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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erinnerte ihre Stimme Siuan an silberne Glöckchen, aber Moiraine konnte den Vergleich nicht ausstehen. »Tamra hat mich mit der Verteilung der Geburtsgelder beauftragt.«
    »Verfluchte Asche!« Siuan probierte aus, wie sich diese Worte auf ihrer Zunge anfühlten. Jetzt würde es keine Prügel mit der Rute mehr geben, wenn sie so sprach, wie sie war. Sie hatte Aes Sedai gehört, die jeden Hafenarbeiter hätten erröten lassen. Allerdings schien sie einen leichten Geschmack nach Seife zu schmecken. »Hat sie einen Verdacht? Will sie sichergehen, dass du dich nicht einmischen kannst?« Vielleicht hatte Cetalia sie sich deshalb geschnappt. Nein, sie hatte in den Prüfungen der verdammten Frau zu gut abgeschnitten, dumm, wie sie gewesen war.
    »Ich glaube nicht. Man hat mich darin ausgebildet, ein Vermögen zu verwalten, auch wenn ich das nur wenige Monate getan habe, bevor ich zur Burg kam. Sie sagte, damit hätte ich alle nötigen Fertigkeiten.« Sie verzog die Lippen. »Ich würde ›ohne Aufgaben herumliegen‹, wie sie sich ausdrückte, und ich vermute, sie wollte einer Blauen einen beschwerlichen Auftrag geben, um fair zu sein. Was ist mit dir? Welche Rätsel solltest du dir für Cetalia ansehen?«
    »Eine Menge alter Berichte«, knurrte Siuan und ließ sich vorsichtig auf einen gepolsterten Stuhl sinken. Wenn sich ihre Haut doch bloß nicht so angefühlt hätte, als wäre sie drei Nummern zu klein! Sie goss sich ohne zu fragen eine Tasse Tee ein. Bei solchen Dingen fragten sie sich nie um Erlaubnis. »Ich sollte herausfinden, was vor vierzig oder fünfzig Jahren in Tarabon und Saldaea und Altara geschehen ist.« Sie hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, als sie sich auch schon den Mund zuhalten wollte, aber dafür war es nun viel zu spät.
    Moiraine setzte sich auf, plötzlich voller Interesse. »Cetalia leitet die Augen-und-Ohren der Blauen.« Das war keine Frage. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie sofort zum Herzen der Dinge kam.
    »Das darfst du nicht einmal flüstern. Die verfluchte Frau wird mich wie einen Ölfisch kochen, wenn sie erfährt, dass ich das weitererzählt habe. Vermutlich wird sie das sowieso tun, aber ich will ihr keinen Grund dafür liefern, bevor sie selbst einen findet.« Und das würde sie mit Sicherheit, wenn der heutige Tag ein Hinweis war. »Sieh mal, das Geburtsgeld zu verteilen kann doch nicht länger als ein paar Monate dauern. Danach kannst du gehen, wohin du willst. Lass mich wissen, wo du hingehst, und wenn ich etwas erfahre, versuche ich, es dir zukommen zu lassen.« Die Blauen hatten ein großes Netzwerk aus Augen-und-Ohren, durch das man genauso gut Nachrichten verschicken konnte wie Berichte bekommen.
    »Ich weiß nicht, ob ich ein paar Monate Zeit habe«, erwiderte Moiraine mit leiser Stimme und sah nach unten, was so gar nicht zu ihr passte. »Ich … ich habe etwas vor dir geheim gehalten, Siuan.« Aber sie hatten niemals Geheimnisse voreinander! »Ich habe große Angst, dass der Saal mich auf den Sonnenthron setzen will.«
    Siuan blinzelte. Moiraine, eine Königin? »Du würdest eine wunderbare Königin abgeben. Und fang nicht mit den Aes-Sedai-Königinnen an, die ein schlimmes Ende fanden. Das war vor sehr langer Zeit. Es gibt kaum einen Herrscher, der keine Aes-Sedai-Beraterin hat. Wer außer den Weißmänteln hat je etwas gegen sie einzuwenden gehabt?«
    »Es ist ein großer Schritt von einer Beraterin zur Königin, Siuan.« Moiraine setzte sich auf und zupfte die Röcke sorgfältig zurecht; ihre Stimme nahm diesen unerträglich geduldigen Tonfall an, mit dem sie für gewöhnlich Dinge erklärte. »Offensichtlich glaubt der Saal, ich könnte mich auf den Thron setzen, ohne dass sich in den Straßen der Pöbel zusammenrottet, aber ich will das Risiko nicht eingehen, dass sie sich irren. In den letzten beiden Jahren hat Cairhien auch so schon genug durchgemacht. Und selbst wenn sie recht haben sollten, niemand hat Cairhien lange beherrscht, ohne irgendwann bereit zu sein, sich auf Dinge wie Entführungen, Meuchelmorde und Schlimmeres einzulassen. Meine Urgroßmutter Carewin hat mehr als fünfzig Jahre lang geherrscht, und in den Augen der Burg war sie eine sehr erfolgreiche Herrscherin, weil das Land aufblühte und es zu ihrer Zeit nur wenige Kriege gab, aber man benutzt ihren Namen noch immer, um Kindern Angst einzujagen. Es ist besser, vergessen zu werden, als dass man sich an einen wie an Carewin Damodred erinnert, aber selbst mit Unterstützung der Burg,

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