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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Eurekas heute morgen gehandelt?«, fragte Chris ohne Umschweife.
    »Moment mal.« Chris wartete. Er wusste, dass der Händler von Bloomfield Weiss gründlich nachdenken musste. Schließlich erklang Ians Stimme wieder im Hörer. »Neunzig zu zweiundneunzig. Das gilt aber nur für eine Million.«
    »Das sind schon wieder fünf Punkte weniger!«, protestierte Chris.
    »Was soll ich tun? Irgendjemand verkauft wie blöde.«
    »Was ist das bloß für ein Markt!«
    »Ich hab dir gesagt, dass das ‘ne ganz andre Kiste ist als der Handel mit deinen Staatsanleihen«, sagte Ian kalt.
    Chris fragte gar nicht erst, wie das Gebot für sein Zehn-Millionen-Paket lautete. Mit Sicherheit würde es unter dem gestrigen Kurs von siebzig liegen, und das musste er sich nicht anhören. Es hatte auch keinen Zweck, sich an jemand anders zu wenden. Eureka Telecom war ein Bloomfield-Weiss-Geschäft, und wenn Bloomfield Weiss so heftig mit den Preisen nach unten ging, würde kein Händler, der bei Verstand war, die Anleihen kaufen. Sie würden vielleicht einen Kurs anbieten, aber sobald Chris den Versuch unternähme, darauf einzugehen, würden sie kneifen. Nein, er musste die Sache mit Ian ausfechten.
    »Ian, warum hat Lenka die Position gekauft?«
    »Letzte Woche, bevor die Zahlen rauskamen, sah die Sache super aus.«
    »Sah sie nicht. Ich hab mir den Prospekt angesehen. Das war ‘ne Lusche. Kein Geschäft, das Lenka normalerweise gemacht hätte. Und ganz bestimmt nicht in einer Größenordnung von fünfundzwanzig Millionen.«
    »Ich weiß nicht. Sie wirft drei Prozent mehr ab als Buck Telecom.«
    »Gewiss, aber Buck hat sein Netz schon eingerichtet. Und eine Marktkapitalisierung von drei Milliarden Pfund. Das ist eine ganz andere Geschichte. Hat sie nicht gesagt, warum sie eingestiegen ist?«
    Ian schwieg.
    »Hör mal, Ian. Du musst mir hier helfen. Das ist eine ganz vertrackte Sache für mich. Lenka ist tot, mit ihr kann ich das nicht mehr besprechen.« Chris hatte keinerlei Skrupel, Lenkas Tod als moralisches Druckmittel zu benutzen. Es ging um ihr Kind, ihre Firma; sie hätte ganz bestimmt nichts dagegen einzuwenden gehabt.
    »Tut mir Leid, Chris. Ich habe keine Ahnung.«
    Obwohl Ian ein erfahrener Verkäufer war, konnte er das schlechte Gewissen nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Chris kannte ihn zu gut. Er wusste, dass er log.
    »Ich würde gern die Bänder abhören«, sagte Chris.
    »Was?«
    »Ich würde gern die Bänder von dem Telefonat abhören, bei dem Lenka die Bonds gekauft hat.«
    »Ach komm, Chris. Das ist doch nicht nötig.«
    »Doch. Irgendwas stimmt nicht an der Sache, und ich möchte wissen, was.«
    »Aber du kannst die Bänder nur abhören, wenn du das Geschäft in Frage stellst.«
    »Dann stelle ich es eben in Frage.«
    »Aber es ist schon abgeschlossen.«
    »Ian. Wir haben es hier mit besonderen Umständen zu tun. Die Person, die das Geschäft abgeschlossen hat, ist tot, und ich habe Grund zur Annahme, dass die Transaktion nie zu Stande gekommen ist.«
    »Welchen Grund?«
    »Der Deal ist völlig beknackt.«
    »Was soll denn das für ein Grund sein? Wenn jeder, der einen Bond kauft, den Kauf in Frage stellen könnte, wenn der Kurs absackt, würde der Markt zusammenbrechen.«
    Ian hatte Recht. Chris hatte keinen Beweis. Aber sein Verdacht wuchs.
    »Hör zu, Ian«, sagte er und schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Wenn mit dem Geschäft alles in Ordnung ist, dann schadet es doch nichts, wenn ich mir die Bänder anhöre, oder?«
    »Ich habe dir gesagt, es ist überflüssig.«
    »Ich bestehe aber darauf, sie zu hören.«
    »Nein.«
    Ian verheimlichte etwas. Chris war sich jetzt ganz sicher.
    »Stell mich zu Larry Stewart durch«, sagte Chris. Er wusste nicht genau, wie die Befehlsstruktur bei Bloomfield Weiss gegenwärtig aussah, aber er wusste, dass Larry Ian in irgendeiner Weise vorgesetzt war.
    »Glaubst du wirklich, er hört auf dich?«, sagte Ian mit einem Lachen, das ziemlich verächtlich klang.
    Einen Augenblick geriet Chris’ Selbstvertrauen ins Wanken, Ian kannte Chris’ Ruf. Wenn sein Wort gegen das von Chris stand, konnte Ian davon ausgehen, dass man ihm bei Bloomfield Weiss Glauben schenken würde. Doch dann riss sich Chris zusammen. Larry wusste, dass sich Chris vor drei Jahren nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Chris war sich sicher, dass Larry noch einen Rest von Menschlichkeit bewahrt hatte.
    »Ja, Ian. Ich glaube, Larry würde auf mich hören.«
    Wieder herrschte Schweigen am anderen Ende der

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