Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
Vom Netzwerk:
dem Gesicht des Söldners, der rote Fleck, der sich auf seiner Uniform ausbreitete und die bunten Federn des Carbonpfeils, die wie lustige Fähnchen im Wind wehten. Adrian fiel auf die Knie und erbrach sich in die Toilette, immer wieder, bis er ausgepumpt zu Boden sank.
    Er hatte drei Menschen getötet. Adrian redete sich immer wieder ein, dass es Notwehr gewesen war. Hätte er sie nicht erschossen, wären er und Eve jetzt tot oder in einem Käfig eingesperrt in Wilsons Höllenlabor.
    Und dennoch: Keiner der Männer hatte in diesem Moment auf ihn geschossen. Er hatte sie überlegt und kaltblütig aus der Deckung heraus getötet! Adrian war überzeugt davon, dass er keine andere Wahl gehabt und richtig gehandelt hatte. Trotzdem würde ihn dieser neblige Septembermorgen für den Rest seines Lebens verfolgen.
    Mit wackeligen Knien stand er auf und spülte sich am Waschbecken den Mund aus. Es war nicht mehr zu ändern, er musste nach vorne schauen.
    Als erstes musste er seine Wunden versorgen. In dem kleinen Medizinschrank fand er eine komplette Notfallapotheke: Verbandszeug und Pflaster, Aspirin und Paracetamol, Jod und Salben. Mit klammen Fingern zog er die nassen Sachen aus, schleppte er sich zur Dusche hinüber und legte die Hand auf den Warmwasserboiler. Das Wasser war warm, aber noch nicht heiß. Der Boiler würde noch einige Zeit brauchen. Trotzdem wollte er sich das dreckige Flusswasser vom Körper waschen, drehte den Hahn auf und trat unter die Dusche. Dankbar genoss er den tröpfelnden Strahl der alterschwachen Brause und zuckte zusammen, als das Wasser in seine Wunden gelangte.
    Nach einer Weile drehte er den Hahn zu, trocknete sich ab, setzte sich auf den Toilettendeckel und betrachtete prüfend seinen zerschundenen Körper. Er hatte großes Glück gehabt. Das Projektil hatte einen langen, hässlichen Kratzer an seiner Hüfte hinterlassen, der heftig brannte.
    Er desinfizierte die Wunde und legte sich einen Verband an. Dann wickelte er sich das Badetuch um die Hüften und betrachtete sich im Spiegel. Das Monstrum hatte drei Furchen quer über seine Brust gezogen. Die Wunden waren tief. Sie schmerzten bei jeder Bewegung und fingen an einigen Stellen wieder an zu bluten. Die Verletzung an seiner Schulter war beinahe noch ernster. Die Pfeilspitze hatte mehrere kreuzförmige, tiefe Schnitte verursacht.
    Er hörte Eve draußen auf dem Gang. Wenige Augenblicke später trat sie ins Bad. Sie hatte den grellen Bademantel angezogen und sah blass aus. Aber trotz ihrer Erschöpfung bemerkte Adrian eine feste Entschlossenheit in ihrem Blick. Was mochte in ihr vorgehen?
    „Du willst sicher duschen. Ich fürchte, das Wasser ist noch nicht richtig heiß.“
    Sie antwortete nicht. Stattdessen kam sie näher und berührte leicht seine Brust. Eve brauchte nicht viele Worte. Adrian verstand sie auch so.
    „Er hat dir weh getan“, sagte sie.
    „Ich wird’s überleben. Meinst du, du könntest mir einen Verband anlegen?“ Er hielt ihr ein Röllchen Verbandsmull hin. Eve nahm den Mull und wickelte ihn um Adrians Brust und Schulter, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. In ihrer Art, ihm den Verband anzulegen, lagen die professionellen Bewegungen einer erfahrenen Krankenschwester. Und zugleich war die Berührung ihrer Hände sanft und Trost spendend. Woher hatte sie das Wissen, wie sie den Verband anlegen musste? Hatte der Superchip in ihrem Kopf in Sekundenschnelle diese Informationen aus seinem Laptop gesaugt oder waren noch immer Erinnerungen an ihr früheres Leben irgendwo in ihrem Körper gespeichert. Wenn dem so war, wo steckten diese Erinnerungen? Konnte man sie wecken? Wo befand sich der Schalter, den Adrian drücken musste?
    Trotz seiner Erschöpfung erregte ihn ihre Nähe. Er empfand plötzlich eine seltsame Scheu, weil sie beide halbnackt waren. Eve schien das nichts auszumachen. Wusste sie überhaupt, was Nacktheit war?
    Als sie fertig war, murmelte er verlegen: „Ich geh’ nach nebenan“. Er raffte sein Verbandszeug zusammen und ging zur Tür. Eve streifte unbefangen den Bademantel ab und lächelte. Seine wachsende Erregung überraschte ihn und überflutete ihn wie eine heiße Woge. Niemand hat ihr gesagt, dass Erwachsene sich ihrer Nacktheit schämen , dachte Adrian. Er wandte sich schnell ab und ging ins Schlafzimmer. Dort saß er eine Weile auf dem Bett und lauschte dem Rauschen der Dusche. Er schämte sich ein bisschen, weil er sie begehrte. Sie kam ihm unschuldig wie ein Kind vor, ein Kind im Körper

Weitere Kostenlose Bücher