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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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es gewesen, sie noch eine Weile einzulullen, mit Fragen und Bemerkungen, die ihr Augenmerk mal auf ihn, mal auf Sara lenkten, um einen geeigneten Moment abzupassen. Diese Chance hatte er jetzt vertan. Er hatte sie auf das Gleis zurückgeholt, von dem er sie doch herunterlotsen wollte.
    Das hieß, er durfte nicht länger warten, er musste handeln, jetzt, und er konnte bloß hoffen, dass er sich nicht irrte, wenn er alles auf diese eine Karte setzte, die er im Ärmel zu haben glaubte.
    Er warf seine Lampe nach Fortier. Nicht um sie zu treffen oder gar in der dummen Hoffnung, sie damit aufzuhalten. Er wollte sie lediglich ablenken, für eine Sekunde, vielleicht für zwei – lang genug eben, um Sara ihre Chance zu verschaffen.
    Fortiers Blick richtete sich automatisch auf die ihr entgegenfliegende Lampe. Gleichzeitig warf Sara ihre beiseite. Fortiers Augen folgten auch deren Weg, und Sara verschwand aus dem Schein ihrer Lampe, während Theo voll hineintrat und Saras Flucht zusätzlich deckte.
    Das schien der Punkt zu sein, an dem sein Plan schiefging.
    Er hatte darauf gebaut, dass Fortier ihm nichts tun würde, weil sie ihn lebend haben wollte oder sogar brauchte, wofür auch immer.
    Ein Irrtum, wie es aussah.
    Fortier richtete den Revolver auf ihn. Die Mündung wirkte für die Dauer eines Lidschlags unmöglich groß. Dann verschwand sie hinter grell-weißem Licht, als Fortier ihre Lampe in seine Richtung drehte. In derselben Sekunde färbte sich das Licht zu orangerotem Feuer, und ein monströser Donnerschlag ließ scheinbar die ganze Welt erbeben.
    Theo hörte Saras Schrei. Laut und kurz; er endete wie abgeschnitten. Ein dumpfer Laut folgte.
    Dann verdrängte Stille die Echos des Schusses.
    Und Theo überwand die Angst um das eigene Leben.
***
    Roxane sah, wie sich der dunkle Schemen in der Luft fast überschlug und dann wie ein schwerer Sack zu Boden ging, hinter einer steinernen Grabeinfassung, ihren Blicken entzogen – auch weil jetzt Theo auf sie zustürmte, als sei er ein wild gewordener Stier.
    Roxane ließ ihn kommen. Ihr Blick fand seine Augen.
    Die Ähnlichkeit lag vor allem in ihnen. Als stammten ihrer aller Augen aus ein und derselben Schublade eines Glasaugenmachers.
    Aus irgendeinem Grund fiel ihr plötzlich der alte Wolff ein. Wohl seiner grünen Augen wegen. Sie hatte sich immer gefragt, was es mit der auffallenden, fast strahlenden Farbe seiner Augen auf sich hatte; als Kind schon hatte sie diese Frage beschäftigt. Eine Antwort hatte sie nie darauf erhalten, und irgendwann hatte sie dann aufgehört, danach zu suchen. Und jetzt nahm Nathan Wolff, in dem das Alchimistenblut seiner Ahnherren allzu dünn geworden war, sein Geheimnis mit ins Grab – wenn sie ihm denn eines gaben. Vielleicht reichte, was von ihm übrig war, nur noch, um eine Urne zu füllen.
    Welch ein Sturz …
    Von ganz oben nach ganz unten. Vom Sessel an der Spitze von ProMed, den Wolff für einen Thron gehalten hatte, durch eine Spülküche hinab in die Trümmer seines Traumes, die ihn begraben hatten.
    Beinahe zum Lachen …
    Roxane hob die Hand, in der schwer der Revolver lag.
    Theo war fast heran, seine zu Klauen gekrümmten Hände berührten sie beinahe, wollten sich in das gestohlene Sweatshirt krallen. Er wollte sie umbringen, und seine Augen verrieten Roxane, dass er glaubte, das schaffen zu können.
    Jetzt lachte sie.
    Sie trieb es zum Äußersten. Ließ sich von seinen Fingern berühren. Dann erst schlug sie zu.
    Der noch heiße Lauf des Revolvers traf Theo an der Schläfe. Es zischte ganz leise, als das heiße Metall seine Haut berührte. Die Wucht des Hiebes warf Theo zur Seite, wirbelte ihn herum, so wie Roxanes Kugel seine Freundin herumgewirbelt hatte. Und mit genau dem gleichen dumpfen Laut schlug auch Theo zu Boden.
    Ein alter Gedanke kam ihr wieder in den Sinn.
    Duplizität der Ereignisse …
    Sie lachte nicht mehr. Es war unheimlich, wie so vieles zweimal geschah.
    Sie trat neben den Reglosen, steckte den Revolver weg und hievte den Körper in die Höhe, bis sie ihn sich auf die Schultern laden konnte. Mit schweren Schritten verließ sie den Friedhof, auf dem eine ganze Welt begraben lag.
***
    Das Gelenk war verschraubt und versteift. Jetzt drang Fios Nadel durch Fleisch und Haut und vernähte sie über dem, was zusammenwachsen sollte.
    Eigentlich war es undenkbar, dass es gelingen könnte.
    Es sei denn, sie waren nicht nur vom gleichen, sondern vom selben Blut …
    In jedem Fall war es frevelhaft. Es war …
    …

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