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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Niemals. Zu niemandem.«
    Aber Yuan, eine schlanke Gelbe, schaute zu Boden, Unwillen in den grauen Augen. Aha! Merean hatte an der Prüfung nicht teilgenommen. Elaida hatte versucht, sie durchfallen zu lassen, und zwar energischer als alle anderen, oder die Schwester aus Arafel hätte es nicht missbilligt. Aha!
    Die drei anderen Schwestern gingen, aber Anaiya und Verin eskortierten sie wieder nach oben, benutzten aber eine andere Route, als sie hinuntergegangen war. Nachdem sie sie verlassen hatten, ging sie in das Zimmer, in dem sie und Siuan so viele Tage mit dem Kopieren der Namen verbracht hatten, und fand zwei Schreiberinnen bei der Arbeit vor, genervt aussehende Frauen, die nicht begeistert waren, von einer Aufgenommenen, über die sie nichts wussten, mit Fragen belästigt zu werden. Konnte es sein? O beim Licht, konnte es sein?
    Sie eilte ins Quartier der Aufgenommenen – und wurde dafür dreimal von Schwestern gescholten; bis zum morgigen Tag würde sie eine Aufgenommene bleiben –, sie rannte fast und fand sowohl Siuans als auch ihr eigenes Zimmer leer vor. Einige der Exkursionen, die Namen von Neugeborenen erfassten, endeten jetzt früher, und der Mittag war schon lange vorbei, also ging sie die anderen Zimmer ab, bis sie Sheriam und Myrelle vor dem Kamin sitzend in Myrelles Zimmer fand, dessen kleiner Teppich einen zerfransten roten Rand hatte. Die Waschschüssel und die Kanne waren blau.
    »Merean hat Siuan vor Kurzem abgeholt«, sagte Myrelle aufgeregt. »Für ihre Prüfung.«
    »Habt Ihr …? Habt Ihr bestanden?«, fragte Sheriam.
    »Ja«, erwiderte sie und verspürte einen Stich Traurigkeit bei der plötzlichen Reserviertheit, die sich auf ihren Gesichtern abzeichnete. Sie standen sogar auf, die Hände griffen nach den Röcken, und fast hätten sie einen Knicks gemacht. Eine Kluft hatte sich zwischen ihnen aufgetan. Bis morgen war sie immer noch eine Aufgenommene, aber ihre Freundschaft war zu Ende, bis auch sie die Stola errungen hatten. Sie baten sie nicht zu gehen, baten sie aber auch nicht zu bleiben, und sie schienen erleichtert, als sie verkündete, auf ihr Zimmer gehen zu wollen, um dort auf Siuans Rückkehr zu warten.
    In ihrem Zimmer überprüfte sie das Buch in ihrer Gürteltasche, aber es gab keinen Hinweis, dass es geöffnet worden war, es gab keine verknitterten Seiten, weil jemand hastig darin herumgeblättert hatte. Was nicht bedeutete, dass es niemand gelesen hatte. Aber keine würde wissen, was sie da sah, solange sie nicht wusste, womit Moiraine und Siuan beschäftigt waren. Und Tamras Sucherinnen. Sie entsandte ein stummes Dankgebet, dass keine von ihnen zu den Schwestern gehört hatte, die sie geprüft hatten. Soweit sie es wusste.
    Eine Dienerin oder vielleicht auch eine Novizin hatte Feuer gemacht und ein Tablett auf ihrem kleinen Tisch abgestellt, und als sie das gestärkte weiße Tuch entfernte, das es bedeckte, enthüllte es eine größere Mahlzeit, als sie je in ihrem Leben gegessen hatte, Scheiben gebratenen Rindfleischs, Rüben in weißer Sahnesoße, Bohnen mit krümeligem weißem Ziegenkäse, Salat mit Piniennüssen. Da war ein runder Laib knuspriges braunes Brot und eine große Kanne Tee. Das Tablett musste eben erst gebracht worden sein, denn alles war noch warm. Die Burg hatte das Talent, die Dinge perfekt zu planen.
    Es waren viel zu viele Speisen, aber sie aß alles auf, sogar das Brot. Den ganzen Laib. Ihr gesamter Körper sehnte sich nach Schlaf, aber das war jetzt unmöglich. Falls Siuan scheiterte und das Scheitern überlebte – gebe das Licht, dass sie wenigstens überlebte –, würde man sie nur lange genug zurückbringen, damit sie ihre Besitztümer einsammeln und sich verabschieden konnte. Moiraine wollte Siuans Rückkehr auf keinen Fall verpassen. Also machte sie es sich mit einem kleinen ledergebundenen Buch auf ihrem Bett gemütlich. Entflammte Herzen mochte für eine Novizin nicht geeignet sein, aber es war eines ihrer Lieblingsbücher. Und Siuans. Jetzt starrte sie die erste Seite minutenlang an, bevor ihr klar wurde, dass sie kein Wort gelesen hatte. Sie stand auf, ging ein paar Schritte umher und nahm das Buch wieder gähnend auf, aber sie konnte sich noch immer nicht auf einen Satz konzentrieren. Siuan würde zurückkehren. Sie würde nicht aus der Weißen Burg verwiesen werden. Aber es gab so viele Möglichkeiten für einen Fehler, so viele Möglichkeiten zu scheitern. Nein! Siuan würde bestehen. Sie musste es. Es wäre ungerecht gewesen,

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