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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schweißperlen auf die Stirn, aber es gelang ihr, eine ausdruckslose Miene beizubehalten. »Ich schwöre unter dem Licht und bei meiner Hoffnung auf Rettung und Wiedergeburt, dass ich die Eine Macht niemals als Waffe einsetzen werde, außer gegen Schattengezücht oder als letzte Möglichkeit, um mein Leben oder das meines Behüters oder einer anderen Schwester zu verteidigen.« Das Gewand schrumpfte noch ein Stück, und sie atmete schwer durch die Nase und biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass daraus ein Keuchen wurde. Unsichtbar und völlig beweglich, aber so eng! Dieses Gefühl, dass ihr Fleisch zusammengequetscht wurde, würde verblassen, aber es würde erst nach einem ganzen Jahr völlig verschwinden. Beim Licht! Sie fragte sich, wie Elaida dieser letzte Eid gefallen hatte, vor allem der Teil mit den Behütern. Die Drei Eide blieben unverändert, gleichgültig, welcher Ajah man sich anschließen wollte. Dieser Gedanke half etwas.
    »Die Hälfte ist vollbracht«, intonierte die Amyrlin, »und die Weiße Burg ist Euren Knochen eingeprägt worden.« Aber sie vollendete die Zeremonie nicht. Stattdessen nahm sie den Stab und legte ihn in Siuans Hände. Moiraine kämpfte ein Lächeln nieder. Sie hätte Tamra küssen können.
    Bei Siuan gab es weder Schweißperlen zu sehen noch ein Aufkeuchen. Sie leistete die Eide mit klarer, starker Stimme und blinzelte nicht einmal, als sie sich in sie senkten. Siuan konnte kein körperliches Unbehagen aus dem Gleichgewicht bringen, nicht sie, die keine Träne vergossen hatte, bevor Elaida gegangen war, die keine Träne vergossen hatte, bevor sie Mereans Arbeitszimmer zusammen verlassen hatten. Siuan hatte das Herz einer Löwin.
    »Die Hälfte ist vollbracht, und die Weiße Burg ist Euren Knochen aufgeprägt worden«, sagte Tamra und legte den Eidstab wieder auf Aeldras Kissen. »Erhebt Euch nun, Aes Sedai, und wählt Eure Ajah, und alles wird getan, was unter dem Licht getan werden kann.«
    So viel Gleichmut Siuan auch bei den Eiden gezeigt hatte, bewegte sie sich genauso steif wie Moiraine, als sie aufstanden, sich formell vor Tamra verbeugten und ihren Großen Schlangenring küssten.
    Gemeinsam gingen sie zu den Blauen Schwestern. Langsam, mit so viel Anmut, wie sie zustande brachten, und ohne sich an den Händen zu halten; das wäre unmöglich gewesen, jetzt nicht mehr. Wie jede Aufgenommene hatten sie oft darüber diskutiert, welcher Ajah sie sich anschließen würden, hatten Vorteile und Nachteile abgewogen, als wüssten sie mehr als das, was allgemein bekannt war, aber im Verlauf des letzten Jahres hatten diese Diskussionen lediglich eine Wahl bestärkt, die sie bereits getroffen hatten. Die Blauen wollten Unrecht wiedergutmachen, was nicht immer das Gleiche war, wie Gerechtigkeit zu vollstrecken, so wie bei Grünen oder Grauen. »Immer auf der Suche nach Dingen, für die sich ein Streiten lohnt«, hatte Verin über die Blauen gesagt. Moiraine konnte sich nicht vorstellen, anderswo hinzugehören. Siuan lächelte, was sie nicht hätte tun sollen. Aber sie selbst tat es auch, wie sie erkannte, und sie konnte es nicht unterdrücken.
    Sobald ihre Richtung klar wurde, machten die Schwestern der anderen Ajahs ihre Knickse vor der Amyrlin und verließen den Raum, zuerst die Gelben, dann die Grünen, rauschten angeführt von ihren Sitzenden wie bei einer königlichen Prozession aus dem Gemach. Die Braunen gingen, dann die Weißen. Moiraine wusste nicht, wer die Reihenfolge bestimmte, aber sobald auch endlich die Roten verschwunden waren, schloss sich Tamra ihnen an. Was jetzt hier geschah, ging nur die Blauen etwas an. Aeldra blieb, um zu beobachten.
    Die drei zurückgebliebenen Sitzenden scharten sich um sie, während sich die kupferhäutige Leane, weidenschlank und fast so groß wie die meisten Männer, vorbeugte, um Moiraine die Stola mit den blauen Fransen um die Schultern zu legen, und die schlanke, dunkle und hübsche Rafela bei Siuan das Gleiche tat. Keine von ihnen wies schon das alterslose Gesicht auf, aber sie trugen Würde wie einen Umhang. Die Sitzenden waren die personifizierte Würde.
    Eadyth, deren weißes Haar bis zur Taille reichte, küsste zuerst Siuan und dann Moiraine leicht auf beide Wangen und murmelte dabei jedes Mal: »Willkommen zu Hause, Schwester. Wir haben lange auf Euch gewartet.« Anlee, die ein ernstes Gesicht hatte und langsam ergraute, die grün geschlitztes Blau trug und fast so viele Ringe und Ketten wie Gitara, wiederholte die Küsse und

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