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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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auf der Zunge lag. Sie musste die Lippen fest aufeinanderpressen, um sie nicht selbst zu stellen. »Wer ist ›wir‹?«
    »Dein … Vater und ich.«
    Sara bemerkte ihr kurzes Zögern; damit anzufangen wusste sie nichts. Paul nahm es entweder nicht wahr, oder er maß ihm keine Bedeutung bei. Nichts konnte für ihn im Augenblick bedeutsamer sein als das, was diese Frau ihm soeben eröffnete. Schließlich hatte er von klein auf geglaubt, keinen Vater mehr zu haben.
    »Er lebt auch noch?« Pauls Hand zitterte und mit ihr die Tasse, die er halb zum Mund geführt hatte. Sara wollte sie ihm abnehmen, damit er sich den Kaffee nicht in den Schoß kippte. Er machte einen unwirschen Laut, trank einen Schluck, stellte die Tasse wieder ab, bedächtig, für Saras Begriffe geradezu entnervend langsam. Natürlich wusste sie, was es mit dieser umständlichen Prozedur auf sich hatte. Paul versuchte damit Zeit zu gewinnen, ob nun bewusst oder unbewusst; Zeit, die er brauchte, um seine Wahl aus den zig Fragen zu treffen, die in ihm regelrecht hochkochen mussten.
    Unterdessen antwortete Fortier auf die Frage von eben, die im Grunde gar keine gewesen war, sondern nur Staunen und fassungsloses Feststellen.
    »Ja, er lebt auch … noch.« Wieder so ein Zögern, und wieder registrierte Sara es. Sie legte es in Gedanken ab wie das Teil eines Puzzles, das ihr in seiner Gesamtheit ein Bild dieser Frau zeigen sollte, zusammengesetzt aus all den kleinen Gesten und Auszügen ihres Gebarens, die Sara beobachtete. Natürlich tat sie das, weil sie dieser Frau gegenüber immer noch misstrauisch war; schließlich hatte Roxane Fortier bisher nichts gesagt, was ihre ungeheure Behauptung bewiesen hätte. Sie tat es allerdings auch, weil sie gar nicht anders konnte. Weil sie es mit jedem Menschen tat. Weil es für sie beinahe wie ein Sport war – oder wie eine Obsession, wie ihr Exmann gemeint hatte –, solche im Kopf zusammengesetzten Bilder mit den wirklichen Menschen zu vergleichen. Um sich dann über ihre Treffsicherheit zu freuen oder um ihr Urteilsvermögen zu prüfen und zu justieren, wenn sie daneben lag. Was immer seltener der Fall war.
    Ihr bisheriges Bild von Roxane Fortier wies noch große Lücken auf. Was davon zu erkennen war, fiel nicht zu Fortiers Vorteil aus. Andererseits mochte eine gewisse Animosität Pauls »Mutter« gegenüber mit hineinspielen; ein Gefühl, das Sara nicht leugnen konnte, das sie aber auch nicht weiter ergründen wollte. Weil sie schon eine Ahnung hatte, worauf sie dabei stoßen würde …
    »Aber …« Pauls Lippen zuckten, sein Blick wurde leer und füllte sich mit etwas anderem, mit einem fast anklagenden und auch flehenden Ausdruck, als mache er es dieser Frau einerseits zum Vorwurf, seine Welt aus den Fugen geraten zu lassen, und als bitte er sie andererseits, damit aufzuhören und, mehr noch, alles, was sie ihm enthüllte, umzukehren – kurzum, seine Eltern wieder tot sein zu lassen.
    Fortier begegnete seinem Blick nur mit Leere in ihren eigenen Augen. Alles, was sich von seiner Miene, seinen Worten hätte anrühren lassen, hatte sich aus ihren Augen zurückgezogen, versteckt vielleicht, um eben nicht berührt werden zu können.
    »Das Feuer«, sagte Paul. Er schluckte, das Sprechen schien ihm nicht leicht zu fallen. Er trank einen Schluck Kaffee, seiner Mimik nach zu urteilen mit Todesverachtung. »Was war mit diesem Feuer?«
    Eine ihrer dünnen schwarzen Brauen wanderte um einen halben Zentimeter die blasse Stirn hinauf.
    »Feuer?«, fragte sie, ein bisschen argwöhnisch, wie Sara fand. »Welches Feuer?«
    »Das Feuer, in dem ihr ums Leben gekommen seid!« Paul klang jetzt kaum noch wie Paul, seine Zunge schien schwer zu werden. Als hätte er nicht Kaffee, sondern etwas Hochprozentiges getrunken.
    »Wer hat dir von diesem Feuer erzählt?«
    Irgendetwas an dieser Frage, der Art, wie Fortier sie stellte, alarmierte Sara. Und mehr als dieser Alarm war da nicht; sie hatte keine Ahnung, was an Fortiers Ton sie warnte und wovor.
    Paul hob die Schultern. Die Geste schien ihn richtig Kraft zu kosten, über Gebühr anzustrengen.
    »Niemand«, antwortete er, jetzt beinahe lallend. Sein Gesicht wirkte müde, schlaff. Die Lider drohten ihm zuzufallen.
    Saras Beunruhigung wuchs.
    »Ich weiß es einfach«, fuhr Paul mühsam fort. »Weil ich dabei war.«
    »Interessant«, meinte Fortier, mehr zu sich selbst als an Paul gerichtet.
    Er öffnete den Mund, wollte die eine, die große Frage stellen, die ihn bewegen musste, wie

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