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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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die scheinbar ein Muster aus dunkelroten Blüten aufwiesen. Tatsächlich handelte es sich um Blut, um frisches, um halb getrocknetes und um verkrustetes Blut.
    Unter der Decke brannte eine vergitterte Lampe und übergoss Pauls Gesicht mit trübem wachsgelbem Schein, der es noch kränker aussehen ließ. Die Augen steckten wie in dunklen Rahmen, aber ihr Blick leuchtete auf, da er Sara traf, als sammle sich alles Licht der Zelle für eine Sekunde allein in ihnen.
    Sara trat mit zwei raschen Schritten zu ihm. Das Herz schlug ihr scheinbar bis zum Hals. Sie zitterte. Sie wollte etwas sagen, hundert Dinge, doch nicht eines kam ihr über die Lippen. Neben Pauls Bett ging sie in die Knie. Mit ihrer rechten Hand berührte sie seine klamme Stirn und strich darüber, mit der linken suchte sie seine Hand. Ohne sie zu finden.
    Sie war nicht mehr da. Sie fehlte ihm, wie der ganze Arm.
    Sara fuhr zurück, gebannt von dem Gefühl, von einem monströsen Hammer getroffen worden zu sein, der sie niederzuwerfen drohte. Ihr Gesicht musste jetzt so blass sein wie Pauls.
    Ein Wort nur fand den Weg aus ihrem Mund und tropfte in die beklemmende Stille, die düstere Stimmung, die wie ein übler Dunst den Raum füllte.
    »Was …?«
    Dennoch, dieses eine Wort drückte alles aus, was Sara bewegte und wissen wollte.
    »Lange Geschichte«, antwortete Paul. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Seine fahlen Lippen waren rissig.
    »Ich bring dich hier raus«, versprach Sara. Ihr Blick flog durch den zellenartigen Raum. Drei, vier Infusionsbeutel tröpfelten ihren Inhalt durch Schläuche in Pauls Adern. Andere Apparate waren abgeschaltet.
    »Wer hat dir das angetan? Und warum?« Saras Augen brannten, ihre Stimme bebte. Jedes Wort tat ihr im Hals weh, als müsse es herausgewrungen werden.
    »Ich versteh es«, sagte Paul rau, den Blick in die Ferne gerichtet. »Es gefällt mir nicht«, er versuchte ein Lachen, das misslang, »aber ich versteh’s.«
    »Was verstehst du?«
    »Warum sie es getan haben.«
    »Wer sind sie?«
    Sara zog mit fliegenden Fingern die Infusionsnadeln aus Pauls Körper.
    »Diese Frau …«
    »Roxane Fortier? Sie hat das getan?« Saras Blick fiel auf die Stelle, wo nur noch eine mit blutigen Verbänden umwickelte Schulter an Pauls fehlenden Arm erinnerte.
    »Nein, sie hat mich nur zurückgeholt.«
    »Zurückgeholt? Herrgott, Paul, wovon redest du?« Ihre Stimme drohte schrill zu werden.
    »Zurück, ja, hierher. Von wo ich entführt wurde. Sie hat nicht gelogen, Sara. Sie ist meine Mutter. Jedenfalls … hat sie mich zur Welt gebracht.«
    Sara schauderte. Sie ließ den Blick schweifen, meinte jedoch nicht nur diesen Raum, als sie zittrig fragte: »Hier?«
    »Hier irgendwo, ja. Das«, Paul machte mit dem verbliebenen Arm eine matte Bewegung, »ist mein Geburtshaus.« Wieder versuchte er zu lachen, und jetzt ging es ein klein wenig besser. Doch war es weit davon entfernt, belustigt zu klingen. Es war das bittere Lachen eines Menschen, der resigniert und sich in sein Schicksal ergeben hat.
    »Das hat sie dir erzählt?«
    »Das haben sie mir erzählt. Einiges davon jedenfalls. Aber auch das hätte es nicht gebraucht. Die Wahrheit«, wieder beschrieb sein gesunder Arm diese müde Bewegung, »liegt hier überall in der Luft, als wäre alles Geschehene, jedes Wort, jeder Gedanke, nie vergangen, wenn man … eine Antenne für so was hat. Und die habe ich ja … leider.« Er zwinkerte ihr zu und hatte Mühe, das Lid danach wieder zu heben. »Und jetzt«, fuhr er angestrengter fort, »weiß ich sogar, warum. Oder ich habe wenigstens so was wie eine Idee davon.«
    Sara war damit beschäftigt, die kleinen, von den Infusionsnadeln hinterlassenen Wunden zu verpflastern – und kam sich ein bisschen albern vor dabei … angesichts Pauls anderer Wunde.
    »Du weißt, warum du …«, sie hob die Schultern, »… Dinge empfängst?«
    »Vielleicht.« Paul versuchte seinerseits die Schultern zu heben, unbewusst, und sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. Seine Schmerzen schienen auf Sara abzufärben, sie litt mit ihm und verzog ebenfalls das Gesicht.
    Paul musste sich sammeln, ehe er weitersprechen konnte.
    »Das scheint mein … Anteil zu sein.«
    »Dein Anteil?« Sara wünschte, er würde Klartext reden. Andererseits war es fast ein Wunder, dass er überhaupt redete, und so drang sie nicht in ihn, sondern ließ ihn reden, was er reden wollte. Oder konnte. »Dein Anteil wovon?«
    »Vom Ganzen«, sagte Paul. »Von ihm.«
    Sara warf ihren eben erst

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