Das Prometheus Mosaik - Thriller
konnte. Dann schlich sie zu ihrer Lampe, deren Licht ins Leere leuchtete. Und schließlich folgte sie, lautlos, wie sie hoffte, der Richtung, die Fortiers Schritte ihr wiesen.
Ab und zu sah sie den Schein von Fortiers Lampe. Sie schien immer wieder nach Wegmarken zu suchen, die man vermutlich nur fand, wenn man von ihrer Existenz wusste.
Immer dann, wenn sie das Licht entdeckte, ließ Sara sich ein wenig zurückfallen und wartete, bis Fortier nicht mehr zu hören war. Dann ging es weiter, mit dröhnendem Pulsschlag im Ohr und frierend in einer Haut aus kaltem Schweiß.
Was hoffte sie eigentlich zu erreichen? Was würde sie tun, wenn Fortier mit Theo ihr wo auch immer liegendes und wie auch immer geartetes Ziel erreichte? Sie war nicht bewaffnet, sie hatte keine Ahnung, wie man aus diesem Irrgarten hinausfand …
Es war dumm, was sie tat.
Aber es war auch das Einzige, was sie tun konnte.
Jedenfalls redete Sara sich das ein. Und wenigstens das gelang ihr.
Irgendwann – die Zeit schien über dieses Labyrinth hinwegzuwehen, ohne einen Weg hierherzufinden – erreichten sie einen anderen Teil dieser komplexen Anlage unter der Erde. Es schien Sara kaum vorstellbar, dass Menschen sie gebaut haben sollten. Wie lange das gedauert haben mochte? Wer hatte den Auftrag gegeben und wozu? Fragen, Fragen, Fragen, immer neue …
Dieser andere Teil unterschied sich weder in Bauart noch Beschaffenheit: Wände, Böden und Decken bestanden aus ineinandergefügten Steinen, die Türen aus Bohlen, die von schweren Eisenbändern zusammengehalten wurden. Dieser Teil jedoch wirkte … bewohnt. Und das lag nicht allein an den Fackeln, die für ein wenig Helligkeit sorgten.
Irgendwo weiter entfernt ging eine Tür, öffnete sich, schloss sich. Ließ nur Stille davor zurück.
Sara ging weiter, dicht an der Wand, nach jedem Schritt den Atem anhaltend und lauschend. Einmal glaubte sie, Stimmen zu hören, ohne sie zu verstehen und so kurz, dass es eine Täuschung sein mochte.
Im Gegensatz zu dem anderen Geräusch, das sie plötzlich vernahm.
Es stammte auch von einem Menschen, und zwar von einem, der Schmerzen litt.
Alarmiert folgte Sara dem Laut. Es gab so viele Türen hier … Immer wieder musste sie innehalten, bis das Geräusch von neuem anhob.
Wer war es, dem es da so schlecht ging? Paul? Oder schon Theo? Hatte Fortier ihm in der Kürze der Zeit bereits angetan, was sie Paul vielleicht längst angetan hatte?
Die Sorge um beide, um Paul und Theo, fraß in Sara wie eine dieser nackten, narbigen Ratten, die sie vorhin auf dem Weg hier herunter entdeckt hatte. Dennoch empfand sie für beide Männer ganz unterschiedliche Gefühle – zwar Zuneigung, Hingezogenheit, ja, aber für Paul doch anders als für Theo. Mit Paul geschlafen zu haben, dafür … schämte sie sich inzwischen beinahe. Es schien ihr im Nachhinein nicht richtig gewesen zu sein.
Und Theo …?
Die Erleichterung darüber, dass er noch am Leben war, hatte sie zusammengeführt, aber auch das Bedürfnis, nicht allein zu sein in dieser Situation – jemanden zu haben.
Mit Theo war es eine Sache zwischen Mann und Frau gewesen.
Mit Paul …
Der schaurige Schmerzensschrei wiederholte sich und unterbrach Saras Rekapitulation ihrer Gefühle für Paul. Sie ging langsamer, lauschte, blieb stehen.
Das Stöhnen schien hinter der Tür links von ihr hervorzukommen.
Ihre Hand schloss sich fest um die Klinke. Erst schien es, als ließe die Klinke sich nicht niederdrücken, dann merkte Sara, dass es ihre Hand war, die sich nicht bewegen wollte. Sie zwang sie dazu.
Die Tür ging fast lautlos auf. Der Raum dahinter lag im schwachen Schein einiger Lämpchen, die wie verlorene Sterne glommen.
Sara half nach und schaltete ihre Lampe ein.
Als Erstes sah sie eine Ansammlung abstrakter Schatten, die an die Wände projiziert wurden. Dann erkannte sie, was diese Schatten warf: Gerätschaften, wie sie für bewegungstherapeutische Zwecke genutzt wurden – eine Art Laufband, eine fahrradähnliche Konstruktion … Alles alt, aber nicht nur offensichtlich funktionstüchtig, sondern auch regelmäßig genutzt.
Sara bewegte die Hand mit der Lampe, und das Licht fiel auf einen Sarg aus Glas.
Jedenfalls war das ihr erster Eindruck. Dann erkannte sie ihren Irrtum – und zugleich auch, dass sie sich so sehr gar nicht geirrt hatte.
Der durchsichtige Behälter war etwas über mannslang, eine Anzahl von Schläuchen und Kabeln verbanden ihn mit einigen der Apparaturen, deren Anzeigen im Dunkeln
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