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Das Puppenzimmer - Roman

Das Puppenzimmer - Roman

Titel: Das Puppenzimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Ilisch
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so etwas seltsam Endgültiges. Ich konnte einer Puppe jeden Tag einen anderen Namen geben, aber sobald ich ihn aufgeschrieben hatte, würde sie ihn für alle Zeit tragen. Und dann kam mir noch in den Sinn, was Lucy erzählt hatte: dass den Herrschaften ihr richtiger Name nicht gefiel. Ich wollte keinen Ärger bekommen, weil ich einer Puppe einen falschen Namen gab, Nummern waren da viel sicherer. Mit den Namen, die sich Miss Mountford für die Findelkinder ausdachte, waren die auch bis zum Ende ihres Lebens gestraft, so sie nicht irgendwann umbenannt wurden wie ich oder die arme Lucy.
    In diesem Moment wäre es doch praktischer gewesen, hätte die Puppe sprechen können. »Komm schon, verrat mir deinen Namen«, sagte ich und schüttelte das arme Kind. »Wenn du lachen kannst« – das war nach wie vor unbewiesen –, »sag mir wenigstens, wie du heißt.« Ich war natürlich froh, dass sie mir nicht antwortete. Hätte sie es getan, ich hätte sie vor Schreck zu Boden fallen lassen, dass sie sich ihren hübschen Kopf anschlug. Aber die Puppe schwieg.
    Egal, ich konnte den Namen erst einmal offenlassen, ich wusste auch so, welche Puppe gemeint war. Und vielleicht, wie ich Rufus kannte und Violet, war das wieder nur eine von ihren Fallen, die Probe, ob ich nicht heimlich doch in Versuchung geführt war, mit den Puppen zu spielen. Wenn mich jemand fragte, dann hatte ich die Puppe » Herbstkind « genannt, das war so etwas wie ein Name und doch keiner. Ich schrieb es mit Bleistift in das Buch, damit ich noch eine Möglichkeit hatte, es irgendwann zu ändern, wenn mir etwas Besseres einfiel, und zog zu guter Letzt die Puppe wieder an und setzte sie an ihren Platz zurück.
    Ich fiel fast hin dabei. Als ich aufstand, klappten meine Beine unter mir weg, die Knie waren mir eingeschlafen, und ich musste mich an der Wand hinter mir abstützen, lachend, weil ich an die Kugelknie der Puppe denken musste. Wie lang hatte ich so gesessen? Ich hatte überhaupt kein Gefühl dafür, ob das nun eine Stunde gewesen war oder drei – ich hatte langsam geschrieben und sorgfältig, aber so viel war es nun auch nicht gewesen; eine Seite hatte ich gebraucht, um mein rothaariges Herbstkind zu beschreiben.
    Aber meine Knie hätten es nicht deutlicher sagen können: Ich brauchte dringend Bewegung. Auslauf, am besten an der frischen Luft. Bis zum Abendessen musste es noch lange hin sein, und nach dem verstaubten Teppich, dessen feine Fusseln mich immer noch in der Nase kitzelten, war mir jetzt nicht danach, die Bibliothek zu entdecken. Ich musste in die freie Natur, hinaus in den Garten, und ihn endlich in seiner ganzen verwilderten Pracht kennenlernen, bevor Rufus auf die Idee kam, einen Mann anzuheuern, der diese Schönheit in Grund und Boden gärtnerte.
    Ich war zufrieden mit mir, und ich hoffte fast, auf meinem Weg ins Grüne Rufus oder Violet über den Weg zu laufen und von meinen Fortschritten berichten zu können. Arbeit war schön und gut, aber was ich wollte, war ein Lob. Ich verließ das Zimmer und schloss die Tür ab. Wieder ärgerte ich mich, dass ich keine Tasche für den Schlüssel hatte. Schließlich befestigte ich ihn hinter meinem Strumpfband, was etwas Verwegenes hatte und auch darüber hinwegtröstete, dass er dort sehr unangenehm drückte. Ich hatte von Frauen gelesen, die eine Pistole dort versteckten, also musste ich das doch auch noch mit einem einfachen kleinen Schlüssel schaffen! Und dann, endlich, machte ich mich auf den Weg in Richtung Garten.

Fünftes Kapitel
    Zwischen mich und den Garten hatten die Erbauer von Hollyhock eine Tür gesetzt, und die war verschlossen. Wie schon in der Nacht wollte mich die große Eingangstür in der Halle nicht ins Freie lassen, aber als ich mich dieses Mal am Schloss zu schaffen machte, wurde ich ertappt. Hinter mir hörte ich ein trockenes Räuspern, das so sehr nach Butler klang, dass ich mich nicht einmal umzudrehen brauchte, um zu wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Da stand er und blickte mich streng über den Rand seiner kleinen Brille hinweg an, ein älterer Herr mit hoher Stirn und hohlen Wangen, doch anders als bei Rufus hatte ich keine Angst, seinem Blick zu begegnen, und konnte ihn erwidern, freundlich und kühn zugleich.
    »Mr. Trent«, sagte ich – Alan hatte mir die Namen aller männlichen Hausangestellten verraten, und ich lernte schnell. »Ich würde gerne nach draußen gehen, können Sie mir sagen, wie die Tür geöffnet wird?«
    »Die Tür wird für die Herrschaften

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