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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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weit über das bloße Spenden von Geld hinausgingen. Ein signifikantes Beispiel für die Hoeneß’sche Art des Helfens ist seine Reaktion, als er 1995 anlässlich eines Europacup-Matches der Bayern in Kiew beim Besuch einer Kinderkrebsklinik den Jungen Ivan kennen lernte und von den Ärzten hörte, dass ihn nur eine Knochenmark-Transplantation retten könne. Der Bayern-Manager verfrachtete den krebskranken Jungen, ein Tschernobyl-Opfer, samt seiner Mutter in einen Jet nach München. Aus eigener Tasche und über den Verein brachte er insgesamt 200.000 DM zusammen, um die kostenintensive medizinische Behandlung zu ermöglichen.
    Das Wohltätigkeitsprinzip war immer auch Teil der Bayern-Pädagogik. Vereinsinterne Geldstrafen wurden auf Geheiß der Chefetage nicht dem Konto des Vereins zugeschlagen, sondern sie wurden gesammelt und am Saisonende an soziale Einrichtungen gespendet. Hoeneß selbst stiftete seine Nebenhonorare und Werbeeinnahmen – allein für die Telekom-Spots erhielt er immerhin Summen von jeweils etwa 50.000 Euro – stets für wohltätige Zwecke. Seit 2005 gehen die Zahlungen in erster Linie an den FC Bayern Hilfe e.V., der zur Koordinierung der immer weitläufiger gewordenen sozialen Aktivitäten gegründet worden war. Unterstützt wurden von der mildtätigen Bayern-Hilfe zunächst vor allem Projekte der Welthungerhilfe und des Malteser Hilfsdienstes in den durch den Tsunami verwüsteten Regionen Südostasiens, wobei bis 2009 etwa 450.000 Euro an Spendengeldern zusammenkamen. Daneben wurde auch innerhalb Deutschlands reichlich gespendet, so eine Summe von 100.000 Euro für das in Heidelberg gestartete Projekt »Waldpiratencamp« der Deutschen Kinderkrebsstiftung.
    Angesichts dieser Professionalisierung der Bayern-Hilfe bleibt zu schließen: Obwohl der Bayern-Manager immer größten Wert darauf gelegt hat, dass seine Hilfstätigkeit einen spontanen Charakter behält, hat er nicht verhindern können, dass aus dem Geist und mit dem Antrieb des »zweiten Hoeneß« ein regelrechtes Vereins-Sozialwerk entstanden ist – von der Spielerversorgung über die Benefizspiele bis hin zum FC Bayern Hilfe e.V.. Und das ist wohl auch gut so.
    Die Motive des »zweiten Hoeneß«
    Der extreme Ehrgeizling und zuweilen eiskalte Erfolgsmensch Uli Hoeneß, meinen die, die sein Mitfühlen aus nächster Nähe erlebt haben, sei schon immer ein »sentimentaler Hund« gewesen. Und im Laufe der Zeit hat er aus diesem ab und an aufscheinenden »zweiten Gesicht« mehr und mehr ein Prinzip gemacht. »Geld war für mich wichtig in der Phase, als ich versucht habe, die soziale Leiter hochzusteigen«, sagte er einmal. »Heute, wo ich oben bin, bin ich eher bereit, an dem vielen Geld, das ich habe, andere teilhaben zu lassen.« Eine gewisse Wende in seinem Leben trat zu dem Zeitpunkt ein, als er sich finanziell unabhängig fühlte und nun entspannt von dem, was er erreicht hatte, etwas zurückgeben konnte. Als Aufgestiegener hat Uli Hoeneß seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen nicht vergessen und fühlt mit denen, die im Leben weitaus weniger Glück gehabt haben als er. »Ich bin ein zutiefst sozialer Mensch, der überzeugt ist, dass unsere Gesellschaft nur überleben kann, wenn die Leute, die etwas zu sagen haben, sozial eingestellt sind. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nie nach dem Motto gelebt habe ›Nach oben buckeln, nach unten treten‹, sondern genau umgekehrt.« So lautet denn der Kernsatz im ethischen Kosmos des Bayern-Managers, »die Großen zu treten und den Schwachen zu helfen«. Das Bild des Erfolgsfanatikers Hoeneß wird auf der Rückseite zu einer Robin-Hood-Figur, und das Ergebnis dieser Kombination ist eine Art »Jekyll & Hyde« mit Bayern-Logo.
    »Wer oben sitzt, hat’s immer schwer mit mir. Der muss gut sein und sich meinen Fragen stellen. Wer am Boden liegt, hat’s mit mir ganz leicht.« Wenn einer so redet, ist man versucht, hinter diesen Ansichten ein Schlüsselerlebnis zu vermuten. Haben ihn vielleicht seine eigenen lebensbedrohlichen Erlebnisse zu einer besonders sozialen Einstellung veranlasst? War es der Absturz einer Privatmaschine am 17. Februar 1982, den er als Einziger überlebte? Oder war es die lebensbedrohliche Darmoperation, der er sich zehn Jahre später hatte unterziehen müssen? Kurz nach dem Absturz hatte er sich viel vorgenommen, gestand er, »nicht mehr fliegen, Zeit besser einteilen, intensiver leben, mehr Zeit für die Familie und für gute Freunde. Aber dieses Gefühl ist

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