Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
Post an.«
    Mühelos hantierte Megan mit der Internetsoftware. Sie rief eine Liste der letzten E-Mails auf. Faszinierende Namen. Einige waren an Ian gerichtet. Und eine an »Marcus«.
    »Da!«, rief Chris aus und deutete darauf. »Öffne das!«
    »Nein, lass uns chronologisch vorgehen. Das ist sinnvoller.«
    Ungeduldig überflogen sie ein Dutzend E-Mails, die Hälfte von ihnen auf Tschechisch, bis sie auf eine stießen, die an Ian gerichtet war:
     
    I AN ,
    ICH KONNTE LETZTE NACHT NICHT SCHLAFEN . ICH GLAUBE , ICH MUSS M ARCUS VON A LEX ERZÄHLEN . E R HAT EIN R ECHT DARAUF . I CH MUSS AUCH MIT D UNCAN SPRECHEN .
    L
     
    Ians Antwort war kurz und bündig:
     
    L ASS DAS SEIN ! W IR MÜSSEN DARÜBER REDEN . M ACH UM G OTTES WILLEN KEINE D UMMHEIT .
    I AN
     
    Unmittelbar darauf folgte eine E-Mail an diesen geheimnisvollen Marcus. Im Betreff stand einfach »Alex«.
     
    M ARCUS ,
    TUT MIR LEID , DASS ICH GESTERN SO GROB ZU IHNEN WAR . W IE S IE SICH VORSTELLEN KÖNNEN , IST DAS KEIN GANZ LEICHTES T HEMA FÜR MICH . I CH HAB I HNEN ETWAS W ICHTIGES ÜBER A LEX ’ T OD ZU ERZÄHLEN . E S IST KOMPLIZIERT UND BEDARF DER E RKLÄRUNG , DAHER WÜRDE ICH ES I HNEN GERNE PERSÖNLICH SAGEN . ANFANG NÄCHSTER WOCHE FLIEGE ICH NACH NEW YORK , VIELLEICHT KÖNNEN WIR UNS DORT TREFFEN .
    B ESTE G RÜSSE
    L ENKA
     
    Die Antwort war denkbar kurz:
     
    I CH RUFE S IE AN .
    M ARCUS
     
    »Druck die mal aus!«, sagte Chris.
    Als der kleine Drucker neben Lenkas Computer zu arbeiten begann, klickte Megan die letzte E-Mail an, die Lenka erhalten hatte. Sie öffnete sie:
     
    L ENKA ,
    K OMME D ONNERSTAG UM HALB ACHT . F REUE MICH WAHNSINNIG . W IR LASSEN ES KRACHEN !
    M EGAN
     
    »Das habe ich letzten Sonntag geschrieben. Es kommt mir vor wie aus einem anderen Leben.« Ihre Augen wurden feucht.
    »Ist es auch«, sagte Chris.
    Megan wischte eine Träne fort. »Also, wer könnte dieser Marcus sein?«
    Chris schüttelte den Kopf. »Der E-Mail-Adresse ist nicht viel zu entnehmen. Sie könnte von überall kommen. Ich frage mich nur, was sie ihm über Alex erzählen wollte?«
    »Die Wahrheit vermutlich«, sagte Megan. »Dass Duncan ihn geschlagen hat und dass er ins Wasser gefallen ist. Allerdings begreife ich nicht, warum sie das wollte. Wir haben uns doch darauf geeinigt, den Mund zu halten, und ich denke, daran haben sich auch alle gehalten.« Sie warf Chris einen fragenden Blick zu.
    »Soweit ich weiß, ja«, sagte er. »Ich dachte, das sei begraben und vergessen. Lenka muss doch genauso viel daran gelegen haben wie allen anderen. Merkwürdig, dass gerade sie darüber reden wollte und Ian nicht. Ich hätte gedacht, ihm würde es nichts ausmachen, Duncan in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Wir wären alle in Schwierigkeiten gewesen«, sagte Megan. »Wir haben die Polizei angelogen. Wir haben uns strafbar gemacht.« Sie zog die Stirn kraus. »In großen Schwierigkeiten.«
    Chris seufzte. »Okay, egal, wer dieser Marcus ist, er muss wissen, was geschehen ist.« Er setzte sich an den Computer und begann zu schreiben:
     
     
    M ARCUS ,
    I CH BIN L ENKAS K OLLEGE UND HABE EINE SEHR TRAURIGE N ACHRICHT FÜR S IE . L ENKA IST LETZTEN M ONTAG IN P RAG ERMORDET WORDEN . V IELLEICHT KANN ICH I HNEN IN B EZUG AUF A LEX ’ T OD HELFEN . S IE ERREICHEN MICH UNTER DER E- MAIL -A DRESSE CHRISSZ @ INTERSERVE . NET .
     
    M IT FREUNDLICHEN G RÜSSEN
    C HRIS S ZCZYPIORSKI
     
    Er blickte Megan an, die nickte, und klickte die Schaltfläche »Senden« an. »So. Jetzt muss er uns sagen, wer er ist.« Er gähnte und streckte die Glieder. »Gehen wir. Ich glaube, mehr können wir hier nicht tun.«
    Er fuhr den Computer runter, nahm das kleine Bündel Papiere, das er herausgesucht hatte, drehte den Thermostaten der Heizung herunter und knipste das Licht aus. Sie verließen die Wohnung.
    Chris warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig nach zehn. »Mist«, sagte er. »Ich wollte noch mit einem ihrer Nachbarn sprechen. Aber dazu ist es jetzt zu spät.«
    Doch sie hatten Glück. Als sie zur Haustür kamen, ging sie auf, und in der Öffnung erschien ein elegant gekleideter Mann, der eine Brille trug und den eine leichte Alkoholwolke umgab. Neugierig blickte er sie an.
    »Hallo«, sagte Chris.
    »Hi.«
    »Wohnen Sie hier?«
    »Ja, kann ich Ihnen helfen?«
    Er war Amerikaner, ungefähr fünfunddreißig, etwas korpulent, mit einem freundlichen Gesicht.
    »Haben Sie Lenka N ě me č ková gekannt?«
    »Klar, ich habe die Wohnung über ihr.« Plötzlich wurde seine Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher