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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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vor einer Tür stand, deren Holzbohlen im Lauf der Jahrhunderte hart wie Stein geworden waren. Da er keinen Schlüssel zur Gruft besaß, setzte er das Stemmeisen an und hebelte das altersschwache Schloss auf. Hier gab es keine modernen Sicherheitsschlösser. Wozu auch? In dieser Gruft gab es nichts, was sich zu stehlen lohnte. Für Adrian allerdings war dieser Ort mehr wert als Gold und Juwelen: Er hoffte die Wahrheit zu finden.
    Die uralte Tür kreischte in ihren verrosteten Angeln. Adrian hielt inne und lauschte in die Dunkelheit hinaus. Alles blieb still, obwohl es ihm vorkam, als müsse das Quietschen bis ins Pfarrhaus vorgedrungen sein.
    Er zwängte sich durch den Türspalt und blieb in dem zwei mal vier Meter großen Vorraum stehen. Ein niedriger Durchgang führte links zu einem zweiten, größeren Raum, doch der interessierte ihn nicht. Dort hinten lagen Opa und Oma Raubritter begraben. Sollten sie ihn Frieden ruhen.
    Adrian klemmte die Taschenlampe in einen Mauerspalt neben der Tür und betrachtete die gegenüberliegende Wand. Er kannte diesen Ort von Christinas Begräbnis. Hinter den eingemauerten Basaltplatten ruhten die Überreste der Familie von Alsbach. In der untersten Reihe hob sich eine helle Marmorplatte vom dunkelgrauen Hintergrund ab. Die Messingbuchstaben blitzten im Schein der Lampe:
     
    Christina Sykes, geb. von Alsbach
    Geb. am 20.03.1980
    Gest. am 16.09.2006
     
    Adrianbückte sich und griff nach Meißel und Hammer. „Verzeih mir, Christina“, flüsterte er. Dann wickelte er den Lappen um das hintere Ende des Meißels und führte den ersten Schlag.
    Die Hammerschläge klangen trotz der dämpfenden Lappen erschreckend laut. Adrian arbeitete verbissen weiter und meißelte vorsichtig den Mörtel aus der Fuge rings um die Marmorplatte. Es ging leichter und schneller, als er gedacht hatte. Der Zement war feucht und zerbröckelte unter dem Meißel wie brüchiger Fensterkitt.
    Adrian hielt inne. Trotz der Kälte in der Gruft rann ihm Schweiß in die Augen. Die Totenruhe zu stören, war nicht nur einfach verboten. Es war ein Sakrileg. Adrian empfand tiefe Gewissensbisse. Einen Augenblick lang überlegte er, die herausgemeißelte Fuge mit dem Fertigzement, den er in einem kleinen Plastikeimer mitgebracht hatte, wieder zu schließen. Doch er musste Gewissheit haben. Die einzige andere Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden, war in der Müllverbrennungsanlage des Krankenhauses verschwunden. Adrian hatte keine andere Wahl. Er war Arzt, er kannte das Gesicht des Sensenmannes!
    Er setzte den Meißel wieder an und arbeitete verbissen weiter. Kurz darauf hatte er die Marmorplatte freigelegt. Er steckte das Stemmeisen in den Spalt und begann die Grabplatte auszuhebeln.
    Knirschend löste sich der Stein aus der Einfassung. Adrian wuchtete die schwere Grabplatte zur Seite und blieb einen Moment außer Atem auf den eiskalten Steinfliesen sitzen. Licht fiel auf das Fußende des hellen Eichensarges. Sein Anblick beschwor jenen Tag im September vor zwei Jahren wiederherauf: Die Messe in der Kirche, die Predigt des Pfarrers und die blassen Gesichter der Trauergemeinde. All das hatte Adrian wie durch einen Schleier wahrgenommen, unwirklich wie Bilder aus einem Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab. Nun fand dieser Alptraum eine unerwartete Fortsetzung. Er schüttelte die Erinnerungen ab und nahm seine Arbeit wieder auf. Wider Erwarten gelang es ihm ohne große Anstrengung, den Sarg aus der Wandöffnung zu ziehen. Nowaks Helfer hatten ihn auf Rollen in die Gruft geschoben und dann die Öffnung verschlossen.
    Wenige Minuten später stand der Sarg vor ihm. Auf dem Deckel lag noch das vertrocknete Gebinde aus Rosen, dass er vor zwei Jahren dort abgelegt hatte. Eine tödliche Kälte kroch in sein Herz. Was hatte er da begonnen?
    Seine Hände zitterten so sehr, dass er dreimal ansetzen musste, um die Verschlussbolzen aus dem Sargdeckel zu schrauben. Quietschend löste sich die erste der Schrauben.
    14 Evolution
    14
     
    Evolution
     
     
    Die Schmerzen waren schrecklicher als alles, was er bisher erlebt hatte. Was als dumpfes Wummern tief in seinem Kopf begann, breitete sich rasend schnell über seinen Körper aus und verwandelte sich in das Brennen des Höllenfeuers. Adam schrie gequält und wand sich auf dem nackten Betonboden, nur um Sekunden später aufzuspringen und in rasender Wut gegen Decke, Wände und die Blechverkleidungen der wummernden Klimaanlage zu schlagen, bis er erschöpft auf dem kalten Boden

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