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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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all jene, die sich mir in den Weg stellten.«
    Feuer loderte in seinen Worten auf, erlosch gleich wieder, und Trauer und Bedauern kehrten zurück.
    »Wie gesagt, es war ein Missverständnis. Ich habe die Zeichen falsch gedeutet. Ich war anmaßend.«
    Fio schluckte. Sie wollte ihre Worte mit Bedacht wählen, aber dann fragte sie doch einfach nur noch einmal, betonter: »Was haben Sie getan, Professor?«
    Nun endlich drehte er den Kopf und sah sie an, so fest, als müsse er sich zwingen, vor ihrem Blick zu bestehen.
    »Ich glaubte, ich könnte den Jungen quasi von den Toten auf erwecken. Können Sie sich das vorstellen, Signorina Gallo? Können Sie sich das vorstellen?«
    »Sie …«
    Fios Kopf sackte kraftlos nach vorn. Immer noch den widerlichen Geschmack von Erbrochenem im Mund, fiel ihr Blick auf den … Patienten. Sie verstand noch immer nicht, nicht ganz. In ihrem Kopf fügten sich allerdings langsam Gedanken wie Scherben ineinander.
    Als sie schließlich wieder aufsah, blickte auch Döberin auf den jungen Mann hinab.
    Ist er jung …? Wie alt ist er …? Wie lange ist er schon so …? Was ist er …?
    Seine Wunden waren alt, aber immer noch schrecklich, sie waren schlecht und teilweise gar nicht verheilt, immerfort nässend und schwärend. Irgendwie musste sein Schmerzempfinden abgeschaltet worden sein; andernfalls hätte der Schmerz ihn sicher umgebracht. Darüber hinaus schien er regelmäßig bewegt zu werden, denn sonst wären seine Beine, die Arme, sein ganzer Körper ausgemergelt gewesen, dünn und schwach. Was er nicht war. Auch wenn es undenkbar schien, so sah der … Mann doch aus, als könne er jederzeit aufstehen und … was auch immer tun.
    »Ich wollte ihn retten, mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung standen und die ich dann endlich nutzen durfte.« Döberins Stimme klang schmerzhaft rau in Fios Ohren. »Stattdessen …« Er schüttelte den Kopf, wohl über sich selbst, über das, was er irgendwann törichterweise getan hatte.
    Nein, er hat es versucht. Nur gelungen ist es ihm nicht … offensichtlich nicht. Was immer es war, das er versucht hat …
    Fios Blick ruhte auf dem Patienten.
    »… stattdessen habe ich mich versündigt«, sprach Döberin weiter. »Und er«, sein Blick strich über den Daliegenden, wie es seine Hand nicht konnte, »muss büßen für die Sünden seines Vaters, sein Leben lang schon – das ich auf unverzeihliche Weise verlängert habe.«
***
    Sie blieb liegen. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie den Schmerz, froh, dass es nur der Schmerz des Sturzes war und nicht der einer Schusswunde.
    Sara war ihrem Instinkt gefolgt, hatte ihren Körper reagieren lassen, ohne ihn zu beeinflussen. Wie vom Katapult geschleudert, war sie, als der Schuss losging, in vollem Lauf mit einem Schreckensschrei hochgesprungen, hatte sich in eine ungeschickte Drehbewegung gebracht, die hoffentlich so aussah, als geschähe sie völlig unbeabsichtigt und als sei sie der Wucht geschuldet, mit der eine Kugel einen fliehenden Menschen in den Rücken traf.
    Am schlimmsten war der Aufprall gewesen. Ihr Körper hatte sich geweigert, den Sturz in einer Rolle abzufangen; er hatte sich regelrecht vom eigenen Gewicht zu Boden hämmern lassen, und Sara hatte tatsächlich für zwei, drei Sekunden die Besinnung verloren.
    Als sie wieder so klar sah, wie es hier unten eben möglich war, erkannte sie vor sich den Rand einer Grabeinfassung. Wäre sie mit dem Kopf oder dem Genick darauf geschlagen, hätte sie sich nicht mehr tot zu stellen brauchen …
    Gewagt war es trotzdem. Irrsinnig eigentlich. Sie erwartete, dass Roxane Fortier sich überzeugen würde, ob Sara wirklich tot war.
    Aber das Glück lachte ihr noch einmal.
    Roxane kam nicht. Sie ging und nahm Theo mit.
    Unerklärlich im ersten Moment, nachvollziehbar – wenn auch nicht zu verstehen – im nächsten. Die Roxane Fortier, die ihnen heute begegnet war, schien eine andere zu sein als gestern und am Tag zuvor in Berlin. Sie wirkte nicht mehr wie diese fleischgewordene Mordmaschine, die einzig aufs Töten programmiert war und dieses Programm mit allen Mitteln verfolgte. Heute war sie Mensch, immer noch auf ein Ziel fixiert, aber offenbar auf ein anderes. Irgendetwas musste mit ihr passiert sein, etwas, das buchstäblich tiefer reichte als die Verbrennungen, die sie erlitten hatte. Doch harmloser war sie damit nicht geworden; in dem Punkt machte Sara sich nichts vor.
    Sie wartete, bis sie Fortiers schwere Schritte fast nicht mehr hören

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