderstehlichen Dribblings aus. Ribéry erwies sich trotz der anderen Millioneneinkäufe des Jahres 2007 als der einzige veritable Weltstar im Bayern-Team. Ein wirklicher Fußballkünstler muss also keine Schönheit sein, um die Zuschauer zu fesseln.
    Nichts aber ist heute so wichtig wie ein angenehmer und anregender Rahmen, um ein breites Publikum zur Show zu locken. Es ist kein Zufall, dass die Wandlung des Fußballs zu einem Theater der Träume für die gesamte Familie in München erst mit dem Bau der Allianz Arena endgültig vollzogen wurde.
    Ein Stadion der Träume
    In der Akquise von Sponsorengeldern und insbesondere im Merchandising war Uli Hoeneß am US-Sport orientiert. Es gab aber auch in Europa – neben Real Madrid – ein leuchtendes Vorbild: Manchester United. ManU stand für herausragende Sponsorenverträge, für traumhafte Merchandisingeinnahmen, für eine richtungsweisende Medienpolitik mit eigenem »ManU-TV«, für eine Marke von Weltruf. Vor allem stand ManU für ein Stadion, das nach mehreren Umbauten zu Beginn des neuen Jahrtausends zu einem modernen Tempel des Fußballs und des Kommerzes geworden war. »Die Leute kommen schon zum Mittagessen, sie übernachten im vereinseigenen Hotel, schauen sich das Museum an und kaufen im Megastore von ManU ein«, schwärmte Hoeneß. Im runderneuerten Old Trafford wurden 190 VIP-Logen für jeweils sechs bis acht Leute eingerichtet sowie weitere 5.700 VIP-Plätze; in einem Sektor reservierte man 4.000 Plätze für Familien mit Kindern. Beim Gedanken an die allein durch das Catering erzielbaren Einnahmemöglichkeiten lief Hoeneß das Wasser im Mund zusammen: »5.000 Mittagessen pro Partie in Old Trafford bringen in jedem Heimspiel eine Viertelmillion Mark Umsatz. Machte, auf den FC Bayern übertragen, bei veranschlagten 17 Bundesligabegegnungen unter eigenem Dach, rund vier Millionen Mark aus.« Vier Millionen – keine riesige Summe, aber für den Kaufmann Hoeneß gewiss nicht zu verachten.
    Lange musste er ihn träumen, den Traum vom neuen, eigenen Stadion. Das für die Spiele von 1972 errichtete Olympiastadion, das die Bayern damals quasi geschenkt bekommen hatten und das anfangs geradezu ein Glücksfall für die weitere Entwicklung des Vereins war, galt inzwischen als zu weitläufig und zu unkomfortabel, um den Ansprüchen einer durchkommerzialisierten Präsentation des Fußballs genügen zu können. Uli Hoeneß hatte das Problem schon sehr frühzeitig erkannt. In Anlehnung an den alten Cato, meinte er im Dezember 1989, werde er in den nächsten Jahren jeden Tag sagen: »Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der FC Bayern ein anderes Stadion braucht« – notfalls auch außerhalb Münchens. Die Diskussionen – Erneuerung des Olympiastadions oder Neubau eines Stadions, und wenn ein Neubau, dann wo und wie finanziert – zogen sich über Jahre hin. Im Oktober 1999 drohte Hoeneß dem Münchner SPD-Oberbürgermeister Christian Ude damit, die Fans bei den nächsten Wahlen gegen den OB aufzubringen, falls der kein FC-Bayern-gerechtes Stadion bauen und finanzieren ließe. Tatsächlich forderten einige Bayern-Fans mit Plakaten und Sprechchören den Rücktritt Udes, geschehen wollte freilich immer noch nichts, auch zwei Jahre später nicht, als ein gereizter Bayern-Manager erneut gedroht hatte: »Der FC Bayern hat mehr Fans, als die CSU Wähler hat.«
    Am Ende zahlte sich das lange Warten in Sachen Stadion dann aber doch aus, denn anstelle einer »halben« Lösung (Umbau des Olympiastadions) gab es mit der reinen Fußballarena die »ganze«. Im Oktober 2001 stimmten die Einwohner Münchens per Bürgerentscheid für den Neubau

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