Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
beobachten und wenig zu sagen.
Die Gemächer, die man für sie und Siuan ausgewählt hatte, befanden sich nebeneinander, ein Stück abseits des Hauptkorridors, und jedes bestand aus einem geräumigen Schlafzimmer, einem großen Wohnzimmer, einem Ankleideraum und einem Arbeitszimmer; alle Räume wiesen Kamine aus verziertem Marmor auf, deren prasselnde Feuer der kalten Luft ihren Biss raubten. Die Wände waren mit einer schlichten Holzvertäfelung versehen, aber auf dem blau gefliesten Boden lagen gemusterte Teppiche, manche mit Fransen, aus einem halben Dutzend Ländern. Auch die Möblierung passte nicht zusammen, hier ein Tisch mit einer Perlmutteinlage, wie er vor hundert Jahren in Cairhien Mode gewesen war, dort ein Stuhl mit rankengeschnitzten Beinen, von dem allein das Licht wusste, wo er herkam, und Lampen und Spiegel in so vielen Stilarten, wie es Lampen und Spiegel gab, aber nichts davon war angeschlagen oder hatte einen Sprung, und jedes Stück Metall und Holz war poliert worden, bis es glänzte. Die Besitztümer aus ihren Aufgenommenenzimmern waren nach oben gebracht worden, und Moiraines Bürste und Kamm lagen auf dem Waschständer, ihr Schoßpult aus Schwarzholz auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, ihr Schmuckkästchen auf einem Nachttisch im Schlafzimmer, und sie drückten den Räumen bereits ihren Stempel auf.
»Wir dachten, Ihr würdet gern in der Nähe wohnen«, sagte Anaiya, als sie wieder in Moiraines Wohnzimmer waren. Kairen und Cabriana standen neben ihr auf dem Teppich und schauten sie genauso oft an wie Siuan und Moiraine. Sie sprachen mit der Vertrautheit einer langen Freundschaft miteinander, aber Kairen und Cabriana ließen sich offensichtlich von Anaiya führen. Es war kaum merklich, aber für einen Beobachter, der im Sonnenpalast aufgewachsen war, offensichtlich. Nicht, dass das etwas zu bedeuten hatte – in jeder Gruppe gab es jemanden, der die Führung hatte –, aber Moiraine merkte es sich trotzdem.
»Ihr könnt Euch andere Räume aussuchen, wenn Ihr wollt«, fügte Kairen hinzu. »Viel zu viele Räume stehen leer, aber ich fürchte, sie sind so staubig wie die schlimmsten im Keller.« Sie würde Tar Valon bald verlassen, hatte beiläufig von Dingen gesprochen, die sie in Tear zu erledigen hatte. Konnte es sein, dass sie eine von Tamras Sucherinnen war? Das war schwer zu sagen. Aes Sedai verließen ständig die Burg, und andere kehrten zurück.
»Wenn Ihr die Räume wechseln wollt, kann ich dafür sorgen, dass sie sauber gemacht werden«, sagte Cabriana und zupfte an den Röcken, als wollte sie sich auf der Stelle darum kümmern. Sie klang beinahe begierig! Warum benahm sie sich so seltsam? Offensichtlich hatte sie unter den dreien die geringste Stellung, aber sie benahm sich bei Siuan und ihr genauso.
»Danke, nein.« Ihre Finger strichen über die Spitzenverzierung eines Stuhlkissens, und sie wollte sagen, dass die Räume sehr schön waren – die drei Schwestern hatten dafür gesorgt, das alles vorbereitet wurde, auch wenn Teppiche und Möblierung ein Geschenk der Ajah waren –, aber ihre Zunge weigerte sich, die Lüge zu formen, also begnügte sie sich mit den Worten »Sie sind mehr als ausreichend«. Jedes Kissen hatte einen Spitzenbesatz, genau wie die Bettdecken und die Kopfkissen. Selbst einige der Rüschen schienen Rüschen zu haben! Die Räume würden mehr als ausreichend sein, sobald sie diese Rüschen losgeworden war. Siuan hatte bei all dem Spitzenbesatz auf ihrem Bett lächeln müssen, als würde sie gern in einem Meer aus Kräuseln schlafen. Der Gedanke ließ Moiraine schaudern.
Sie bot Tee oder heißen gewürzten Wein an, bevor ihr klar wurde, dass sie keine Idee hatte, wie sie dafür sorgen sollte, aber Anaiya meinte, sie müssten es eilig haben, sich umzuziehen und zu frühstücken, und die anderen beiden nickten zustimmend und zupften an den Röcken.
»Das Essen kann warten«, sagte Siuan, sobald sich die Tür hinter den drei Schwestern geschlossen hatte. »Zuerst Eadyth. Hast du etwas aus dem herausgehört, was sie uns sagen wollte? Für mich hörte sich das an wie dein Spiel der Häuser.«
»Zuerst Eadyth, dann das Frühstück«, stimmte Moiraine zu, auch wenn der Duft des warmen Haferbreis und der eingemachten Aprikosen von dem abgedeckten Tablett auf dem Beistelltisch ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. »Aber ich habe keine Ahnung, Siuan. Nicht die geringste.« Und doch erinnerte es an Daes Dae’mar .
Im Ankleideraum hingen vier Kleider
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