Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Schmerz wieder in seinen Brustkorb, so dass ihm beinahe die Luft wegblieb.
»Was ist?«, fragte Manuela besorgt, als er aufstöhnte.
»Meine Rippen. Geht schon wieder.«
Er fingerte den Draht aus der Tasche und suchte nach Torstens Händen. »Hilf mir mal«, forderte er Manuela auf. »Ich brauche seine Hände.«
Er hörte, wie sie näher kam und sich bückte. Das Holzstück ließ sie neben ihm auf den Boden fallen, dann berührte ihre Hand seinen Arm.
Es dauerte eine Weile, bis sie Torstens Hände gefunden und so zusammengelegt hatten, dass Frank die Handgelenke mit dem Draht zusammenbinden konnte. Sie mussten ihn dazu drehen, was sich als nicht gerade einfach herausstellte.
Schließlich hatten sie es aber geschafft, und Frank richtete sich unter lautem Stöhnen wieder auf und setzte sich dann neben Torsten auf den Boden.
»Wir haben es geschafft«, sagte er zu Manuela und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
»Bist du sicher, dass das hält?«
»Ja, ziemlich sicher. Der Draht ist dünn und sitzt fest. Wenn er versucht, die Handgelenke zu bewegen, wird der Draht ihm ins Fleisch schneiden.«
»Weißt du, wie schwer er verletzt ist?«
Frank dachte an das Gefühl der warmen, feuchten Haare. »Er hat eine blutende Wunde am Kopf. Du hast ihn wohl voll getroffen.«
Eine Weile saßen sie zu beiden Seiten des reglosen Körpers stumm auf dem Boden, bis Manuela fragte: »Und jetzt?«
»Wenn er wieder zu sich kommt, werde ich ihm meinen Plan erklären«, flüsterte Frank ihr zu. Seit Torsten aufgetaucht war, hatten sie in normaler Lautstärke gesprochen. Doch jetzt durfte sie keiner hören. »Dann kann er sich entscheiden, ob er mitmachen will oder nicht.«
Laut fügte er hinzu: »Ich denke, er wird es nicht überleben. Damit sind zwei von uns tot. Wir haben das Spiel gewonnen.«
»Niemand von uns kann dieses Spiel gewinnen«, antwortete Manuela, und es klang so bitter und ernst, dass Frank sich über ihre schauspielerischen Fähigkeiten wunderte.
»Zumindest werden wir diese Nacht überleben und unsere Familien wiedersehen.«
»Ja. Hoffentlich. Falls der Irre die Spielregeln nicht noch mal ändert.«
Frank richtete seinen Blick in die Schwärze, dorthin, wo Manuela saß. Egal, ob das für diesen Psychopathen gedacht war, was sie gerade gesagt hatte, stimmte. Dieser Kerl hatte die Regeln erst kurz zuvor komplett geändert. Was sollte ihn daran hindern, es wieder zu tun? Zum Beispiel um zu verfügen, dass es nur einen Gewinner geben durfte? Oder gar keinen? Wie schon einige Male zuvor spürte Frank wieder diese Leere in sich, das Gefühl, dass er in dieser Nacht unumkehrbar aus seinem vertrauten Leben gerissen und in einen Albtraum geworfen worden war, aus dem er nicht mehr zurückkehren konnte.
Da saß er nun neben Torsten, den Manuela auf sein Geheiß hin niedergeschlagen hatte in der Hoffnung, dass er, wenn er wieder zu sich kam, auf einen irrwitzigen Plan einging, dessen Erfolgsaussicht mehr als gering war. Wie hatte Frank auch nur für einen Moment annehmen können, Torsten würde sich als Dankeschön für eine schwere Kopfwunde als Lockvogel zur Verfügung stellen? Aber … hatte er das wirklich angenommen? Rechnete er ernsthaft damit, dieser
Plan
könne durchgeführt werden, geschweige denn funktionieren?
Oder war es nicht vielmehr so, dass er von Anfang an damit gerechnet hatte, dass Torsten sich niemals auf etwas Derartiges einlassen würde? Und seine
Idee
in Wirklichkeit von vornherein eine ganz andere war, nämlich die, Torsten als Konkurrent in dem Spiel auszuschalten und damit sein eigenes Leben zu retten? Was ja im ersten Schritt auch gelungen war?
Erschüttert stellte Frank fest, dass er es nicht mit Sicherheit sagen konnte.
Aber wie war denn der Stand nun, kurz bevor dieses perverse Spiel enden sollte? Sowohl Jens als auch Torsten waren außer Gefecht gesetzt, vielleicht war Jens sogar schon tot. Manuela und er konnten das Spiel nun mit Leichtigkeit gewinnen. Sie hatten es quasi schon gewonnen.
Und wenn sie Torsten und vielleicht auch Jens dafür töten mussten? Frank schob den Gedanken schnell beiseite.
»Warum regt er sich nicht?«, fragte Manuela mit dünner Stimme. »Er müsste doch bald wieder zu sich kommen.«
»Ich weiß nicht, du hast ihn wohl recht hart getroffen. Vielleicht hast du ein bisschen zu fest zugeschlagen.«
»Was soll das heißen?« Nun klang ihre Stimme gar nicht mehr dünn, viel eher schwang Entrüstung darin mit, vielleicht sogar Wut.
»Das soll nichts
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