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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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er sein Leben lang tot geglaubt hatte. Für Paul war diese Unmöglichkeit Grund genug gewesen, Sara um ihre Begleitung zu bitten, und für Sara Grund genug, ihm diese Bitte zu erfüllen. Weil sie neugierig war auf eine Frau, die die Stirn hatte, so etwas zu behaupten – und, das gab Sara sich selbst gegenüber durchaus zu, weil sie die Chance auf einen tieferen Blick in Pauls Vergangenheit witterte, die offenbar voller Geheimnisse und Rätsel steckte. Die Detektivin in ihr konnte nicht aus ihrer Haut, damit hatte sie sich längst abgefunden.
    Der Potsdamer Platz war Resultat eines ursprünglich verwegenen Plans, aus Milliarden Euro eine zugkräftige neue Mitte für die alte Hauptstadt zu erbauen. Dieses Ziel hatte man unübersehbar erreicht: Tag für Tag zog der verkehrsreichste Platz Europas Abertausende von Menschen an, einem Mahlstrom gleich, der ohne Wasser auskam, weil seine pure Faszination mächtig genug war. Für Paul Finn, oder jemanden wie ihn, musste dieser Ort die Hölle sein – eben all jener Menschen wegen. Weil er sie fürchtete – oder das, was in ihnen vorging und für ihn kein Geheimnis blieb.
    Geduckt wie ein Hund, der Prügel erwartet, schlich und eilte Paul durch die Heerschar aus Einheimischen und Touristen, die sich auch bei dem diesigen Wetter da tummelten, wo vor zwanzig Jahren noch nichts weiter gewesen war als Todesstreifen und verödetes Niemandsland. Eine Zeit, an die Sara selbst kaum noch Erinnerungen besaß.
    Die Replik der ersten Berliner Verkehrsampel, ein klobiges Ding, das ein wenig an die Wachtürme entlang der früheren Mauer erinnerte, war nur noch ein paar Schritte entfernt. Dort, zwischen Kollhoff-Haus, Sony-Center und DB-Zentrale, wollte sich die Frau mit Paul treffen, die angebliche Mutter mit ihrem angeblichen Sohn. Ein im Grunde symbolischer Ort für eine Wiedervereinigung. Und vielleicht gerade deshalb ein weiterer Grund für Sara, skeptisch zu bleiben.
    Paul blickte sich um. Nicht nur nach der Frau, die auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, sondern wiederum nach Verfolgern und wie jemand, der ein Gewitter im Anzug glaubte, ohne dunkle Wolken zu sehen.
    Sara verspürte einen Stich ins Herz. Sie hatte Mitleid mit ihm. Und wünschte sich, nicht zum ersten Mal seither, nicht mit ihm ins Bett gegangen zu sein. Paul war kein Mann, mit dem eine Frau ins Bett gehen sollte. Er war …
    … der geborene Sohn.
    Weil er in jeder Frau Muttergefühle weckte, den weiblichen Beschützerinstinkt, der ganz anders war als sein männliches Pendant. Machtvoller, drängender, vielleicht auch gefährlicher für den, der gefährlich zu werden drohte.
    »Siehst du sie?«, fragte Sara. Am Sockel der Ampel blieben sie stehen.
    »Wie denn? Ich kenne sie ja gar nicht«, gab Paul zurück, trotzdem nach allen Seiten Ausschau haltend, wo Menschen zu Dutzenden durch den Nieselregen liefen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, jeder in seiner eigenen Stimmung. Von allem schien eine Spur auf Paul abzufärben. Sein Blick folgte mal diesem, mal jenem Passanten, wie um herauszufinden, von wem er denn nun eigentlich was empfing.
    Oder so ähnlich …
    Sara gab auch diesen neuerlichen Versuch auf, das nachzuempfinden, was Paul erlebte. Ihr wurde schwindlig dabei. Sie konzentrierte ihre Gedanken auf Handfesteres, auf die Frau etwa, die sich bei Paul gemeldet hatte. Auch wenn sie bislang noch nicht mehr war als ein Phantom. Sie mochte sich zwar als Pauls leibliche Mutter vorgestellt haben, für ihn war sie dennoch in jeder Hinsicht eine Fremde; er wusste weder, wer sie war noch wie sie aussah. In dem Punkt war sie ihm voraus – sie wusste, wie er aussah; schließlich hatte sie sein Gesicht in der Zeitung oder auf dem Bildschirm erkannt. Er sehe, so hatte sie gesagt, seinem Vater sehr ähnlich. Von dem Paul ebenfalls geglaubt hatte, er sei tot, im selben Feuer umgekommen wie seine Mutter. Angeblich …
    Ich sag’s ja – Geheimnisse und Rätsel noch und nöcher …
    Wie hätte sie dieser Sache widerstehen sollen? Ausgerechnet sie, die sich schon im Alter von zehn Jahren mit der YPS-Detektiv-Ausrüstung fürs Berufsleben gewappnet wähnte?
    Eben …
    Immerhin, der obskure Anruf hatte eines bewirkt: Paul Finn war aus seinem Schneckenhaus gekommen, ein wenig jedenfalls – und das in zweifacher Weise. Zum einen war er hier, mitten in Berlin, mitten unter Menschen; zum anderen hatte er Sara von sich erzählt. Dass sie in der Zeit, die sie sich nun kannten, viel mehr von sich preisgegeben hatte als

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