Das Programm
erzählen, und Lenka schien ihm plötzlich die Richtige zu sein. Also erzählte er ihr, dass er gesehen hatte, wie Alex von Eric ertränkt worden war. Dann stellte sich allerdings heraus, dass Lenka keineswegs die Richtige gewesen war. Sie war außer sich. Zehn Minuten später stand Ian draußen in der Old Brompton Road und hielt Ausschau nach einem Taxi.
Lenka eröffnete Ian, sie werde es Marcus sagen. Ian sagte es Eric. Und dann war Lenka tot.
»Wir haben es beide vermasselt«, sagte Ian. »Aber es besteht kein Grund, das Ganze noch schlimmer zu machen.«
»Da hast du Recht«, sagte Eric. »Ich glaube, es ist wichtig, dass du die Klappe hältst. Du weißt, was sonst mir dir geschieht.«
»Ist das eine Drohung?«
»Natürlich«, sagte Eric ruhig. »Und du weißt, dass ich sie wahrmache, wenn’s nötig ist.«
Ian spürte heftige Wut in sich aufsteigen. Irgendwie war er Eric seit Alex’ Tod ausgeliefert. Damals schien es ihm das Klügste, Eric die Sache zu überlassen, Eric, der offenbar auf alles eine Antwort wusste. Heute war klar, dass es ein Fehler war. Eric hatte mehr zu verlieren als Ian. Es war Zeit, dass er, Ian, die Sache in die Hand nahm.
Er zündete sich eine neue Zigarette an. »Sollte nicht eher ich dir drohen?«, fragte er, bemüht, seiner Stimme einen ruhigen und nachdrücklichen Klang zu verleihen.
»Ich glaube nicht, dass das klug wäre«, antwortete Eric kaltblütig.
»Warum nicht? Du hast Alex umgebracht. Du hast Lenka umgebracht. Lass mich in Ruhe oder ich erzähl der Polizei, was ich weiß.«
Ian hatte gehofft, das würde Eric aus der Fassung bringen. Er hatte sich getäuscht.
Eric fixierte Ian einen endlosen Augenblick lang. Der versuchte, seine Zigarette ruhig zu Ende zu rauchen, konnte aber nicht verhindern, dass er unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Schließlich führte er den Daumen an die Lippen und begann, am Nagel zu kauen.
Eric lächelte, ein blasiertes, selbstgefälliges Lächeln, mit dem er seine Überlegenheit zum Ausdruck brachte. »Niemand droht mir«, sagte er und verließ den Tisch gerade, als der Kellner die Croissants brachte.
Terry erwartete Eric auf dem Flugplatz Charles de Gaulle. Eric führte ihn an einen jener ruhigen Orte, die es auf jedem Flugplatz gibt, tote Winkel, abseits der viel begangenen Hallen und Korridore. Sie setzten sich auf zwei Stühle. Die einzige Person in Hörweite war eine Putzfrau.
»Was ist, Chef?«, fragte Terry.
Eric seufzte und blies die Backen auf. »Ian ist unzuverlässig. Kümmer dich um ihn.«
»Gleicher Bonus wie das letzte Mal?«
Eric nickte.
Terry lächelte. Eric zahlte einen sehr guten Bonus.
»Ist in Cambridge alles glatt gelaufen?«, fragte Eric.
»Bin gut reingekommen. Hab das Messer dagelassen und bin wieder raus. Niemand hat mich gesehen.«
»Glaubst du, das macht ihr Angst?«
»Klar macht es ihr Angst«, sagte Terry. »Aber sind Sie sicher, dass das reicht?«
»Wir können nicht überall Leichen hinterlassen«, sagte Eric. »Mit jeder erhöht sich das Risiko, dass wir erwischt werden. Ich glaube, es hilft, dass es immer in einem anderen Land passiert, aber wenn jemand rauskriegt, dass sie alle vor zehn Jahren auf demselben Boot waren, kriegen wir Ärger.«
Terry nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Aber Eric wusste, was er dachte. Eric nehme zu viel Rücksicht auf Megan, weil sie einmal seine Freundin war. Terry hatte Recht. Eric wollte sie nicht töten, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Eigentlich hatte er niemanden von ihnen umbringen wollen. Doch nach der Geschichte mit Alex hatte eins zum anderen geführt.
Und Alex hatte er umbringen müssen. Sonst wäre er nie ans Ziel seiner Bestimmung gekommen. Eric hatte schon immer gewusst, dass er außergewöhnlich begabt war, schon als kleines Kind. Es gab keine Klasse, in der er nicht der Beste war, keine Stelle, die er nicht bekommen, keinen Wettbewerb, den er nicht gewinnen konnte. Von Kindesbeinen an war er der festen Überzeugung, diese außerordentliche Begabung sei ihm zu einem bestimmten Zweck verliehen worden, und der schien ihm zu sein, Präsident seines Landes zu werden. Er hatte alles, was er brauchte. Er hatte die Begabung. Er war in der Lage, genügend Geld zu verdienen. Und, zum Teufel, er hatte sogar das nötige Glück. Und er wusste, dass er an hoher oder sogar höchster Stelle gute Arbeit leisten würde. Eric war sich bewusst, dass sein Ehrgeiz viel weiter reichte als bei den meisten Sterblichen. Aber er war sich auch sicher, dass
Weitere Kostenlose Bücher