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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Sie gern unter vier Augen sprechen«, erklärte er und fixierte Fio unverwandt.
    Sie schluckte abermals, versuchte, all ihre Selbstsicherheit zusammenzuraffen, und antwortete dann doch mit nervöser Mädchenstimme: »Gern, Herr Professor.«
***
    Der gregorianische Chor, mit dem Fio sich am späten Nachmittag Kopf und Seele in tiefer Besinnung gefüllt hatte, klang noch in ihr nach. Und er schien nun, da sie den düsteren Korridor entlangging, selbst von den Wänden widerzuhallen, in diesem ältesten Teil der Universität, die ihrerseits die älteste im deutschsprachigen Raum war.
    Um diese Zeit, wenn nur noch wenige Studenten durch die Gänge liefen oder zu schleichen schienen, atmete das Gemäuer sein Alter aus, als hielte es tagsüber die Luft an. Es roch anders am Abend; die Menschen, die am Tage hier zugange waren, schienen ihre Gerüche mitzunehmen, sodass nur der universitätseigene zurückblieb. Jedes Jahr, das seit dem vierzehnten Jahrhundert vergangen war, schien seine Duftmarke hinterlassen zu haben, und alle zusammen vereinten sich zum Odem der Zeit und Geschichte, wie Fio ihn auch aus dem Sankt-Anna-Stift kannte.
    Andrea hatte einmal gemeint, es sei ein komisches Gefühl, in einem »so alten Laden« ein »so modernes Fach« wie Genetik zu studieren. Die daraufhin entbrannte Diskussion hatte Fio für sich entschieden. Die Genetik war für sie eine der ältesten Wissenschaften überhaupt, neu und modern war nur der Name. Im Kern aber war sie das Studium der Schöpfung per se und mithin um Ewigkeiten älter als die Wiener Universität oder sonst ein Lehrinstitut der Welt.
    Seufzend entlarvte sie die müßigen Gedanken als das, was sie wirklich waren: lediglich ein Versuch der Ablenkung von dem, was ihr bevorstand, und von dem sie nicht wusste, was es sein würde.
    Fio hatte damit gerechnet, dass Döberin ihre Freundin Andrea bitten würde, sie mit ihm allein zu lassen, oder dass er sie selbst kurzerhand zur Seite nähme … damit er ihr sein wie auch immer geartetes, in jedem Falle aber ominöses Angebot vortragen konnte.
    Das hatte er nicht getan. Stattdessen hatte er sie gebeten, ihn um halb sieben in seinem Büro aufzusuchen. Was im ursprünglichsten Sinn des Wortes unerhört war. Weder sie noch Andrea kannten jemanden, den Döberin je in sein Büro bestellt hatte. So weit sie wussten – und nach allem, was man sich so erzählte -, hatte noch kein Student Döberins Allerheiligstes betreten; es sollte sogar kaum einen Kollegen geben, der auch nur einmal hineingeblickt hatte.
    Die Tür, vor der Fio nun stand, kam ihr trotz des unanzweifelbaren Alters vor wie neu, glatt und makellos.
    Unberührt, dachte sie. Weil nie jemand an diese Tür zu klopfen wagte.
    Sie musste es jetzt tun.
    Fio ballte die Faust, hob sie allerdings noch nicht. Die eigene Hand kam ihr mit einem Mal sehr schwer vor.
    Was konnte Döberin nur von ihr wollen? Ausgerechnet von ihr?
    So wie Döberin als unsichtbar galt, kam Fio sich unsichtbar vor. Unscheinbar, unauffällig, bemerkenswert noch nicht einmal ihres Vornamens wegen; an der Uni gab es Studenten aus aller Herren Länder mit noch exotischeren Namen als dem ihren, Fiorenza. Sie litt nicht etwa unter einem Minderwertigkeitskomplex; sie war sich lediglich der Tatsache bewusst, dass sie nicht augenfällig aus der Masse herausragte, weder durch ihr Äußeres noch durch ihr Naturell. Sie war eine unter vielen, schlicht und ergreifend normal, nicht mehr, nicht weniger.
    Allenfalls war sie etwas gelehriger als andere, als Andrea etwa. Andrea war eine gute Studentin, sie war klug, fleißig, interessiert, und sie hatte in den vergangenen knapp acht Monaten nicht weniger gelernt als Fio. Nur musste Andrea sich alles erarbeiten, während Fio einfach zu verstehen schien, sich Dinge merken konnte, die andere niederschreiben und immer wieder durchgehen mussten. Fios Mitschriften der Vorlesungen waren allenfalls halb so umfangreich wie beispielsweise Andreas. Sie erfasste wie von selbst, worauf es ankam, was es festzuhalten gab, woran sich weiteres Wissen knüpfte, das mit dem Zugriff auf diese eine Information kettenreaktionsmäßig erfolgte, automatisch den Weg in ihr bewusstes Denken fand.
    Fio lagen das Lernen und das Thema selbst im Blut.
    Oder ist es in meinen Genen verankert?
    Allein zur Lösung dieser Frage mochte sich das Studium lohnen.
    Sie fand aber auch abgesehen davon immer mehr Gefallen an ihrem Fach. Ihr Interesse erwachte wie etwas, das lange in ihr geschlummert, von dem sie aber

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