Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Vollendung. Moiraine hoffte, dass es noch andere Sucherinnen gab, denn Siuan berichtete, dass Valera und Ludice sich noch immer in der Burg aufhielten.
Keine Eile! Moiraine brannte förmlich davon! Gerüchten zufolge gingen die Kämpfe weiter, viele Meilen südöstlich, aber nur in Geplänkeln; allerdings hieß es, sie seien sehr heftig. Anscheinend wollte kein Befehlshaber der Koalitionsarmee einen gefährlichen Feind, der sich schließlich auf dem Rückzug befand, zu sehr bedrängen. Das Letztere war sicher, denn es wurde von Aes Sedai berichtet. Gerüchte besagten, dass viele Murandianer und Altaraner bereits zurück nach Süden in ihre Heimat zogen und dass die Flüchtlinge aus Amadicia und Ghealdan planten, ihnen bald zu folgen. Und es gab Gerüchte, dass es Ärger an der Fäule gab und dass die Grenzlandbewohner bald nach Norden reiten würden. Doch anscheinend schenkten Aes Sedai den Gerüchten keine Aufmerksamkeit. Moiraine versuchte, sie auf die Geschichten anzusprechen, aber …
»Gerüchte sind irrational und haben hier keinen Platz, Kind«, sagte Meilyn streng, den gelassenen Blick über die Teetasse hinweg gerichtet, die sie auf den Fingerspitzen balancierte. »Also. Als Shivena sagte, dass die Realität eine Illusion ist, wo hat sie diese Einsicht von Willim übernommen und wo ist sie selbst darauf gekommen?«
»Wenn Ihr über Gerüchte sprechen wollt, dann über Gerüchte, die Falkenflügel betreffen«, sagte Kerene scharf. Sie spielte beim Unterricht immer mit einem ihrer Messer und benutzte es als Zeigestock. An diesem Abend war es das Gürtelmesser eines armen Mannes, das so alt war, dass der Holzgriff zersprungen und verzogen war. »Beim Licht, die Hälfte, die wir über ihn wissen, sind Gerüchte.«
Aisha seufzte und streckte einen dicken Finger aus, in ihren sonst so sanft blickenden Augen lag plötzlich ein harter Ausdruck. Sie war eine unscheinbare Frau, die man mit einer Bäuerin hätte vergleichen können, und sie trug ein Vermögen an Edelsteinen, Ohrringe mit großen Feuertropfen, lange Ketten aus Smaragden und Rubinen, aber an den Fingern bloß den Großen Schlangenring. »Wenn Ihr Euch nicht auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren könnt, ist vielleicht ein Besuch bei Merean nötig. Ja, ich dachte mir, dass Ihr das sagt.«
Nein, es war einfach unmöglich, sie von der Dringlichkeit zu überzeugen! Sie konnte nur warten. Und üben, nicht mit den Zähnen zu knirschen. Beim Licht, hoffentlich wurde sie möglichst bald geprüft. Mit der Stola auf ihren Schultern würde sie die Burg so schnell verlassen haben und nach dem Jungen suchen, wie ein Pfeil von der Bogensehne schnellte. Bald, aber nicht bevor sie alle Namen hatte. Oh, es war ein solches Dilemma!
In den Quartieren der Aufgenommenen brodelten mehr Gerüchte als üblich, aber es ging nicht darum, wer Streit mit wem hatte oder welche Grüne sich angeblich auf skandalöse Weise mit einem Behüter beschäftigte. Diese Geschichten kamen von Burgwächtern, von Soldaten, von Männern und Frauen in den Lagern, und sie drehten sich um die Kämpfe, um Männer, die auf heldenhafte Weise gestorben waren, und um jene, die Helden gewesen waren und noch lebten. Besonders über sie wurde viel gesprochen; ein derartiger Mann hatte möglicherweise die Qualitäten eines Behüters, ein Thema, über das viel von Aufgenommenen gesprochen wurde. Mal von denen abgesehen, die bereits wussten, dass sie das Rot wählen würden. Es gab Geschichten über Lager, die abgebrochen wurden, obwohl keiner wusste, ob sie nun dem Heer nach Osten hinterherzogen oder nach Hause zurückkehrten, und Geschichten über kleine Gruppen, die zurückblieben, um zu gewährleisten, dass die Frauennamen auch in die Geburtsgeldliste der Burg aufgenommen wurden. Immerhin reduzierte das die Möglichkeit, dass die richtige Frau sich unerkannt davonstehlen würde, aber wenn sie zu denen gehörte, die bereits erfasst worden und abgereist waren, würde sie dann zu jenen gehören, die man mühelos wiederfinden würde? Moiraine hätte vor Frustration schreien können.
Ellid Abareim hatte von einer Aes Sedai eine Geschichte gehört, bestand allerdings darauf, dass es sich um kein Gerücht handelte.
»Ich habe gehört, wie Adelorna es Shemaen gesagt hat«, verkündete Ellid mit einem Lächeln. Ellid lächelte immer, wenn sie sich in einem Spiegel sah, und wenn sie lächelte, schien sie immer in einen zu blicken. Eine böige Abendbrise im Schacht brachte die Wellen blonden Haares in
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