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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zusammen mit allem anderen zu opfern, das sie zurücklassen musste. Wenn sie jemand herumschleichen sah, würde er sich auch um diese frühe Morgenstunde nichts weiter dabei denken, aber nicht, wenn sie Satteltaschen über der Schulter trug. Sie nahm nur das mit, was in den im Umhang eingenähten Taschen Platz fand, Bürste, Kamm und Nähzeug, ein Paar Strümpfe zum Wechseln und frische Wäsche. Mehr war nicht drin. Es reichte, mit den Kreditbriefen und dem Rest Gold in ihrer Gürteltasche. Frau Palan schnarchte immer noch, als Moiraine die Tür hinter sich schloss.

KAPITEL 19

    Teichwasser
    Z u dieser Stunde war der Gemeinschaftsraum leer, allerdings kündete das Klappern von Töpfen und das Stimmengemurmel hinter der Küchentür von den Frühstücksvorbereitungen. Sie eilte durch eine Seitentür in den Stallhof des Gasthauses. Ungesehen, da war sie sich sicher. So weit, so gut. Der Himmel nahm gerade graue Farbe an, und die Luft hielt noch immer die Nachtkälte, aber wenigstens der Regen hatte aufgehört. Es gab ein Gewebe, um Regen abzuhalten, aber für gewöhnlich erregte es Aufmerksamkeit. Sie raffte Röcke und Umhang, um sie aus den Pfützen auf dem Hofpflaster herauszuhalten, und beschleunigte ihre Schritte. Je schneller sie wegkam, desto geringer das Risiko, gesehen zu werden.
    Nicht, dass sie jedem Auge aus dem Weg gehen konnte. Als sie eine der Stalltüren öffnete, um hineinzuschlüpfen, gab die Tür ein Quietschen von sich, und der Stallbursche, der Nachtdienst hatte, sprang von dem Schemel, auf dem er zweifellos mit dem Rücken an einen dicken Pfosten gelehnt gedöst hatte. Er war ein hagerer Bursche mit Hakennase und den schräg stehenden Augen eines Saldaeaners und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar in einem vergeblichen Versuch, es zu glätten, und machte eine ruckartige Verbeugung.
    »Wie kann ich meiner Lady zu Diensten sein?«, fragte er mit krächzender Stimme.
    »Sattelt mein Pferd, Kazin«, sagte sie und drückte einen Silberpfennig in seine bereitwillige Hand. Es war ein Glück, dass es sich um denselben Mann handelte, der bei ihrer Ankunft Dienst gehabt hatte. Meister Helvin hatte eine Beschreibung von Pfeil ins Stallbuch eingetragen, das auf einem schrägen Pult an der Tür lag, aber sie bezweifelte doch sehr, dass Kazin lesen konnte. Das Silber ließ ihn zu Pfeils Box eilen. Vermutlich bekam er viel öfters ein Kupferstück.
    Sie bedauerte, dass sie ihr Lastpferd zurücklassen musste, aber nicht einmal eine närrische Adlige – das hatte sie Kazin murmeln hören: »Nur eine verrückte Adlige würde zu dieser Zeit ausreiten« – würde ein Lasttier auf einen frühmorgendlichen Ausritt mitnehmen. Bestenfalls würde er nach drinnen eilen, um sich zu vergewissern, dass sie ihre Rechnung beglichen hatte. Das hatte sie, sogar noch für einen Tag länger, aber es bestand die Möglichkeit, dass Cadsuane die Diener bezahlt hatte, um sie zu beobachten. An der Stelle der Grünen Schwester hätte sie das getan. So würde niemand Verdacht schöpfen, bis sie am Abend nicht zurückkehrte.
    Sie stieg in Pfeils Sattel, schenkte dem Stallburschen ein kühles Lächeln anstelle des zweiten Pfennigs, den er ohne die Bemerkung bekommen hätte, und ritt langsam auf die nassen, menschenleeren Straßen hinaus. Nur ein Ausritt, wie früh es auch sein mochte. Es versprach ein schöner Tag zu werden. Der Himmel schien sich ausgeregnet zu haben, immerhin, und es wehte kaum Wind.
    Die Laternen in den Straßen und Gassen brannten noch, sodass nirgendwo mehr als blasseste Schatten zu sehen waren, aber die einzigen Menschen auf den Beinen waren die Patrouillen der Nachtwache mit ihren Hellebarden und Armbrüsten, und die Laternenanzünder, die genauso schwer bewaffnet ihre Runden drehten und darauf achteten, dass keine Lampe ausging. Ein Wunder, dass Menschen so nahe an der Großen Fäule lebten, wo aus jedem dunklen Schatten ein Myrddraal treten konnte. Wächter und Laternenanzünder betrachteten sie überrascht, als sie vorbeiritt. Niemand ging nachts aus. Nicht in den Grenzlanden.
    Aus diesem Grund war sie überrascht, dass sie nicht die Erste am Westtor war. Sie zügelte Pfeil und wahrte sicheren Abstand zu den drei sehr großen Männern, die noch ein Lastpferd hinter ihren Reitpferden mitführten. Keiner trug Helm oder Rüstung, aber jeder führte ein Schwert an der Hüfte sowie einen schweren Reiterbogen, mit einem vollen Köcher vorn am Sattel. In diesem Land reisten nur wenige Männer unbewaffnet. Ihre ganze

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