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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sie festnageln. »Bei einem von ihnen war etwas faul. Bei wem? Sie brauchen gar nicht in die Akten zu sehen, nicht wahr? Einer der Namen sagte Ihnen etwas. An einen erinnern Sie sich selbst nach zehn Jahren noch.«
    Dr. Horwath blickte auf die Uhr. »Ich merke durchaus, wie ernst es Ihnen mit Ihren Nachforschungen ist, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Es ist ausgeschlossen. Im Übrigen ist es neun Uhr, und ich habe leider einen Termin.«
    Chris musste erkennen, dass er von ihr nichts mehr erfahren würde. Aber etwas hatte er in Erfahrung gebracht, dessen war er sich sicher.
    »Ich danke Ihnen, Dr. Horwath. Sollten Sie Ihre Meinung ändern, hier ist meine Karte. Und«, er hielt inne. Was er jetzt sagte, klang reichlich melodramatisch, aber er musste es sagen. »Sollten Sie in den nächsten Wochen erfahren, dass mir etwas zugestoßen ist, dann erinnern Sie sich bitte an dieses Gespräch und geben Sie es weiter.«
    Dr. Horwath warf ihm einen raschen Blick zu. Er wusste, dass es sich ein bisschen paranoid anhörte, aber er hoffte, sie würde erkennen, dass er nicht verrückt war. »Das werde ich«, sagte sie.
    Chris verließ den Raum. Als er im Flur seinen Mantel anzog, sah er, dass Dr. Horwath eine Schublade in ihrem Aktenschrank durchsah.
     
    Der gemietete Geländewagen schob sich die Steigung hinauf. Irgendwie fanden seine Reifen Halt in dem Schnee unter den Rädern. Chris war sich sicher, dass er nicht verfolgt wurde. Er brauchte nur den steilen Weg zurückzublicken, der drei Kilometer weit und mehrere Hundert Meter bergab zum Highway zurückführte. Mit einem Taxi war er zum Flughafen Newark gefahren, hatte sich bei den internationalen Abflügen herumgetrieben und schließlich den Monorail nach Burlington genommen. Bislang wusste also niemand, wo er sich befand.
    In Vermont lag Schnee. An einem sonnigen Tag mochte das Tal sehr hübsch aussehen, aber der Himmel war bleiern, und dunkle Wolken hingen tief über dem Berghang, zwanzig, dreißig Meter über ihm. Chris verlangte dem Allradfahrzeug eine Menge ab. Bislang hatte es noch keine Rutschpartie gegeben, zum Glück, denn links von ihm ging es dreißig Meter in die Tiefe.
    Was ihm Mut machte, waren die deutlichen Wagenspuren auf der Straße vor ihm. Seit dem letzten Schnee war hier jemand gefahren. Wenn der Wagen es geschafft hatte, würde es seiner auch.
    Rund sechs Kilometer vom Highway entfernt kam er hinter einer Biegung an ein freies Feld. Die Bäume waren in einem Umkreis von ein paar hundert Metern gerodet, und das Gelände stieg leicht zu einem weiß gestrichenen Haus an. Daneben stand eine große rote Scheune. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Draußen stand ein Geländewagen, ähnlich dem seinen. Erleichtert, dass er unbeschadet angekommen war, parkte Chris neben dem anderen Fahrzeug und stieg aus. Nach der Wärme des Autos verschlug ihm die Kälte den Atem. Er blickte zum Himmel auf. Chris hatte zwar nicht viel Ahnung, fand aber, dass er verdammt nach Schnee aussah.
    Er näherte sich der Eingangstür. Als er noch ein paar Schritte entfernt war, öffnete sie sich. Eine hochgewachsene Frau mit langem, ergrauendem Haar beäugte ihn misstrauisch.
    »Hi«, sagte er. »Kann ich hereinkommen? Hier draußen friert es Stein und Bein.«
    »Was wünschen Sie?«
    »Ich möchte mit Marcus sprechen.«
    Die Frau zögerte. Doch schließlich siegte ihr Mitgefühl über den Argwohn, und sie ließ ihn eintreten. Sie führte ihn in ein gut geheiztes Wohnzimmer und forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Er setzte sich auf einen merkwürdig aussehenden klobigen Holzstuhl, der sich als überraschend bequem erwies. Die Frau setzte sich neben einen Ofen auf den Fußboden. Das Zimmer war mit farbigen indianischen Webarbeiten geschmückt. Es gab weitere Möbelstücke, die alle in ähnlichem Stil gehalten waren wie der Stuhl, auf dem Chris saß, und mindestens ein Dutzend Keramiktöpfe von unterschiedlicher Form und Größe, alle mit einfachen Braun- und Grüntönen gefärbt. Und keinen Fernsehapparat.
    »Von Marcus?«, fragte Chris und klopfte auf den Stuhl.
    Die Frau nickte. Sie hatte ein glattes, klares Gesicht. Trotz der grauen Haare schien sie nicht viel älter zu sein als Chris.
    »Ist er da?«
    »Er ist draußen. Er wird gleich zurück sein.«
    Chris vernahm ein metallisches Klicken und blickte auf. In der Tür stand ein großer Mann in einem langen Mantel, ein Gewehr in den Händen. Der Lauf zeigte direkt auf Chris.
    Langsam erhob sich Chris und streckte die Hände in einer

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