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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Hintergrund für völlig ungehörig, dass die Fans im Stadion einen fünfzehnminütigen Stimmungsboykott durchzogen. »Ich weiß auch nicht, was die wieder wollen«, schimpfte er. »Vielleicht sind einigen die Sitzschalen zehn Quadratzentimeter zu lang oder zu breit. Wenn das alle Sorgen sind, die unsere Fans haben, sollen sie nach Pakistan gehen und dort den nächsten Winter abwarten.« Völlig übersehen hatte er, dass sich die Aktion gar nicht gegen das neue Stadion gerichtet hatte, das in Fankreisen schon kurz nach der Eröffnung wegen seiner zahlreichen VIP-Angebote als »Arroganz-Arena« verspottet worden war. Hintergrund war vielmehr ein bundesweiter Fanprotest gegen angeblich in unverhältnismäßig großer Zahl ausgesprochene Stadionverbote.
    Die »Wutrede« auf dem Nockherberg
    Vor der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München am 12. November 2007 im großen Festsaal der Paulaner-Brauerei auf dem Münchner Nockherberg war die Stimmung bei den Bayern ausgesprochen schlecht. Trotz der riesigen Investitionen im Sommer hatte man zuletzt nur zwei Punkte aus drei Bundesligaspielen und ein mageres 2:2 im UEFA-Cup gegen Bolton geholt, woraufhin Trainer Ottmar Hitzfeld durch Karl-Heinz Rummenigge öffentlich und ungewohnt heftig kritisiert worden war. Präsident Franz Beckenbauer war daher als Moderator des Abends von Anfang an um eine versöhnliche Atmosphäre bemüht. »Ich denke, Ottmar, der Beifall wird dir guttun«, sagte er gleich zu Beginn zu Trainer Hitzfeld, der in der ersten Reihe unter dem tosenden Applaus der über 1.000 Mitglieder Platz genommen hatte. »Den hast du dir auch verdient«, meinte der »Kaiser«, um dann scherzend anzufügen, dass es sicherlich von Interesse wäre, wenn man erführe, warum es in den vergangenen zwei Spielen so viele Einwechslungen gegeben hat. Mit den Einwechslungen sei es schon eine schwierige Sache, versuchte er die Diskussion um die Personalpolitik des Trainers zu entspannen. Als Bundestrainer habe er einmal den Spieler Rahn eingewechselt, und der habe gleich ein Tor geschossen. »Den Nächsten wechselst ein und der schießt ein Eigentor«, räsonierte er launig unter dem Gelächter des Publikums und betonte, dass er als Spieler nie eingewechselt worden sei.
    Rummenigge wollte ebenfalls seinen Versöhnungswillen öffentlichkeitswirksam kundtun und stieg gleich zu Beginn vom Podium herunter, um Hitzfeld die Hand zu schütteln. Alles deutete darauf hin, dass auch Rummenigges Rede in einem eindeutigen Bekenntnis zu Hitzfeld gipfeln würde. Es fiel allerdings eher lau aus. Rummenigge verteidigte seine Kritik (»Ich war sauer«) mit dem Hinweis, dass er nur frühzeitig habe warnen wollen und zudem ein »Freund der bayerischen Streitkultur« sei. »Sie führt uns am Ende des Tages zum Erfolg. Wir vom Vorstand betrachten uns als Freunde und Partner von Ottmar Hitzfeld«, meinte er, und deswegen hätte er sich vom Trainer eben gewünscht, bei »gewissen Entscheidungen vorher die Verantwortlichen in ein Gespräch einzubeziehen«. Grundsätzlich, so Rummenigge weiter, habe er »kein Problem« mit Ottmar Hitzfeld. »Wir haben aber ein gemeinsames Problem«, verwies er auf den in München herrschenden Erfolgsdruck: »Und das ist das Wohl und Wehe des FC Bayern.« Ein eindeutiges Bekenntnis zum Trainer blieb er schuldig, auch wenn er ihm vom Rednerpult aus noch einmal »symbolisch die Hand« reichte.
    Nachdem Karl Hopfner beeindruckende Geschäftszahlen vorgelegt hatte – die sportlich schwache Saison 2006/07 hatte finanziell den Rekordumsatz von 225,8 Mio. Euro, einen Rekordgewinn von 18,9 Mio. Euro und eminente Steigerungen beim Merchandising erbracht –, rechnete niemand mehr damit, dass die Veranstaltung in einem Eklat enden könnte. Aber bis dahin hatte Uli Hoeneß ja auch noch kein Wort gesagt.
    Der Manager hielt sich zurück, bis sich zwei Mitglieder mit kritischen Anmerkungen zu Wort meldeten. Begleitet vom Applaus eines großen Teils der Anwesenden beschwerten sie sich über die schlechte Stimmung in der Allianz Arena (»In der Tiefgarage ist mehr los«) und polemisierten gegen den vermögenden Teil der Zuschauer. Man habe sich zwar daran gewöhnt, dass die Leute auf der Haupttribüne mit einem Sektglas in der Hand keine La Ola hinkriegten, doch viele Fans wollten sich nicht wie »Kunden« behandeln lassen und wünschten sich die Zeiten zurück, als Tickets für Bayern-Heimspiele noch nicht überteuert bei Ebay gehandelt wurden. Die Fans, die sich durch »Herzblut,

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