Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Magen gerammt und ihm die beiden Punkte abgenommen. Oder die drei. Wobei er, warum auch immer, mittlerweile anfing, Torsten zu glauben, dass er nichts mit Jens’ Verletzung zu tun hatte.
»Ich mache dir einen Vorschlag, Fränkie, und ich meine es ernst. Ich habe jetzt meine zwei Punkte. Eine Aufgabe steht noch aus. Ich helfe dir dabei, sie zu lösen und den Punkt zu bekommen, okay? Auch wenn ich sie alleine lösen kann, bekommst du den Punkt. Und falls der Punkt von Jens noch auftauchen sollte, bekommst du den obendrauf. Was sagst du?«
Frank suchte in Torstens Gesicht nach Anzeichen, die ihm verrieten, was in Torstens Kopf vor sich ging, doch er konnte nichts entdecken. »Und was ist mit Manu? Und Jens?«
Torsten zuckte mit den Schultern. »Kupfer wird es wohl nicht mehr lang machen, und Manu ist verschwunden. Vielleicht hat der Kerl sie auch schon umgebracht. Oder sie hat sich freiwillig aus dem Staub gemacht, dann ist sie selbst schuld. Aber wir hatten das Thema doch schon mal. Überleg dir, was du möchtest, Fränkie. Vielleicht, dass Manu in ein paar Stunden hier herausspaziert, während deine Familie stirbt, weil du deine soziale Ader ausleben wolltest?«
Frank brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Das wollte er natürlich nicht. Auf keinen Fall.
Sein Innerstes wehrte sich gegen den Gedanken, Manuela und Jens zu opfern, um sich selbst zu retten. Aber es ging auch um Laura und Beate.
»Nein, das möchte ich nicht.«
»Das meine ich aber auch. Also, ich helfe dir, den letzten Punkt zu bekommen, das Angebot steht. Ein anderes kann ich dir nicht machen. Nimm es an, oder lass es bleiben.«
Frank warf einen Blick auf den Stofffetzen, der hinter der Schutzmaske herauslugte. Es nützte nichts, er würde nichts gegen Torsten ausrichten können. Und es war wohl besser, sich mit jemandem zu verbünden, gegen den man als Gegner keine Chance hatte.
»Ja, gut«, sagte Frank und dachte im gleichen Moment an Manuela. Was, wenn sie wieder auftauchte? Wie sollte er ihr erklären, dass er sich mit Torsten zusammengetan hatte? Gegen sie?
Torsten riss ihn aus seinen Gedanken, als er versuchte, die Fahne unter der Maske hervorzuziehen, was ihm nicht auf Anhieb gelang. Er stieß einen Fluch aus und zerrte an der Schutzmaske, bis er an die Fahne herankam. Mit einer Hand hielt er die Fahne hoch. »Lang ist’s her.«
Frank konnte sie nur schwach erkennen, aber das Bewusstsein, dass er ihre alte Bandenfahne vor sich hatte, dieses Stück Stoff, das er zum letzten Mal gesehen hatte, als es von einem Jungen auf einem Dach befestigt worden war, das kurze Zeit später einstürzen und den Jungen unter sich begraben sollte, ließ ihn erschaudern.
Torsten betrachtete die Fahne einen Moment, knüllte sie dann zusammen und versuchte, sie in seine Hosentasche zu stecken, aber dafür war sie zu groß. Also stopfte er ein Stück in seinen Hosenbund und ließ den Rest heraushängen.
»Verschwinden wir von hier?«
Frank nickte. »Ja, gut, gehen wir. Und wohin?«
»Wo ist Jens?«
»Jens? Ich habe ihn in ein Zimmer gebracht, in dem er vor den Ratten sicher ist.«
»Dann lass uns zu ihm gehen und nachsehen, wie es ihm geht.« Torsten wartete, bis Frank an ihm vorbei war, und folgte ihm dann. Das Handy hielt er so, dass Frank den Weg vor sich zumindest vage erkennen konnte.
Schon nach wenigen Schritten beschlich Frank das Gefühl, dass es ein Fehler sein könnte, Torsten zu Jens zu führen.
Was, wenn er es doch gewesen war, der Jens niedergestochen hatte? War sein Angebot an Frank vielleicht nur ein Trick, damit der ihn zu Jens brachte? Andererseits – warum das alles? Falls Torsten Jens wirklich niedergestochen hatte, dann hatte er das getan, um an den Punkt heranzukommen. Wenn er diesen Punkt aber schon hatte, dann brauchte er nicht mehr zu wissen, wo Jens war und wie es ihm ging. Zudem hätte Torsten dann jetzt schon drei Punkte und damit einen, den er gar nicht benötigte. Warum hätte er Frank dann die Fahne wegnehmen sollen? Oder gab es vielleicht noch einen anderen Grund, warum es Torsten wichtig war, dass Jens nichts mehr erzählen konnte? Aber welchen? Oder … Torsten hatte den Punkt gar nicht, und er war noch bei Jens. Aber selbst wenn … Franks Gedanken drehten sich immer schneller, er war vollkommen durcheinander und hatte das Gefühl, gar nichts mehr zu verstehen. Er schüttelte den Kopf, als könne er die Gedanken damit ordnen. »Was ist?«, fragte Torsten hinter ihm.
Frank hatte mittlerweile den großen Raum
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