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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ehrerbietung gefordert. Sollte sie einen Knicks machen? Sie begnügte sich damit, höflich mit in Taillenhöhe gefalteten Händen abzuwarten.
    »Ich bin Cetalia Delarme«, sagte die Schwester mit starkem tarabonischem Akzent und musterte sie von oben bis unten. »Der Beschreibung nach muss das hübsche kleine Porzellanpüppchen Moiraine sein.«
    Moiraine versteifte sich. Ein … hübsches … kleines … Porzellan … Püppchen? Es kostete sie ihre ganze Beherrschung, keine Miene zu verziehen und die Fäuste nicht um die Stola zu ballen. Der Gedanke an den Bauernhof half.
    Aber Cetalias Aufmerksamkeit galt bereits ihrer Freundin. »Dann seid Ihr Siuan, nicht wahr? Man hat mir gesagt, dass Ihr gut im Rätsellösen seid. Was haltet Ihr von diesem Rätsel?« Sie hielt Siuan ein paar Blatt Papier hin.
    Siuan runzelte die Stirn, als sie las, und Moiraine, die an der Schulter ihrer Freundin vorbei mitlas, tat das ebenfalls. Siuan blätterte die Seiten zu schnell durch, als dass sie alles mitbekommen hätte, aber es schien sich um nichts anderes als die Namen von Spielkarten zu handeln, und zwar in keiner besonderen Reihenfolge. Dem Herrscher der Kelche folgte der Herr der Winde, dem Herrscher der Flammen die Lady der Stäbe, aber dann waren es die Fünf der Münzen und die Vier der Kelche. Ein Rätsel? Es war Unsinn.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Siuan schließlich und gab die Seiten zurück. Das war es dann. Wenn es sich um ein Rätsel gehandelt hätte, hätte sie die Lösung erkannt.
    »Ach?« Das Wort verriet eine tiefe Enttäuschung, aber nach einem kurzen Augenblick fuhr Cetalia fort, und die Perlen in ihren Zöpfen klapperten leise, als sie nachdenklich den Kopf schräg legte. »Ihr sagt, Ihr seid Euch nicht sicher, also habt Ihr doch eine Ahnung. Wessen seid Ihr Euch nicht sicher?«
    »Es gibt ein Spiel, über das ich einmal etwas gelesen habe«, sagte Siuan langsam, »ein Kartenspiel, das von wohlhabenden Frauen gespielt wird. Es heißt Schlachtenreihe. Man muss die Karten in absteigender Reihenfolge in einem von verschiedenen Mustern legen, aber nur bestimmte Zusammenstellungen können auf andere folgen. Ich glaube, hier hat jemand jede Karte niedergeschrieben, wie sie ausgespielt wurde. Es handelt sich um eine Siegerpartie.«
    Cetalia hob eine Braue. »Ihr habt nur von dem Spiel gelesen?«
    »Fischertöchter können es sich nicht leisten, Karten zu spielen«, erwiderte Siuan trocken, und ein gefährlicher Blick trat in Cetalias Augen. Einen Augenblick lang glaubte Moiraine, eine Buße würde in der Luft hängen.
    Aber die tarabonische Schwester sagte bloß: »Ich wette, Moiraine hat diese Schlachtenreihe gespielt, aber ich vermute, sie hätte es nur als sinnlose Liste von Spielkarten bezeichnet. Das würden die meisten. Aber Ihr, die Ihr nur von dem Spiel gelesen habt, seid auf die richtige Antwort gekommen. Folgt mir. Ich habe noch ein paar Rätsel, die ich Euch vorlegen möchte.«
    »Aber ich habe noch nicht gefrühstückt«, protestierte Siuan.
    »Ihr könnt später essen. Kommt.« Offensichtlich war Cetalia der Meinung, dass mehr als einfache Ehrerbietung an der Reihe war.
    Moiraine sah zu, wie eine zögernde Siuan Cetalia folgte, und gestattete sich, der Frau einen finsteren Blick nachzuwerfen. Sicherlich war ein solches Verhalten hart am Rand der Unhöflichkeit. Offensichtlich gab es Nuancen. Nun, auch im Sonnenpalast bedeuteten Nuancen alles. Aber sie würden es nur für kurze Zeit ertragen müssen. In einer Woche würden sie fort sein, und sie hatte nicht vor zurückzukehren, bevor sich ihre volle Stärke manifestiert hatte. Natürlich außer Tamra wissen zu lassen, wo der Junge war. Diejenige zu sein, die ihn fand, würde wunderbar sein.
    Ihr Haferbrei war noch immer warm genug, um essbar zu sein, und sie setzte sich vorsichtig auf einen der gepolsterten Stühle am Tisch, aber bevor sie den zweiten Bissen gegessen hatte, trat Anaiya ein. Anaiya war in der Macht fast so stark wie Cetalia, also legte sie den Silberlöffel zur Seite und stand auf.
    »Ich würde Euch ja sagen, dass Ihr sitzen bleiben und essen sollt«, sagte die mütterliche Frau, »aber Tamra hat eine Novizin geschickt, die Euch holen soll. Ich habe dem Kind gesagt, ich würde Euch die Nachricht überbringen, weil ich Euch eine Heilung anbieten wollte. Manchmal hilft das bei der Enge der Eide.«
    Moiraine errötete. Natürlich wusste es mittlerweile jeder. Beim Licht! »Danke«, sagte sie, sowohl für das Heilen – der Druck

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