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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Menge und drehte sich bei jedem dritten Schritt um. Eine Kutscherin riss hart an den Zügeln, um sie nicht niederzufahren, und ließ die Peitsche dicht über ihrem Kopf knallen, aber sie schien sich weder der schnaubenden Pferde noch dem wütenden Gebrüll der Frau bewusst zu sein. Moiraine folgte ihr rasch, und ihre Besorgnis wuchs. Es würden noch drei oder vier Jahre vergehen, bevor Siuan die Stärke hatte, um Cetalia zu sagen, dass sie nicht länger für sie arbeiten würde. Eher würde es am Sonnentag schneien, bevor diese Frau sie vorzeitig entließ. Und die einzige andere Möglichkeit, warum sie in Canluum war … Moiraine stöhnte auf, und als ein Bursche mit großen Ohren, der Anstecknadeln aus einem Bauchladen verkaufte, sie besorgt ansah, warf sie ihm einen derart finsteren Blick zu, dass er zurückwich.
    Vielleicht hatte sich Siuan verplappert, oder man hatte ihr Buch mit den Namen gefunden, oder … Nein, es spielte keine Rolle, wie es passiert war. Sierin musste es herausgefunden haben, alles. Es würde ihr ähnlich sehen, Siuan zu schicken, um sie zu holen, damit sie sich unterwegs gegenseitig mit ihrer Besorgnis anstecken konnten. Vielleicht baute sie da Hirngespinste auf, aber sie konnte sich keine andere Erklärung vorstellen.
    Hundert Schritte vom Gasthaus entfernt drehte sich Siuan noch einmal um, wartete ab, bis sie sicher war, dass Moiraine sie gesehen hatte, und verschwand in einer Gasse. Moiraine beschleunigte ihre Schritte und folgte ihr.
    Ihre Freundin ging unter den noch dunklen Öllampen, die diesen schmalen, schmutzigen Durchgang säumten, auf und ab. Das dunkelblaue Kleid zeigte Spuren einer harten Reise, war fleckig und staubig. Siuan konnte nichts Angst machen, aber nun loderte Furcht in diesen scharfen blauen Augen. Moiraine machte den Mund auf, um sich ihre schlimmsten Befürchtungen über Sierin bestätigen zu lassen, aber ihre Freundin sprach zuerst.
    »Beim Licht, ich dachte schon, ich würde dich niemals finden, verflucht noch mal. Sag mir, dass du ihn gefunden hast, Moiraine. Sag mir, dass es der kleine Najima ist und wir ihn vor den Augen von hundert Schwestern der Burg übergeben und es hinter uns bringen können.«
    Hundert Schwestern? »Nein, Siuan, er ist es nicht.« Das hörte sich nicht nach Sierin an. »Was ist los? Warum bist du selbst gekommen, statt eine Nachricht zu schicken?«
    Siuan fing an zu weinen. Siuan, die das Herz einer Löwin und nie eine Träne vergossen hatte, wenn sie aus Mereans Arbeitszimmer gekommen waren. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Sie schlang die Arme um Moiraine und drückte sie fest genug, dass Moiraines Rippen schmerzten. Sie zitterte. »Ich konnte das keiner Brieftaube anvertrauen«, murmelte sie, »oder welchen der Augen-und-Ohren. Ich hätte es nicht gewagt. Sie sind alle tot. Aisha und Kerene, Valera und Luddice und Meilyn. Sie sagen, Aisha und ihr Behüter wurden von Wegelagerern in Murandy getötet. Kerene ist angeblich während eines Sturms im Alguenya über Bord gefallen und ertrunken. Und Meilyn … Meilyn …« Sie schluchzte so laut, dass sie nicht weitersprechen konnte.
    Moiraine umarmte sie und tätschelte ihr beruhigend den Rücken. Und sah bestürzt über Siuans Schulter hinweg. »Unfälle passieren«, sagte sie langsam. »Straßenräuber. Stürme. Aes Sedai können genauso leicht sterben wie alle anderen auch.«
    Es fiel ihr selbst schwer, das zu glauben. Alle? Ihr Vater hatte behauptet, einmal sei in Ordnung, zweimal könnte ein Zufall sein, aber drei oder noch mehr Male wiesen auf die Handlungen deiner Feinde hin. Er hatte gesagt, er hätte das irgendwo gelesen. Aber welche Feinde? Ihr kam ein Gedanke, und sie verdrängte ihn. Manche Dinge durfte man nicht denken.
    Siuan stieß sich ab. »Du verstehst nicht. Meilyn!« Sie verzog das Gesicht und rieb sich die Augen. »Fischscheiße! Ich drücke mich nicht deutlich aus. Reiß dich zusammen, du verdammte Närrin!« Das Letztere knurrte sie zu sich selbst. Sie führte Moiraine zu einem umgekippten Fass ohne Spundzapfen und setzte sie darauf. Dann befreite sie sich von dem Rucksack. Wenn das alles war, womit sie reiste, hatte sie vermutlich nicht einmal ein Kleid zum Wechseln dabei. »Du wirst nicht stehen wollen, wenn du hörst, was ich zu sagen habe. Was das betrifft, ich selbst will, verdammt noch mal, auch nicht stehen.«
    Sie zog eine Kiste mit gebrochenen Brettern ein Stück die Gasse herunter, setzte sich darauf, machte sich an ihren Röcken zu schaffen, sah zur

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