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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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gesetzt, dann die betonte Frage: »Wer Sie sind?«
    Theo war, als krieche ihm ein Käfer aus Eis unter der Haut, die Wirbelsäule hinauf und wieder hinunter. Es war unheimlich, das gestand er, der Rationalist, sich ein: Sie stellte ihm genau dieselbe Frage, die er sich zuvor gestellt hatte. Er erinnerte sich auch, wann und wo er sie sich gestellt hatte: als Hajek ihnen mit einer Pistole gegenübergetreten war und Theo sich Antworten von ihm erhofft hatte, ohne sie zu bekommen.
    Wer bin ich …?
    Hajek war tot. Er würde ihm weder diese noch eine seiner zahlreichen anderen Fragen beantworten.
    Wer konnte es sonst?
    Niemand …
    Niemand, den Theo kannte. Er musste jemanden suchen und finden, der ihm Antworten lieferte. Und einen solchen Jemand – und die Wahrheit! – konnte er nur finden, wenn er nach Paul Finn suchte.
    Irgendetwas erfasste Theo nicht einfach, es packte ihn wie mit richtigen Händen. Etwas, das er noch nie erfahren, noch nie erlebt hatte. Etwas Fremdes, Neues – das ihm erschreckenderweise gar nicht einmal unangenehm war. Es war wie ein Fieber, stärker noch und ganz anders als die Adrenalinstöße, die ihn seit den Ereignissen auf dem Friedhof antrieben, ihn auf den Beinen hielten, ihn funktionieren ließen.
    Oder fühlt es sich so an, wenn man durchdreht, wenn man verrückt, wenn man wirklich wahnsinnig wird?
    Er zwang sich, diese Frage zu ignorieren. Wie ein Fremder, ein anderer kam er sich vor, als er zu Sara Schaffer sagte: »Kommen Sie, verschwinden wir erst einmal von hier. Dann überlegen wir uns …«
    Da ging die Tür auf.
    Und Theos Handy klingelte.
***
    »Sorry, uns ist drüben wieder einmal der Kaffee ausgegangen, meine Damen. Möchte bloß ein Tässchen schnorren …«
    Theo trat vor und dem Hereinkommenden in den Weg. Der kalte Pflock, der sich ihm vor Schreck gerade ins Herz gebohrt hatte, löste sich auf.
    »Yash.«
    Sein Freund und Kollege sah ihn groß an, in der einen Hand einen leeren Kaffeebecher, in der anderen sein Handy, das er beiläufig in der Tasche seines weißen Kittels verschwinden ließ; Theos Telefon verstummte.
    »Du? Na, das ist ja ein Ding. Ich wollte dich gerade anrufen …«
    Yash Kapoor musterte Theo von oben bis unten, dann fuhr sein Blick von Theos verdreckten Schuhen über den schlammverkrusteten, zerrissenen Mantel, streifte die blutverschmierten Hände und schweifte wieder in die Höhe, um ihm in die Augen zu schauen – was ihm sichtlich schwerfiel. Immer wieder wollte sein Blick abirren, über Theos Gestalt tasten, wie um sich zu vergewissern, ob er es wirklich war.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er fassungslos.
    Theo wollte zu einer Antwort ansetzen, wusste jedoch weder, wie er beginnen sollte, noch wo.
    Hinter ihm reagierte Sara geistesgegenwärtig, stellte sich vor den Fernseher und schaltete ihn aus.
    »Jemand hat auf uns geschossen«, sagte Theo endlich. Damit hatte es ja eigentlich angefangen – sah man davon ab, dass Paul Finn, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, entführt wurde; dass Sara Schaffer beinahe vergiftet worden wäre; dass Hajek ihr das Leben gerettet hatte – und jetzt selber tot war …
    Zum zweiten Mal in seinem Leben war Theo zum Heulen zumute. Doch dann verbrannten die aufsteigenden Tränen im Feuer jenes Fiebers, das ihn gepackt hatte und ihn regelrecht durchzuschütteln schien, wie um ihn zur Besinnung zu bringen.
    »Jemand hat auf euch geschossen?«
    Yashs Stimme erreichte Theo wie ein fernes Echo.
    »Hajek ist tot.«
    »Hajek ist tot?«
    »Yash.« Theo trat vor den Inder hin, packte ihn so an den Schultern, wie er selbst sich von dem gepackt fühlte, was da in ihm war. »Hilf uns. Bring uns hier raus. Es darf uns niemand sehen. Wir müssen uns verstecken, erst einmal jedenfalls. Wir sind in Gefahr, verstehst du? In Lebensgefahr!«
    Yash mochte sein einziger Freund sein, aber er war auch ein echter Freund, der beste, den man sich wünschen konnte. Das bewies er jetzt. Er stellte keine Fragen, handelte einfach nur. Sondierte den Weg, lenkte Menschen ab, führte sie aus dem Sankt Vinzenz, ohne dass jemand sie entdeckte oder gar erkannte. Fünf Minuten später saßen sie auf dem Krankenhausparkplatz in Yashs Auto. Theo überlegte immer noch, wie er dem Freund darlegen sollte, was passiert war; dass ihm nichts einfiel, lag vor allem auch daran, dass er es selbst nicht begriff. Nicht einmal in Gedanken schaffte er es, das Durcheinander der Ereignisse zu sortieren.
    »Vielleicht habe ich etwas, das euch

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