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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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tränten vom Schweiß, der ihm von der Stirn rann. Seine ganze Haut schien davon zu kleben, kalt und klamm.
    Die bloße Möglichkeit, Fortier könne ihnen noch auf den Fersen sein, trieb ihn hinter Sara Schaffer her, die vor ihm durch die Gänge rannte, immer auf das nächste Licht zu, in der Hoffnung, eines davon möge ihnen einen Weg aus diesem Labyrinth hinaus offenbaren.
    Theo hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Er rang so heftig nach Luft, dass es mit bloßer Anstrengung nicht erklärbar war. Unter dem fadenscheinigen Mäntelchen von Gefasstheit, das er sich zur Selbsttäuschung umgelegt hatte, steckte Panik, die ihm alles im Leibe zuschnürte. Dazu kam der quälende, bizarre Eindruck, sich der gehetzten Schritte zum Trotz nicht vom Fleck zu bewegen. Vielmehr war ihm, als zögen die Wände an ihm vorbei, aus Ziegeln hier, aus balkengestütztem Erdreich da, aus aufgeschichteten Bruchsteinen dort. Der Boden unter seinen Füßen war uneben genug, um ihn immer wieder straucheln zu lassen, überall feucht, stellenweise fingertief unter Wasser stehend, das ihm längst in die Schuhe gelaufen war.
    Und immer wieder und überall: Angst.
    Alte Angst vielleicht, jahrhundertealt, die Angst von Menschen, die lange vor ihnen aus Furcht um ihr Leben durch diese Tunnel geflohen sein mochten. Denn etwas anderes konnte dieses Kreuz-und-Quer nicht sein.
    Fluchttunnel. Aus dem Mittelalter. Oder Überbleibsel der jüngeren Vergangenheit Berlins.
    Die elektrischen Lampen an einigen Gangkreuzungen wunderten ihn. Vielleicht veranstaltete man Führungen hier unten durch dieses Tunnelnetz, das die Stadt, wie von riesigen Maulwürfen gegraben, regelrecht zu unterhöhlen schien.
    Hastig gedachte Überlegungen, der durchschaubare Versuch seines Gehirns, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ihn abzulenken von dem, was passiert war – und noch passieren konnte.
    Sein Fuß trat auf etwas Weiches, das, als er sein ganzes Gewicht darauf verlagerte, knackend wie ein trockener Keks und mit einem gleich wieder verstummenden Quieken nachgab.
    Theo spürte Übelkeit vom Magen her in seine Kehle hochschießen.
    So wie die Knochen der Ratte unter seinem Schuh schien auch sein Leben um ihn herum zu zerbrechen. Nichts war mehr so, wie es gewesen war, und was sich da veränderte, schien ihm noch lange nicht abgeschlossen.
    »Da lang!«, hörte er Sara rufen. Es klang, als dringe ihre Stimme direkt aus den Wänden links und rechts von ihm, die sich so dicht gegenüberstanden, dass er sie im Laufen mit den Schultern streifte.
    Sara rannte in den nächsten abzweigenden Gang hinein.
    Theo erreichte die Stelle, warf aus irgendeinem Grund einen Blick zur anderen Seite und rief nun seinerseits: »Nein, dahin!«
    Sara hielt inne, drehte sich um, kam zurück.
    Theo zeigte in die andere Richtung des sich kreuzenden Ganges. Ganz am Ende, wo das Licht kaum noch hinreichte, waren schwach die Stufen einer Treppe zu erahnen.
    »Okay«, sagte Sara auf seinen fragenden Blick hin. Sie hatten kein Ziel, nur die Absicht, aus diesem Irrgarten hinauszukommen, an der nächstbesten Stelle, und Theo hatte sie womöglich entdeckt. Er lief voraus.
    Die Stufen der schmalen Wendeltreppe waren von unterschiedlicher Höhe, der Weg hinauf mehr Stolpern als Steigen. Sie erreichten einen Absatz, Sara dicht hinter Theo.
    Die Tür, die ihnen den weiteren Weg verwehrte, sah er nicht, er konnte sie bloß ertasten. Der Riegel, der sie versperrte, metallen und rostig, ließ sich nur mit größter Kraft bewegen. Endlich schwang die Tür träge und knarrend auf.
    Theo trat hindurch und blieb stehen, so abrupt, dass Sara von hinten gegen ihn stieß.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Ich weiß, wo wir sind«, antwortete er und blickte nach links und rechts.
    »Ach ja?«
    »Ja.« Er nickte. Ein Lachen, für das es keinen wirklichen Grund gab, stieg in seiner Kehle auf. Er schluckte es hinunter.
    Sie waren einem Labyrinth entkommen und in einem anderen gelandet. In einem allerdings, das Theo kannte – und in dem er sich auskannte.
    »Das ist unsere Gruft.«
***
    Weder in den Tunnels unter der Stadt noch in den Gängen unter dem Krankenhaus hatte ihr Handy ein Netz gefunden. Jetzt, als sie der ›Gruft‹ entkommen war, wollte Sara abermals nach ihrem Telefon greifen, als Theo Lassing sie schon quer über den Gang und in einen Raum zog, der offensichtlich als Schwesternzimmer diente: ein Tisch, eine kleine Eckbank, ein paar Stühle, eine Küchenzeile, darauf Kaffeemaschine und Mikrowellenherd, dazu ein

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