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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Hinter den wenigen, die sie aufbekamen, lagen weitere Laborräume, manche davon ganz ähnlich wie der, auf den sie zuerst gestoßen waren, andere völlig anders eingerichtet und offenbar für andere Zwecke gedacht; außerdem gab es Wohnquartiere.
    Sowohl die Labors als auch die Unterkünfte waren längst verlassen und inzwischen von Mäusen und anderem Getier verdreckt; dennoch sah es aus, als müssten die Menschen, die irgendwann darin gearbeitet und gelebt hatten, gleich zurückkommen. Die Räume wirkten, als seien sie einst in großer Hast verlassen worden, als hätten ihre Bewohner alles liegen und stehen lassen. Mehr war nicht einmal zu mutmaßen.
    Nach einer halben Stunde hatten sie zwar einiges entdeckt, worüber sie sich bloß wundern konnten – ein Gefühl, an das Sara sich mittlerweile fast gewöhnt hatte -, nur eben nichts, was ihnen einen Hinweis auf Paul geliefert hätte.
    Da zuckte Sara zusammen.
    Das Licht ihrer Lampe war auf ein Gesicht gefallen.
    Sie brauchte gefühlte zwei Sekunden, um zu realisieren, dass dieses Gesicht aus Stein war. Und es war nicht das einzige, das ihnen aus blind wirkenden, pupillenlosen Augen entgegenblickte. Die Gesichter bildeten vor ihnen einen gut drei Meter hohen Halbbogen, hinter dem sich ein weiter, hoher Raum erstrecken musste, denn der Schein ihrer Taschenlampen traf dort weder auf Wände noch auf die Decke.
    Nur auf Grabmäler, Grüfte und Gedenksteine.
    »Ein Friedhof?«, hauchte Sara.
    Theo trat stumm an ihr vorbei und ging ein paar Schritte tiefer in diese an einen Dom gemahnende Kaverne hinein.
    Einen Augenblick lang erlag Sara dem Eindruck, über ihnen baumelten Gehängte, deren Beine aus dem Dunkeln nach unten ragten. Dann erkannte sie, dass auch diese Körper aus Stein waren, Engelsfiguren, die wie Stalaktiten aus dem unsichtbaren Steinhimmel dort oben herunterzuwachsen schienen.
    Sara folgte Theo. Wie er ließ sie den Lampenschein nach links und rechts wandern. Jede Grabstätte zeigte den Namen des dort Bestatteten und das Datum seines Todes. Sara wusste nicht, wer diese Leute waren, und warum man sie hier zur Ruhe gebettet hatte. Die Namen ließen allerdings den Schluss zu, dass es sich um Menschen aus aller Herren Länder handelte.
    Halblaut murmelte sie ein paar der Namen vor sich hin: »Jos´e Espinosa … Thor Lundgaard … Irena Babin …«
    »Sara!«
    Sie fuhr zusammen. Theo war stehen geblieben. Sie ging zu ihm.
    »Fällt dir etwas auf?«, fragte er.
    »Kommt drauf an, was du meinst.«
    »Die Sterbedaten.«
    Sara ließ den Lichtkegel über eine Reihe von Steinen wandern und achtete nun weniger auf die Namen und mehr auf die Datumsangaben. Schon nach dem dritten wurde sie stutzig.
    »Viele dieser Leute sind an ein und demselben Tag gestorben.«
    Theo nickte. »Und zwar an meinem Geburtstag.«
    Die Merkwürdigkeiten waren damit noch nicht zu Ende.
    Theo hielt die Lampe, zufällig oder absichtlich, auf einen breiten Stein gerichtet, der schräg über einem Doppelgrab aufragte.
    Sara las einen der Namen darauf.
    Zugleich hob irgendwo in dieser immerwährenden Nacht ein gespenstischer, wortloser Gesang an, ein Summen, eine Melodie, im reinsten Sinn des Wortes unheimlich schön.
    Dennoch konnte Sara den Blick nicht von dem Namen wenden.
    Roxane Fortier …?
***
    Je näher sie kam, desto klarer hörte Roxane jene Nocturne, die den beiden Menschen innegewohnt hatte, die sie bis zu deren Tod so geliebt hatte wie danach niemanden außer Rutger Döberin.
    Weil niemand sonst zum Lieben übrig war …?
    Sie ignorierte den Gedanken und ergab sich der Erinnerung, die diese Melodie, die allein sie hören konnte, heraufbeschwor – an die schrecklichste Stunde ihres Lebens, die im Erinnern nur eine Sekunde dauerte, in der sich zutrug, was damals alles geschehen war, und nach der nichts mehr so gewesen war wie zuvor.
    Die Erinnerung setzte ein in dem Moment, da ihr Vater sich über dem Leichnam ihrer Mutter mit Dunleigh geprügelt hatte …
    Eigentlich hätte Dunleigh gegen einen Mann wie ihren Vater im Kampf keine Chance gehabt. Im Gegensatz zu ihm hatte Dunleigh nie seine Fäuste einsetzen müssen – ihr Vater verdiente (unter anderem) damit den Lebensunterhalt. Wie es jeder Fortier getan hatte, seit der erste Fortier der Garde der Musketiere des Königs Frankreich den Rücken gekehrt und in die Dienste der Erben getreten war …
    Roxane hatte lange nicht gewusst, warum ihre Eltern mit ihr unter der Erde und bei den Erben lebten. Sie hatte lediglich gewusst, dass

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