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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Beobachtern bot, wenn er aufstand. Er
pflückte sich die Zweige von Haupt und Schultern, schob den Rest seines
stachligen Lagers zur Seite und krabbelte auf allen vieren zum Rand des Hains.
Dort lag er, beobachtete das Ufer und kratzte sich, wo ihn die Nadeln gepiekst
hatten.
    Der schneidende Nachtwind hatte sich so
weit gelegt, dass nur noch eine leichte Brise wehte, die kaum die
Wasseroberfläche bewegte. Der Fluss strömte ruhig und glatt vorbei. Sicherlich
war er zu breit und tief für die Blassen, sodass sie ihn nicht überqueren konnten.
Das gegenüberliegende Ufer wirkte wie eine solide Wand aus Bäumen, so weit er
sehen konnte. Innerhalb seiner Sichtweite bewegte sich dort absolut nichts.
    Er war sich nicht sicher, was er davon
halten sollte. Er konnte ganz gut ohne die Gesellschaft von Trollocs und
Blassen auskommen, selbst auf dem anderen Ufer, aber seine Sorgen würden sich
im Nu verflüchtigen, wenn die Aes Sedai oder der Behüter oder noch besser einer
seiner Freunde dort auftauchten. Wenn Wünschen Flügel
wüchsen, würden Schafe fliegen. Das hatte Frau
Luhhan immer gesagt.
    Er hatte kein Lebenszeichen seines
Pferdes entdeckt, seit er über die Klippe geritten war – er hoffte, dass es die
Fluten sicher durchschwommen hatte –, aber er war sowieso mehr ans Laufen
gewöhnt als ans Reiten, und seine Stiefel waren solide und hatten gute Sohlen.
Er hatte nichts zu essen, trug jedoch seine Schleuder an der Hüfte und außerdem
die Fangschlinge in der Tasche. Da war bald ein Kaninchen fällig. Alles, womit
er ein Feuer hätte entzünden können, war mit seinen Satteltaschen verschwunden,
doch aus den Zedern würde sich mit ein bisschen Mühe Zunder und ein Feuerbogen
herstellen lassen.
    Er zitterte, als der Wind in sein
Versteck blies. Sein Umhang befand sich irgendwo im Fluss, und sein Mantel, wie
auch alles andere, was er am Leib trug, war immer noch klamm und feucht von dem
unfreiwilligen Bad. Letzte Nacht war er zu müde gewesen, als dass ihn Kälte und
Feuchtigkeit gestört hätten, aber jetzt fror er erbärmlich. Trotzdem entschied
er sich dagegen, seine Kleider zum Trocknen über die Äste zu hängen. Der Tag
war nicht unbedingt kalt; allerdings konnte man ihn auch nicht gerade warm
nennen.
    Es war eben eine Frage der Zeit, dachte
er seufzend. Trockene Kleidung, ein wenig Ruhe, ein Kaninchen und ein Feuer, um
es daran zu rösten, und noch mal ein bisschen Ruhe. Sein Magen grollte, und er
bemühte sich, jeden Gedanken an Essen zu verdrängen. Er hatte Wichtigeres zu
tun. Alles zu seiner Zeit, und das Wichtigste hatte Vorrang. Das war typisch
für ihn.
    Sein Blick folgte der starken Strömung
des Arinelle flussabwärts. Er war ein besserer Schwimmer als Egwene. Falls sie
es hier herüber geschafft hatte … Nein, nicht falls . Der Ort, an dem sie angekommen sein musste , dürfte sich weiter
flussabwärts befinden. Er trommelte mit den Fingern auf den Boden, überlegte,
wog ab.
    Als er seine Entscheidung getroffen
hatte, verlor er keine Zeit mehr, sondern hob seine Axt auf und setzte sich in
Marsch.
    Auf dieser Seite des Arinelle gab es
keinen dichten Wald wie auf der anderen. Vereinzelte Gruppen von Nadelbäumen
standen neben kahlen Eschen, Erlen und Süßholzsträuchern. Weiter unten am Fluss
waren die Haine kleiner und noch nicht einmal so dicht wie diese hier. Er
huschte gebückt von einem Wäldchen zum anderen. Wenn er sich zwischen Bäumen
befand, warf er sich zu Boden, um die Ufer zu beobachten. Der Behüter hatte
behauptet, der Fluss werde für die Trollocs und Blassen ein unüberwindliches
Hindernis darstellen – aber stimmte das wirklich? Wenn sie ihn sähen, würde das
vielleicht ausreichen, um ihre Hemmungen, tiefes Wasser zu überqueren, zu
überwinden. Also beobachtete er ganz genau und rannte von einem Versteck zum
nächsten.
    Auf diese Weise legte er mehrere Meilen
zurück, bis er auf halbem Weg zu einer Gruppe von Weiden stehen blieb und zu
Boden starrte. Flecken nackter Erde durchsetzten das fahle Braun des
letztjährigen Grases, und in der Mitte eines solchen Flecks, direkt vor seiner
Nase, befand sich ein deutlich sichtbarer Hufabdruck. Langsam breitete sich ein
Lächeln über sein Gesicht aus. Einige Trollocs hatten Hufe, doch er
bezweifelte, dass sie beschlagen waren, und sie würden wohl kaum Hufeisen mit
den doppelten Kreuzstreben tragen,

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