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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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dass die meisten Menschen, die sich auf dem Boot befunden haben, in London waren. Also bin ich dorthin geflogen. Sie waren irgendwo außer Landes, da habe ich mit dieser Tschechin gesprochen. Lenka.«
    »Die Ihnen genau dasselbe gesagt hat wie ich«, sagte Chris.
    »Mehr oder weniger.«
    »Und dann haben Sie Duncan aufgesucht und ihn zusammengeschrien?«
    »Ja.«
    »Also, wo ist das Problem?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Marcus. »Aber es gibt eins.«
    »Hängt es damit zusammen, was Lenka Ihnen gesagt hat?«
    Marcus gab keine Antwort.
    »Ich weiß, dass Lenka Ihnen eine E-Mail geschickt hat, in der sie Ihnen angekündigt hat, das sie eine wichtige Information für Sie habe. Sie haben geantwortet, Sie würden sie anrufen. Haben Sie das?«
    Marcus nickte.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt, sie wolle in zwei Wochen nach Amerika fliegen und dann wolle sie mich aufsuchen. Wir haben sogar den Tag ausgemacht.«
    »Hat sie Ihnen verraten, worüber sie mit Ihnen sprechen wollte?«
    »Ich hab sie gefragt. Sie sagte, es habe was mit Alex’ Tod zu tun. Aber Einzelheiten würde sie mir erst mitteilen, wenn wir uns träfen.«
    »Hat sie gesagt, warum?«
    »Das hab ich sie auch gefragt. Sie sagte, sie müsse mir etwas berichten, von dem sie meine, dass ich ein Recht hätte, es zu wissen. Aber offenbar machte ihr Sorgen, wie ich auf die Information reagieren würde, daher wollte sie es nicht am Telefon besprechen.«
    »Sie haben also keine Ahnung, worum es ging?«
    »Sie hat nur gesagt, es habe sich alles ganz anders abgespielt. Ich habe sie gefragt, ob Duncan Alex nun ins Meer gestoßen hat oder nicht. Ich meine, da kann man doch kaum etwas missverstehen. Lenka sagte, das sei zwar richtig, aber deswegen sei Alex nicht gestorben.«
    Chris war verblüfft. »Was kann sie damit gemeint haben?«
    »Weiß ich nicht. Aber mehr wollte sie nicht sagen. Dafür werden Sie das jetzt tun.«
    »Was?«, fragte Chris.
    »Mir erzählen, wie mein Bruder gestorben ist.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Sie sind dabei gewesen. Was ist geschehen? Haben Sie ihn gemeinsam hineingeworfen? War es das? Vielleicht haben Sie ihn bewusstlos geprügelt und ins Meer geworfen?« Marcus schrie jetzt fast. »Sagen Sie es mir um Gottes willen!«
    »Mehr weiß ich auch nicht«, sagte Chris. »Wenn das, was Lenka Ihnen ursprünglich erzählt hat, falsch ist, dann kenne ich den wahren Sachverhalt nicht.«
    »Wie ist das möglich?«, sagte Marcus. »Sie sind doch dabei gewesen.«
    Chris zuckte die Achseln.
    »Sie sind alle entschlossen, es zu vertuschen, nicht wahr? Und am Ende kommt einer von Ihnen und bringt mich auch um.« Sein Blick wurde scharf, als der Gedanke Gestalt annahm. »Sind Sie deswegen hier? Stehen Sie auf!«
    Chris rührte sich nicht.
    »Ich habe gesagt, stehen Sie auf.« Er machte eine unmissverständliche Bewegung mit der Gewehrmündung.
    Dieses Mal tat Chris, wie ihm geheißen.
    »Filz ihn, Angie.«
    »Was?« Angie blickte ihn an, als wäre er verrückt.
    »Er könnte eine Waffe haben.«
    »Ich habe keine«, sagte Chris.
    »Filz ihn. Ich kann es nicht. Ich muss ihn in Schach halten.«
    »In Ordnung.« Angie glitt mit den Händen über Chris’ Beine und dann unter seinen Mantel. Schließlich sah sie noch in den Taschen nach. »Nichts«, sagte sie.
    »Sieh im Auto nach!«
    Angie blickte erst Marcus an, dann Chris. »Die Schlüssel?«
    »Er ist offen«, sagte Chris.
    Chris setzte sich wieder. Während Marcus und er auf Angie warteten, blickten sie sich stumm an; in Marcus’ braunen Augen glomm Wut.
    »Wissen Sie, dass Sie aussehen wie er?«, fragte Chris.
    »Tu ich nicht.«
    »Und ob Sie das tun.«
    »Er ist tot.«
    »Ach, hören Sie auf«, sagte Chris ungeduldig. »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Ich begreif nicht, wie ihr das tun konntet«, sagte Marcus. »Solche Lügengeschichten erfinden. Ihr habt doch alle gesagt, er sei euer Freund. Warum habt ihr euch nicht so verhalten?«
    Chris verlor die Geduld. »Was soll das heißen: ›Warum habt ihr euch nicht so verhalten?‹ Sie haben doch keine Ahnung, was uns Alex’ Tod bedeutet hat. In dem Sommer waren wir alle zu Freunden geworden. Alle mochten wir Alex, und das mit gutem Grund. Er war ein anständiger Mensch an einem Ort, wo man anständige Menschen mit der Lupe suchen musste. Er war ein richtiger Lichtblick, und wir haben ‘ne Menge Spaß gehabt.«
    Marcus hörte ihm mit grimmigem Gesicht zu. Die Tür ging, und Angie kam zurück. Sie schüttelte den Kopf.
    »Duncan hat es

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